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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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einfach da und schaute auf sein gequältes Gesicht.
    »Bist du sicher, Eisenholz?«
    Mit einem müden Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue sagte er: »Nein.« »Aber du hast trotzdem gefragt?«
    »Ja.«
    »Weil du Mitleid mit mir hast?«
    Er atmete lange aus. »Ich glaube«, sagte er, »dafür kennst du mich zu gut. Ich habe dich gefragt, weil ich mit dir allein sein muß. Um zu reden. Ich habe… mir einige Gedanken gemacht, aber die kann ich nicht mit dir in Krallenstadt besprechen.« Er hielt inne. »Das heißt, das ist nicht ganz richtig. Die Wahrheit ist, daß ich hier nicht darüber sprechen will.«
    Er fürchtet zu Recht, daß ich hier, umgeben von Ersten Menschen, mich verpflichtet fühle, abzulehnen. »Ich verstehe.«
    »Das habe ich gehofft.«
    Nachtsonne berührte den Ärmel seines roten Hemdes. Er sah gebannt zu, wie ihre Finger abwärtsglitten und auf dem Unterarm verhielten. »Aber ich - ich verspreche nichts, Eisenholz. Ich meine… was das Hinterher anbetrifft.«
    »Das verlange ich auch nicht.«
    In dem folgenden langen Schweigen hörte Nachtsonne den schrillen Schrei eines Adlers und das Klingeln von Kupferglöckchen, als jemand auf dem Dach unter ihnen vorbeiging.
    »Wann wolltest du aufbrechen?«
    »In vier Tagen. Vielleicht in fünf. Wenn es dir recht ist.«
    »Ich werde bereit sein.«
    Eisenholz berührte leicht ihre Hand, die auf seinem Arm ruhte. Widersprüchliche Empfindungen zeichneten sich auf seinem Gesicht in schneller Folge ab. Je länger er sie berührte, um so angespannter wurde sein Ausdruck.
    Draußen erhob sich ein Stimmengewirr, und beide spähten durch die Tür. Zwei Menschen betraten die Plaza und schauten sich unsicher um. Der junge Mann trug ein langes braunes Hemd und die Frau ein mattgrünes Kleid. Sie schienen von weither zu kommen, so staubig und müde, wie sie waren. Sklaven umdrängten sie, stellten Fragen, befühlten ihre Bündel und stießen dagegen.
    »Ich muß gehen«, sagte Eisenholz. »Düne hat mich gebeten, nach Sängerling Ausschau zu halten.« »Glaubst du, das ist er?«
    »Es scheint so, aber von hier aus kann ich es nicht genau sagen.« Er kletterte aufs Dach, wo der Wind seine Säume und Ärmel erfaßte und sie herumpeitschte. Er schaute sich um und verbeugte sich respektvoll. »Wenn du mich entschuldigen willst, ich muß das überprüfen.«
    »Bis später, Eisenholz.«
    Sie sah seinem breiten Rücken nach, bis er hinter einer Biegung in der Mauer verschwand. Mit ihm gehen? Sie ballte die Fäuste und ließ sich der Wand entlang zu Boden gleiten. O Nachtsonne, was tust du nur?

    Eisenholz ging über die Plaza und näherte sich Sängerling und der jungen Frau. Sklaven umringten sie und fragten sie aus. Sängerling gab Antwort, während die junge Frau die Umgebung sehr genau betrachtete; ihre großen dunklen Augen nahmen alles auf, musterten nacheinander alle fünf Stockwerke von Krallenstadt und ruhten einen Augenblick auf den wunderbaren Bildern der Großen Krieger. Ihre Blicke schweiften dann über die Plaza und nahmen jeden Menschen wahr, der dort herumging. Eisenholz betrachtete sie. Sie hatte den Blick eines Kriegers, obwohl sie den Bogen auf dem Rückenbündel festgebunden hatte. Die breiten Backenknochen und die spitze Nase waren ganz leicht mit Schweiß überzogen, und vorne auf ihrem mattgrünen Kleid zeigten sich Schmutzstreifen. Schwarzes hüftlanges Haar umwehte sie im Wind, und wenn das Licht voll darauf fiel, schimmerte es bläulich. Eine hübsche junge Frau - nach seinem Urteil hatte sie nicht mehr als sechzehn Sommer gesehen.
    Als er näher kam, traten die Sklaven sofort zurück und öffneten einen Pfad für ihn. Die junge Frau betrachtete Eisenholz mit gespannter Aufmerksamkeit, aber Sängerling seufzte nur und lächelte. Sängerling, hochgewachsen und abgemagert, hatte ein schmales Gesicht und eine schmale gebogene Nase. Ein brauner Zopf hing ihm über die linke Schulter.
    »Guten Tag, Sängerling«, sagte Eisenholz freundlich. »Ich hoffe, deine Reise war angenehm und du hast sie heil überstanden.«
    »Ja, Kriegshäuptling, vielen Dank. Wir hatten keine Schwierigkeiten. «
    »Das freut mich.« Eisenholz wandte sich der jungen Frau zu. Sie beobachtete ihn, etwa so wie eine Löwin eine Maus belauern würde. Eisenholz lächelte sie an. »Und wer bist du?«
    »Spinnenseide«, sagte sie. »Abgekürzt Seide. Ich bin aus Schildkrötendorf.«
    Eisenholz runzelte die Stirn. »Schildkrötendorf? Ich habe gehört-« Trauer überschattete ihre

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