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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bedauerlicher, als dieses Kind der Vereinigung entsprang. Krähenbart will das Kind nicht töten lassen, aber du weißt, wie Nachtsonne ist. Sie würde das Kind vor der ganzen Stadt lebend häuten lassen. Palmlilie - der Häuptling Krähenbart weiß, daß deine Frau kürzlich ein Kind bekommen hat. Er schätzt deine Treue und möchte dich um einen Gefallen bitten. Könntet ihr dieses Kind als euer eigenes ausgeben? Natürlich werdet ihr entschädigt. Du mußt allerdings geloben, das Geheimnis nie preiszugeben…«
    Keinen Augenblick hatte Palmlilie gezögert. Der Handel war abgemacht, und er und Distel waren mit dem Kind hergekommen, an die Nordgrenze, wo Distel im Ameisen-Clan Verwandte hatte. Sie hatte allen erzählt, die Babys seien Zwillinge, und sich bemüht, beiden Milch zu geben. Als sie keine Milch mehr hatte, fand sie eine andere Amme für Vogelkind.
    Vogelkind kniff das rechte Auge argwöhnisch zu und schaute von Distel zu Palmlilie, hin und her, als wollte er ihren Gesichtsausdruck prüfen. »Also welche Botschaft haben die Läufer gebracht, Vater? Ich hörte, wie die Ehrwürdige Mutter Kleeblatt ihre Ankunft meldete. Sie sagte, es sei dringend.« Palmlilie strich ihm die losen Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Du fragst immer so viel, mein Sohn. Also das Wichtigste war, daß die barbarischen Turmbauer wieder das Schildkrötendorf überfallen haben; sie haben mehrere Frauen mitgenommen und ein paar Häuser angezündet. Das Schildkrötendorf hat ihnen Rache geschworen. Die Läufer wollten uns warnen; wir sitzen mitten dazwischen.«
    »Aber warum wollten sie dann mit dir und Mutter sprechen, Vater?« Vogelkind wandte sich an Distel. Sie überlegte schnell. »Weil ich ein Maurermeister bin, mein Sohn«, antwortete sie. »Wenn entschieden wird, daß die Wehrbauten von Lanzenblattdorf zu verstärken sind, bin ich diejenige, die die neuen Mauern berechnet und baut.«
    Sein Gesicht zeigte Enttäuschung. »Und das war alles?«
    Palmlilie zuckte die Achseln und lächelte. »Ich hab ja gesagt, es war nichts Ernstes. Aber jetzt, glaube ich, ist es Zeit, daß du deine Seele ins Jenseits zurückträumst, mein Sohn. Da sind gewiß viele Geister, die mit dir laufen und jagen wollen.«
    Vogelkind sagte, schon gähnend: »Rotbacke und ich waren gerade dabei, Krieger der Feuerhunde zu töten. Er braucht meine Hilfe mehr, als er zugeben will.«
    Rotbacke war vor drei Sommern an einem gebrochenen Arm gestorben. Er war Vogelkinds bester Freund gewesen - und war es immer noch, wie es schien.
    »Schlaf jetzt, Junge.« Palmlilie zog die Decke über Vogelkinds Brust und schloß ihm die Augen. »Sag Rotbacke, daß er mir fehlt.«
    »Mach ich, Vater.«
    Palmlilie wartete, bis Vogelkinds Atem gleichmäßig ging, bevor er sich neben Distel ans Feuer setzte. Sie starrten sich an. Palmlilie strich ihr zärtlich über das Kinn. »Ich bin sehr müde«, flüsterte er. »Wir wollen heute nacht nicht mehr darüber sprechen.«
    Atemlos stieß Distel die Frage hervor: »Haben dich die Läufer gebeten, wieder als Krieger zu Gesegnete Sonne zu kommen?«
    Palmlilie biß sich auf die Lippen. »Nein … nicht genau. Verhüllt-Seinen-Schwanz sagte, Häuptling Eisenholz wollte mich nur wissen lassen, daß die Feindseligkeit zwischen den Clans und ihren verbündeten Dörfern wächst. Eisenholz fragte mich, ob ich bereit wäre, als sein Stellvertreter zurückzukommen, wenn es Krieg gäbe.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    Palmlilie zögerte. »Reg dich bitte nicht auf -«
    »Du hast ja gesagt.«
    »Ich habe gesagt, daß ich tun werde, was die Gesegnete Sonne von mir will und ich habe das aus einem bestimmten Grund so gesagt. Eisenholz möchte vielleicht, daß ich nach Krallenstadt zurückkomme, aber der Häuptling Krähenbart wahrscheinlich nicht.« Distel ballte die Fäuste. »Und du glaubst, der Kriegshäuptling versteht das? Daß du eigentlich nicht zurückkommen willst, und wenn, dann nur aus Treue gegenüber Krähenbart?«
    Palmlilie nickte. »Ja. Was auch immer du glaubst, mein Weib Eisenholz ist ein Mann von Ehre.« Distel betrachtete ihre Hände. In all den Sommern, die sie sich kannten, hatte sie niemals Männer kritisiert, die er achtete - selbst wenn sie mehr über sie wußte als er. »Geh zu Bett, lieber Mann. Du brauchst Ruhe, vielleicht mehr, als wir beide wissen.« »Bist du böse?«
    »Nein, nein einfach nur… müde.« Sie nahm seine Hand und drückte sie.
    »Komm auch zu Bett. Du mußt genauso erschöpft sein wie ich.« »Ja, bald.

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