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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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ganz in Weiß, und der Canyon hatte eine matte Orange-Färbung angenommen, als hätte ihn der Glanz von Vater Sonne ausgebleicht. Warmer Wind fuhr über die Plaza.
    Spannerraupe und die Ältesten der Ersten Menschen standen in einer kleinen Gruppe zusammen und unterhielten sich leise. Die Gemachten Menschen gingen wieder ihren Alltagspflichten nach. Dachsbogen winkte Kriecher mit erhobener Hand, bevor er durch das Tor verschwand, das die östliche von der westlichen Plaza trennte. Kriecher winkte zurück und ging auf die Leiter zu, die zum alten Zimmer von Nachtsonne - jetzt Federsteins Zimmer - führte.
    Er kletterte zum vierten Stockwerk hoch, und Schweißperlen rannen ihm über Wangen und Kinn. Es war sehr warm geworden. Wildblumen breiteten eine Decke aus gelben und blauen Flicken über das Hochland. Der Canyon wirkte viel zu still, als wären die Bewohner dort noch sprachlos vor Erschütterung über den Überfall. Kriecher schüttelte den Kopf. Bei dem Überfall waren die Ersten Menschen ziellos durcheinandergerannt wie tollwütige Hunde, die unter der Krankheit des Schäumenden Maules litten. Am nächsten Morgen hatten die Ältesten festgestellt, daß sie vor lauter Hochmut nachlässig gewesen waren; sie hatten sich unbesiegbar gewähnt. Da wurde schnell für Abhilfe gesorgt. Jetzt hatte Krallenstadt keinen Vordereinlaß und keine Außenfenster mehr, nicht einmal kleine Lüftungsschlitze. Federstein hatte befohlen, daß alles zugemauert werde. Es gab jetzt nur noch eine Möglichkeit, in die Stadt hinein oder wieder hinaus zu gelangen, nämlich mit Hilfe von Leitern. Die wurden zur Nacht eingezogen. Der neue Kriegshäuptling, Weißer Stein, stand wie immer oberhalb des früheren Stadttors, aber neun Krieger auf den Wällen hielten gleichfalls Wacht.
    Sie gelobten sich alle, daß das nie mehr geschehen würde, aber Kriecher blickte über den dichtbesiedelten Canyon, auf die Städte und Hunderte von kleinen Dörfern, und wußte, daß die Zeit kommen würde, da sie sich nicht mehr selbst verteidigen konnten. Ein guter Kriegshäuptling mit genügend Kriegern könnte diesen Canyon absperren, den Handel abwürgen und den Zugang zu Holz, Wasser und Nahrung radikal unterbinden. Das könnte mondelang gutgehen, aber im Sommer… in einer Dürrezeit… Kriecher schauderte. Die Menschen des Rechten Wegs betrachteten sich selbst als glorreiche Krieger. Eine Kapitulation war undenkbar.
    Er schritt über das Dach, trat geduckt in das Zimmer und nahm seine vorherige Tätigkeit wieder auf; er richtete das Zimmer für Federstein her. Früh am Morgen hatte er die Töpfe zu seiner Rechten, am Südwall entlang aufgestellt und die Körbe in der nordwestlichen Ecke gestapelt. Er hatte Sitzmatten um die Feuerschale herum ausgelegt und dafür gesorgt, daß alles leicht erreichbar war. In den letzten Monden hatte sich das Augenlicht von Federstein verschlechtert. Jetzt konnte sie oft nicht einmal ihre Teetasse sehen, die direkt vor ihr stand.
    Kriecher kniete sich neben die Feuerschale, spreizte die Beine vom Dreifuß und hängte den Topf in die Mitte. Der rußige Tontopf schwang leicht hin und her.
    Man hatte die Sachen von Nachtsonne entfernt und in einem Ritual unterhalb der Erde der Plaza verbrannt, damit die dort innewohnende Verderbtheit keinerlei Seuchen oder Todesfälle auslösen konnte - und dennoch war es unverkennbar und spürbar das Zimmer von Nachtsonne geblieben. Kriechers Blick glitt zwischen dem Bison-Thlatsina an der Südwand und dem Sonnen-Thlatsina an der Nordwand hin und her. Der Bison schien tanzend den zottigen Kopf mit dem fliegenden langen schwarzen Bart herumzuwerfen, während der Sonnengott seine rosigen Arme ausgebreitet und einen Fuß angehoben hatte. Durch das Fenster im Ostwall lehnte sich die Große Stützsäule Krallenstadt zu. Zwei Adler, Männchen und Weibchen, saßen neben dem Nest oben auf dem Steinturm, und spähten mit gereckten Köpfen nach Bewegung am Boden.
    Gestern hatte Kräuterblüte das Zimmer rituell ausgeräuchert, um es von üblen Geistern zu reinigen, und der schwache Zederngeruch hing noch an den Wänden. Trotz dieser Maßnahmen fühlte sich Kriecher hier bedrückt.
    Bis vor kurzem war ihm nicht klargeworden, was für ein leeres und unbefriedigtes Leben Nachtsonne hier geführt hatte, und sie tat ihm von Herzen leid. Er konnte es nicht über sich bringen, sie zu hassen, nur weil sie einen der Gemachten Menschen geliebt hatte. Lange Zeit hatte er gehofft, Federstein eines Tages zur

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