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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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großen dunklen Augen. »Mein Dorf ist zerstört. Meine Familie ist tot.«
    Eisenholz nickte mitfühlend. »Ich bete, daß die Thlatsinas sie in gute Obhut nehmen. Ihr seid beide hier willkommen. Bitte folgt mir, ich bringe euch zu eurem Zimmer.«
    Sängerling fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen. »Ich glaube, ich sollte erst nach Düne sehen, Kriegshäuptling. Er -«
    »Sängerling, ich bin nicht mehr Kriegshäuptling«, sagte Eisenholz mit gezwungenem Lächeln. »Du kannst mich Eisenholz nennen. Düne hat mich angewiesen, dir zuerst das Zimmer zu zeigen und dich dann später zur Kiva der Ersten Menschen zu bringen. Du willst doch nicht, daß ich die Befehle des heiligen Heimatlosen mißachte, oder?«
    »Nein, das würde ich nie … ich meine … Also dann vielen Dank, ich bin zu müde, um Einwände zu machen.«
    »Das dachte sich Düne auch. Müde und hungrig.« Eisenholz ging ihnen über die Plaza voraus und verscheuchte Truthähne auf seinem Weg. Kollern und Kreischen begleiteten ihren Gang. Die Sklaven hatten sich von neuem am Tor versammelt, das die Osthälfte und die Westhälfte der Plaza teilte, und flüsterten miteinander. Eisenholz fragte sich, was sie so erregen mochte. Vielleicht war es aber nur, weil sie wußten, daß Sängerling einer der von Düne auserkorenen zukünftigen Sänger war. Vor der Leiter zum Dach des ersten Stockwerks blieb er stehen. Seide starrte mit zusammengebissenen Zähnen böse auf Spannerraupe, die Fäuste geballt. Der Kriegshäuptling, schlank und mit eckigem Kinn, stand auf dem gewohnten Posten und überwachte das Stadttor. Mit verschränkten Armen beobachtete er die Straßen und Pfade auf der Canyon-Sohle. Er trug ein langes rotes Kriegshemd, ein aus Türkis geschnitzter Anhänger hing ihm auf der Brust. Seides Aufmerksamkeit war von unglaublicher Intensität. Von einer seltsamen … Macht.
    Eisenholz wandte sich ihr zu. »Kennst du ihn?«
    Ihr Blick von der Seite offenbarte puren Haß. »Nein«, antwortete sie mit einer Kälte, die eine heiße Quelle in eine Eisgrotte verwandelt hätte.
    Eisenholz neigte den Kopf freundlich und kletterte die Leiter hinauf. Auf dem Dach wartete er auf sie und führte sie zu der Leiter, die in ihr Zimmer führte. »Ich hoffe, es sagt euch zu. Wenn ihr Wünsche habt, dann -«
    »Ich bin hier, Eisenholz«, rief Trauertaube vom Zimmer herauf. »Ich kümmere mich um sie.« Eisenholz spähte durch das Loch im Dach hinunter und sah ihr aufwärtsgewandtes dickliches Backenhörnchen-Gesicht. Sie trug ein verblichenes braunes Kleid. Der starke Duft eines Blaumais-Puter-Eintopfgerichts stieg ihm in die Nase.
    Eisenholz runzelte die Stirn. Warum sollte sich die Sklavin der Gesegneten Sonne um die Bedürfnisse von Dünes Helfern kümmern? Wollte Schlangenhaupt sie im Auge behalten? Warum? Er sagte: »Vielen Dank, Trauertaube«, und wandte sich wieder Sängerling und Seide zu. »Wenn ihr gegessen und euch etwas ausgeruht habt, komme ich noch einmal. Einverstanden mit zwei Zeithänden?«
    Sängerling warf einen Blick auf Seide und zuckte dann die Achseln. »In Ordnung, Eisenholz. Und vielen Dank.«
    Eisenholz wartete höflich, als Sängerling ins Zimmer hinunterstieg. Er dachte, Seide würde ihm folgen, aber sie blieb stehen; ihr langes Haar wehte im Wind, und sie blickte ihn starr an. Sie sahen sich lange in die Augen. Fast so, als ob sich ihre Seelen berührten, spürte er die Fragen in ihren Augen. Viele Fragen.
    Eisenholz legte den Kopf auf die Seite. »Ich weiß nicht, was du mich fragen willst, Seide. Kannst du es nicht in Worte fassen?«
    Sie blinzelte, als hätte es sie erschreckt, daß er in ihren Augen gelesen hatte. Vorsichtig wich sie ein wenig zurück. »Ich würde gern mit dir sprechen … wenn es deine Zeit erlaubt.« »Darf ich fragen, worüber?«
    Sie schaute kurz zu Spannerraupe und wieder zu ihm. »Über… Krallenstadt. Ich glaube, ich habe Verwandte hier.«
    Eisenholz spürte ihre grimmige Entschlossenheit. Das sind vielleicht die letzten Verwandten, die sie hat. Heilige Geister…
    Er lächelte herzlich. »Wann immer du willst. Wir haben einige Leute aus Schildkrötendorf hier. Ich stelle dich ihnen gern vor.« »Vielen Dank.« Sie drehte sich um und eilte die Leiter hinab. Eisenholz tastete über den Hirschknochendolch in seinem Gürtel. Die ganze Welt des Mädchens war zusammengebrochen, sie mußte sich verloren und verlassen vorkommen. Sie hoffte, jemanden zu finden, der ihr neue Hoffnung geben könnte.
    Unwillkürlich

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