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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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vorbei. Die anderen folgten ihr der Reihe nach und flüsterten miteinander.
    Schlangenhaupt eilte die Treppe hinauf und verzichtete dabei auf das Theater mit dem Stock. Nachtsonne hörte ihn rufen: »Kräuterblüte! Kräuterblüte, warte! Du denkst doch nicht im Ernst-« Als ihre Stimmen verklangen, griff Nordlicht nach der Bank, ließ sich darauf fallen und legte den Kopf in die Hände. Er zitterte.
    »Nordlicht!« rief Nachtsonne und machte zwei schnelle Schritte auf ihn zu.
    »Nein, es ist alles in Ordnung.« Er hielt eine Hand hoch. »Ich bin einfach… etwas erschöpft.« Nachtsonne kniete sich vor ihn und strich ihm zart über die Knie. »Alle diese Sommer hast du dieses Geheimnis für dich behalten, mein Neffe. Sogar vor mir.«
    »Ich halte mein Versprechen, Tante. Dir und deinem Mann gegenüber.«
    »Ja«, sagte sie sanft. »Ich weiß.«
    Düne kam mit einem Grunzen auf die Beine. Er humpelte zu Nachtsonne und tätschelte ihre Schulter. »Du bist frei.« Feuchte Strähnen seines weißen Haares hingen ihm über die Schläfen. »Schlangenhaupt weiß, im Augenblick kann er nicht gewinnen. Aber paß auf ihn auf. Man kann nie wissen, was er als nächstes anstellen wird, um dich zu vernichten.«
    Sie ergriff seine knotigen Finger. »Düne, ich danke dir für deine Hilfe.«
    Er schenkte ihr ein zahnloses Lächeln. »Es hat mich eine Menge Kraft gekostet. Ich bin zu alt für solche Spiele. Jetzt werde ich mal meine Decken suchen. Morgen sprechen wir weiter, wenn wir ausgeruht sind.«
    »Wenn's dir nichts ausmacht«, sagte Nordlicht, »komme ich mit. Ich bin sehr müde.« Düne nickte. »Das glaube ich dir gern. Du warst großartig, Sonnenseher. Komm, gehen wir, damit ich deine Gesellschaft genießen kann.«
    Nordlicht lächelte schwach über das Lob, küßte Nachtsonne auf die Schläfe und folgte Düne die Stufen hinauf.
    Nachtsonne blickte ihnen nach und schüttelte den Kopf; sie war erleichtert, aber ziemlich verwirrt. Sie wandte sich an Eisenholz, und er richtete sich auf, als erwartete er ihre Fragen schon. Sie starrten sich eine ganze Weile unverwandt an, ohne zu sprechen. Die Anspannung hatte rings um seine Augen tiefe Falten eingegraben; sein hellbraunes Hemd klebte feucht und faltig an seinem kräftigen Körper. Sie roch seinen moschusartigen Schweiß. Er mußte große Angst gehabt haben. Sie stand auf und ging zu ihm. »War irgend etwas davon wahr?«
    »Manches schon.«
    Nachtsonne zog die Brauen zusammen. Die Furcht wich von ihr, aber zugleich auch ihre Kraft. Sie warf einen Blick auf Wolkenspiel und dann auf Krähenbart, und Trauer und das Gefühl der Verlassenheit überwältigten sie. »O Eisenholz, was mache ich jetzt? Ich fühle mich so leer.« »Du tust, was du tun mußt. So wie du es immer getan hast. Ich bringe dich auf dein Zimmer. Du mußt auch völlig erschöpft sein.«
    Nachtsonne zerknitterte nervös den blauen Stoff ihres Kleides. Sie trat an ihn heran und schaute in sein schönes Gesicht. Der Feuerschein warf eine bernsteinfarbene Aura über sie beide. In seinen dunklen Augen blitzten goldene Pünktchen auf. »Bleibst du noch bei mir?« fragte sie. »Damit wir reden können?«
    »Nachtsonne«, sagte er zögernd, als wollte er nicht darauf antworten. »Ich - ich kann nicht.« »Warum?«
    »Es würde alles schwieriger machen… für mich.«
    Sie schüttelte den Kopf und verdrängte eine innere Warnung. »Ich verstehe, aber kannst du nicht wenigstens eine Zeithand lang bleiben? Das wirst du doch ertragen können? Ich habe sonst ja niemanden jetzt und ich muß mit jemandem reden. Bitte!«
    Er ließ die Schultern fallen, dehnte sie dann aber wieder einatmend aus, so daß sich sein Hirschlederhemd wölbte. Zuerst schüttelte er den Kopf, schloß jedoch dann die Augen und flüsterte: »Also gut. Nur für eine Zeithand.«
    Er wies zur Treppe und folgte ihr, als sie zur Leiter eilte, die sie zu ihrer Kammer im vierten Stockwerk führte.

    Zwei Zeithände später lagen sie sich auf ihrer Schlafmatte in den Armen. Die nächtliche Kühle entzog Eisenholz' Körper die Wärme, und er verstärkte seine Umarmung.
    Was habe ich getan? fragte sich Eisenholz. Warum habe ich das zugelassen?
    Nachtsonne hatte ihren Kopf unter sein Kinn gelegt. Er streichelte langsam über ihren bloßen Rücken, und ihre weiche Haut linderte sein inneres Wundsein. Das Sternenlicht fiel über ihre nackten Körper wie ein kühler Schleier.
    Sag's ihr! Sag's ihr jetzt! Wenn die Welt so schnell auseinanderfällt, wie du fürchtest,

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