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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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alte.
    Aber es wurde schlimmer mit ihm.
    Sie hatte ihn mit Sklavenmädchen tändeln sehen, die er betätschelte … und kein Wort darüber verloren.
    Nachtsonne verfiel jetzt in Laufschritt, in ihren Yucca-Sandalen trabte sie über den mondbeschienenen Pfad und atmete keuchend ein und aus. Windverwehter Kies knirschte unter ihren Füßen. »O ihr heiligen Himmelsgötter«, rief sie mit erstickender Stimme, »sagt mir doch, wie ich es besser machen kann. Es muß doch einen Weg geben, um das in Ordnung zu bringen.«
    Sie glaubte, schwache Schritte hinter sich zu hören, sah aber nur Wind im neuen Mais. Ein Coyote heulte auf dem Canyon-Rand hoch über ihr, und sie schaute hinauf. Blinkende Abendleute spähten auf sie hinab.
    Nachtsonne rannte schneller, um die Qualen aus ihrer Seele zu vertreiben. Als sie Kesselstadt erreichte, schien die Kolonnade, riesigen Zähnen gleich, tückisch nach ihr zu schielen. Sie wich nach rechts ab und nahm den Pfad, der zur Rinne des Rechten Wegs hinunterführte. Zwei Tage zuvor war Regen gefallen, und wie ein silbernes Band durchfloß Wasser die Senke.
    Sie rannte direkt darauf zu. Was sie auch tat, es mißfiel Krähenbart. Im vergangenen Mond hatte es sogar eine Zeit gegeben, da Krähenbart sie mit haßerfüllten Augen ansah. Von diesem Augenblick an hatte sie sich immer einsamer gefühlt, und dieses Gefühl nagte an ihrer Seele.
    Mitten im Weg ragte ein Stein auf, aber Nachtsonne sah ihn erst, als es zu spät war. Sie fiel über den Stein ins frische grüne Gras, das den Weg säumte.
    »Ah!« stieß sie hervor; der Schmerz schoß ihr in den Knöchel.
    Mokassins tappten über den Weg; sie sah einen großgewachsenen Mann auf sich zulaufen. »Gesegnete Nachtsonne«, sagte er mit tiefer Stimme, »hast du dir weh getan?«
    Er kniete sich vor sie hin, schaute ihr sorgenvoll ins Gesicht und betrachtete prüfend ihren Körper. Es war der neue Kriegshäuptling, Eisenholz. Bei der rituellen Ernennung vor einem Sommer hatte sie ihn kaum beachtet, kannte aber seinen Ruf. Er hatte ein sonderbares Leben geführt. Mit vierzehn Sommern hatte er geheiratet, aber noch vor Ablauf eines Sonnenkreises nach der Zeremonie waren Frau und Sohn im Kindbett gestorben. In seiner Trauer hatte er gelobt, nie mehr eine Frau anzurühren. Das Gelübde hatte er gehalten und sich nur noch der Kriegskunst gewidmet. Er war ein legendärer Krieger geworden. Die Bewohner kleiner Dörfer tuschelten, daß Eisenholz in Wahrheit einer der Großen Krieger sei, verkleidet herabgekommen, um das Volk des Rechten Wegs vor der Vernichtung zu bewahren.
    Nachtsonne lächelte. Gott oder kein Gott - er war ein gutaussehender Mann. Sein langes Haar trug er in einem Zopf, und das betonte die ovale Gesichtsform, die hoch angesetzten Wangenknochen und das kantige Kinn.
    »Es ist mein Knöchel.« Sie beugte sich vor, um ihn abzutasten, und ächzte. »Ich glaube, ich habe mir den Fuß verstaucht.«
    »Ich werde dich nach Hause tragen.« Er wollte sie packen. »Nein, nur… bitte… Ich möchte gern eine Weile hier sitzen bleiben. Du kannst ruhig wieder deinen Pflichten nachgehen. Ich stehe dann auf, sobald ich kann.«
    »Aber« - er runzelte die Stirn - »Gesegnete Nachtsonne, es ist für Leute deines Ranges nicht gut, nachts allein hier draußen zu sein. Die Mogollon-Hunde sind auf Raubzug. Sie könnten überall sein.« »Na gut«, sagte sie, Bitterkeit in der Stimme, »wenn sie mich heute nacht umbringen, dann brauche ich wenigstens nicht mehr nach Hause zu gehen.«
    Eisenholz schaute sie kurz an und dann zur Seite. »Darf ich dich in eine andere Stadt geleiten? An einen … angenehmeren Ort?«
    Offenbar hatte er etwas von ihrem Streit mit Krähenbart mitbekommen. Wie denn auch nicht? Als Kommandant hatte Eisenholz natürlich auf dem Dach, nahe dem Einlaß, Wache gehalten. Er hatte nicht nur den Streit gehört, er hatte sie bestimmt auch weglaufen sehen … und war ihr gefolgt, weit genug abseits, damit sie sich ungestört fühlen konnte, und nahe genug, um zu helfen, falls sie unwissentlich in Gefahr geriete.
    Sie rieb sich den Knöchel. »Nein, danke.«
    Er setzte sich neben sie ins Gras. Offenbar war er trotz ihrer Abweisung gewillt zu bleiben. Eisenholz starrte in die Ferne, auf die flackernden Feuer und die gezackte Linie der dunklen Klippen, auf alles, nur nicht auf sie. Er befeuchtete sich die Lippen. Er war nervös. Er wirkte etwas bekümmert. »Ängstlich?« fragte sie.
    »Hmm?« Er wandte sich ihr stirnrunzelnd zu.
    »Ich wäre an

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