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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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in den Wald, um eine kleine Unterhaltung mit ihm zu führen. Seitdem benimmt er sich, aber wir behalten ihn im Auge. Nur eine Beschuldigung wegen Blutschande könnte den Grünstein-Clan zerstören.« Neuntöter schaute in den hinteren Teil des Langhauses zu den spielenden Kindern hinüber. »Ich habe eine Nichte, die manchmal heimlich aus dem Haus huscht, aber ich glaube, auch diese Angelegenheit ist nun geregelt.«
    Rosenknospe hielt den Kopf so tief gesenkt, dass die Haare ihr vor das Gesicht fielen, und ihre ganze Aufmerksamkeit galt nun der Sehne, mit der sie das Schulterblatt an dem Stiel der Hacke befestigte.
    Sonnenmuschel hielt den Blick ebenfalls gesenkt, die Finger zuckten nervös in ihrem Schoß.
    Obgleich Neuntöters Augen seine Aufrichtigkeit spiegelten, spürte Jaguar das Unbehagen der anderen.
    War da nun etwas oder nicht? Und wenn es etwas gab, wusste Neuntöter offensichtlich nichts davon.
    Oder lügt er dich am Ende doch an? Und wenn ja, warum? Jaguar seufzte. Nun ja, alles zu seiner Zeit.
    »Also haben wir nach wie vor die tote Rote Schlinge, die mit einer doppelköpfigen Kriegskeule auf dem Hügelpfad, der zum Anlegesteg führt, erschlagen wurde.«
    »Aber wer war es?«, fragte Sonnenmuschel in einem Ton, als wäre sie erleichtert, dass ein unangenehmes Gesprächsthema fallen gelassen wurde. »Wir haben Weidenstumpf gerade aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen. Vorausgesetzt, du hast Recht, und er ließ sich auf einen Handel mit Kupferdonner ein. Er würde das Mädchen nicht töten, nicht nach einem solchen Angebot.«
    »Es gibt immer noch Wilder Fuchs«, sagte Neuntöter. »Er hatte die Mittel, ein Motiv und die Gelegenheit. Vielleicht überlegte Rote Schlinge es sich im letzten Augenblick anders. Vielleicht fühlte sie sich aufgrund der Vorhaltungen von Springendes Kitz doch schuldig.«
    »Und vielleicht«, ergänzte Sonnenmuschel und richtete sich auf, »war es am Ende doch Kupferdonner, der sie umbrachte.«
    »Wie kommst du jetzt darauf?«, fragte Jaguar. »Wir nehmen doch als ziemlich sicher an, dass er Weidenstumpf mit ihr ködern wollte.«
    »Ältester«, erklärte Sonnenmuschel, »Kupferdonner war dort draußen. Vielleicht sah er, wie sie fortging, folgte ihr und kam zu dem Schluss, dass sie ihn verlassen wollte. Du kennst ihn besser als irgendeiner von uns. Du hast die Wut in seinen Augen gesehen. Sein Pfand für das Bündnis mit dem Grünstein-Clan läuft mit einem unreifen Jungen davon. Der Handel mit Weidenstumpf löste sich in Nichts auf. Dies war ein herber Schlag für seinen Stolz. Was, glaubst du, tat er daraufhin?«
    Jaguar starrte abwesend ins Feuer. »Ich bin offenbar recht alt geworden, sonst wäre mir dies nicht entgangen. Schande und Scheiße, er wäre ihr natürlich gefolgt, um zu sehen, was sie im Schilde führte, und als er keinen Zweifel mehr an ihren Absichten haben konnte, überfiel ihn rasende Wut. In einem solchen Zustand hätte er sie umgebracht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.«
    »Lasst uns seine Keule nicht vergessen: eine Steinkugel am Ende und einen Kupferdorn, der darunter sitzt«, fügte Neuntöter hinzu. »Sie hätte im Schädel des Mädchens zwei Löcher hinterlassen.«

Wasserfall
    Als ich jung war, saß ich oft unten am Wasserfall am Fluss des Schwarzen Kriegers, nur um diesen schimmernden Lichtkreis im Dunst zu beobachten. Das Wasser war so hoch wie möglich geklettert und verhielt in funkelnder Herrlichkeit.
    Der Lichtkreis schwebte auf ewig zwischen Himmel und Erde - so wie mein Leben.
    Oh, wie ich ihn liebte.
    Dort oben war alles so viel leichter und reiner. Tatsächlich aber war das Wasser Blut, doch das konnte ich nicht sehen. Nicht Gebeine drückten sich in meine Fußsohlen, sondern Felsen. Nicht Schreie drangen an meine Ohren, sondern das Rauschen des Windes in den Bäumen. Ich konnte nichts sehen … außer mich selbst, von einem Lichtkreis der Herrlichkeit umfangen.
    Ich trachtete danach, diesen Lichtkreis zu erhalten, um mich in seinem blendenden Glanz zu verbergen.
    Viele Blätterblüten sah ich vorüberziehen … ich versuche zu zählen - vielleicht fünfmal zehn und fünf-, bevor ich erkannte, dass weder der Lichtkreis noch mein Leben schwebte.
    So sehr ich es auch versuchte, es war mir unmöglich, in jenem Schwebezustand zu verharren. Der herrlich funkelnde Lichtkreis verschwand ganz plötzlich, wurde vom Nichts verschluckt. Er blendete mich so, dass ich mich im Nirgendwo wieder fand - ich hatte den Boden unter den Füßen

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