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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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»Das ist es vielleicht!« Die Spannung wich aus seinem Gesicht. »Du meinst… Ich bin nicht Eisenholz' Sohn, sondern der von Krähenbart? Und einer der Feinde des Häuptlings fürchtet, daß ich die nächste Gesegnete Sonne werden könnte?«
    Maisfaser gab einen Laut des Abscheus von sich. »Nur wenn du aus dem Schoß von Nachtsonne kämst. Sie hat einen Sohn, der viel älter ist als du. Schlangenhaupt muß dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Sommer erlebt haben.«
    Die Clans des Rechten Wegs bestimmten die Abstammung durch die weibliche Linie; wenn ein Mann oder eine Frau starb, fiel seine oder ihre gesamte Habe gleichmäßig aufgeteilt auf die noch lebenden Töchter. Die Töchter verwalteten dann Ländereien, Häuser und Sklaven und gaben den Söhnen einen Anteil am restlichen Besitz, an Töpfen, Schilden, Waffen, Kleidern. Die Ehrwürdige Mutter der Ersten Menschen besaß folglich alles und traf alle Entscheidungen, ausgenommen solche über die Kriegsführung. Die Männer besaßen im allgemeinen wenig, doch ein Häuptling der Ersten Menschen »Es sei denn, seine Mutter heiratet wieder, dann könnte sie den neuen Mann zum Häuptling erklären. Aber jedenfalls herrscht Schlangenhaupt, bis sich Nachtsonne einen anderen erwählt.« Maisfaser ließ sein Handgelenk los und fuhr mit einem Zweig im Sand herum. »Und wenn ich vielleicht die Tochter des Häuptlings wäre und einen Teil seines Besitzes und seines Reiches erben würde - und das möchte vielleicht jemand verhindern?«
    »Da würdest du nicht viel erben«, sagte Vogelkind. »Nachtsonne ist die Besitzerin von allem. Ohne sie gehört dem Häuptling Krähenbart so gut wie nichts, außer einigen Waffen und Schmucksachen. Wärst du seine Tochter von einer anderen Frau, hättest du überhaupt keine Ansprüche. Nun ja, vielleicht hätten sie Mitleid und gäben dir ein Almosen, aber -«
    »Krähenbarts Schmuck könnte ungeheuer wertvoll sein, Bruder.« Vogelkind erwiderte: »Wer auch immer meine wirkliche Mutter ist, ein echter Sohn von Krähenbart hätte jedenfalls einen Anspruch auf seine persönliche Habe. Ich wäre es, der als möglicher Erbe für Schlangenhaupt eine Bedrohung sein könnte.« Er schluckte. »Glaubst du, das ist vielleicht der Mann, der mich töten will? Der Mann, den unsere Mutter fürchtet? Er soll sehr böse sein.«
    »Ich werde dir sagen, was ich denke«, sagte sie. »Warum sollten wir von einer Klippe springen, bevor wir nicht sicher sind, daß wir wirklich gejagt werden? Wir haben uns das alles ausgedacht, und vielleicht ist alles falsch. Ich glaube, wir sollten mit Mutter und Vater sprechen.«
    Sie wollte aufstehen, aber er packte ihre Hand. »Wir haben fünfzehn Sommer erlebt, Maisfaser, fast sechzehn. Wenn sie es uns bis jetzt noch nicht erzählt haben, dann werden sie es niemals tun. Du weißt doch, wie sie sind.«
    Sie fiel auf den Sand zurück. Ihre Eltern liebten Geheimnisse. Wie oft hatten sie und Vogelkind sie schon miteinander im Dunkeln flüstern hören, und immer ging es um furchterregende oder verbotene Dinge. »Vielleicht sollten wir jetzt eigene Pläne machen, Vogelkind. Wenn du schon gehen mußt, wohin -«
    »Tun wir doch so, als gingen wir dorthin, wohin sie uns senden, und… und dann gehen wir irgendwo anders hin! Zusammen.«
    Sie nickte. »Sehr gut. Vielleicht. Wir müssen uns das überlegen.«
    »Das machen wir gleich. In einem Mond können wir wieder heimkehren. Eine Weile werden sie besorgt sein, aber am Ende wäre alles gut. Vielleicht wären sie sogar wütend, aber sie beruhigen sich auch wieder. Sie haben sich immer beruhigt. Und dann -«
    »Hör zu! Wenn wir das wirklich machen wollen, dann kein Wort zu irgend jemandem. Verstehst du? Nicht mal zu Rotbacke im Jenseits. Er könnte es den Geistern der Ahnen weitererzählen, und wer weiß, wer es dann entdeckt.«
    »Ich sage kein Wort. Das ist versprochen.«
    Maisfaser ging auf die Knie und wischte sich die schwitzenden Hände an ihren Leggings ab. Das Aroma von zertretenem Salbei stieg ihr in die Nase. »Also gut, gehen wir hinein, um zu hören, daß sie uns wegschicken, und dann warten wir, bis sie außer Haus sind, und holen uns die Sachen, die wir brauchen.«
    »Danke, Maisfaser.«
    Sie lächelte selbstbewußt, aber Zweifel nagten an ihrem Herzen. Es ergab alles keinen Sinn. Außer… außer, daß ihre Eltern sie immer unterschiedlich behandelt hatten. Da gab es einen liebevollen Klaps auf Vogelkinds Schultern, ein ganz besonders zärtliches Lächeln, wenn sie ihn

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