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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Kindes eine Ausrede für seine Abwesenheit zu haben.«
    »Warum solltest du meinen Vater gebeten haben, den Jungen am Leben zu lassen?« wollte Schlangenhaupt wissen. »Das ist doch lächerlich, man hätte ihn schon vor der Geburt töten sollen.« »An die Mogollon-Legenden habe ich nie geglaubt«, sagte Düne.
    »Und ich hielt es für besser, nicht erst peinlicherweise gestehen zu müssen, daß die Gesegnete Sonne mit einer Feuerhund-Sklavin das Lager geteilt hatte. Das -«
    »Hast du Krähenbart vorgeschlagen, er solle für zehn Monde von hier verschwinden«, durchschnitt die dünne Stimme von Nachtsonne die düstere Stimmung, »aus Furcht, was ich daraufhin tun könnte?« Dünes Kopf begann langsam zu nicken. »Ja. Du hättest dich natürlich sofort von Krähenbart getrennt, nicht wahr?«
    Nachtsonne zog die Brauen zusammen. Sie bedachte die Frage. »Ja, das glaube ich auch. Ich hätte keine andere Wahl gehabt.« Sie schlug die Arme über der Brust fest übereinander. »Ich erinnere mich, ich habe ihn die Sklavinnen tätscheln sehen. Hätte ich aber gewußt, daß es Rehkitz war, um die er warb, dann wäre ich wütend gewesen - wegen der Legenden.«
    Und es hätte Wolkenspiel das Herz gebrochen. Wegen der Legenden haben wir ihr verboten, Spannerraupe zu heiraten, und dabei hatte ihr eigener Vater Eichelhähers Tochter beigelegen. Nordlicht breitete die Arme aus und trat an die Bank der Ältesten heran. Sein Priesterhemd raschelte leise. »Aber selbst, wenn die Legenden der Feuerhunde auf Wahrheit beruhten«, sagte Nordlicht, »waren Düne und ich der Meinung, es wäre richtiger, einen Mann zu bekämpfen, als ein kleines Kind zu ermorden.«
    Schlangenhaupt fragte höhnisch: »Und warum hast du mir dann jetzt gesagt, ich solle ihn umbringen ?« Er zeigte mit dem Stock auf die eingesunkenen Augen.
    »Ich hatte keine Wahl«, erwiderte Nordlicht leise. »Es war Krähenbarts letzter Befehl.« »Das war es nicht!« widersprach Schlangenhaupt. Mit einem anklagenden Finger deutete er auf Nordlicht. »Sein letzter Befehl war, das Kind meiner Mutter zu töten! Meiner Mutter!« Nordlicht schüttelte den Kopf. »Das hat er gesagt, aber Krähenbart war verwirrt und plapperte vor sich hin. Ich reimte mir zusammen, was er wirklich wollte, aus Bruchstücken, die er gesagt hat: ›Wenn jetzt ein Erlöser käme‹ und ›Eichelhähers Brut*. Erinnerst du dich, daß dein Vater so etwas gesagt hat?«
    Grollend gab Schlangenhaupt das zu. »So etwas Ähnliches, ja.« »Versteht ihr jetzt?« sprach Nordlicht die Ältesten an. »Krähenbart wußte, daß sich in den Sommern nach der Geburt des Jungen das Verhältnis zu den Mogollon ständig verschlechtert hatte. Immer wieder haben wir sie zurückgeschlagen. Wenn jetzt ein Erlöser käme, dann wären sie nur allzu bereit, ihm zu folgen. Krähenbarts letzter Befehl war dieses Kind zu töten. Und ich wußte, was er meinte.« Nordlicht atmete hörbar aus. »Aber ich konnte das Geheimnis nicht preisgeben. Nicht, solange Krähenbart noch am Leben war. Ich hatte es ihm versprochen.« Der Wohlklang seiner schönen Stimme schien die Versammlung verzaubert zu haben. Die Ältesten saßen da wie gebannt. Nachtsonne schaute auf Eisenholz, und er hielt ihren Blick so lange aus, daß ihr Herz gegen die Rippen trommelte. War das alles wirklich wahr?
    Schlangenhaupt warf einen Blick auf Nordlicht und dann auf Eisenholz. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »So ist das, du hast mich also belogen, Nordlicht!«
    »Das habe ich.«
    »Und damit«, sagte Kräuterblüte mit kratziger Stimme, »hast du uns vielleicht alle gerettet. Ich habe genug gehört. Mondglanz, was sagst du?«
    Das Silberhaar von Mondglanz schimmerte. Sie nickte. »Ich habe keine Fragen mehr.« »Und du, Singdrossel?«
    Der alte Mann rief: »Was? Sprich lauter!« Er fuhr herum, um auf die Lippen von Kräuterblüte zu sehen.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, beugte sich vor und schrie: »Ich habe dich gefragt, ob du genug gehört hast.«
    Singdrossel sah sie finster an »Nicht nötig, so zu schreien. Für mich ist sie unschuldig, wenn du das meinst.«
    Kräuterblüte seufzte. »Na also, dann gehen wir doch. Ich bin ziemlich müde, und mir tun die Gelenke weh.« Sie stand auf und wartete auf die anderen Ältesten; zusammen gingen sie zur Treppe. »Wartet!« schrie Schlangenhaupt. »Wir sind noch nicht fertig! Ich glaube nicht an Nordlichts Geschichte. Wie könnt ihr -«
    Kräuterblüte ging voraus und schob sich an Schlangenhaupt

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