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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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noch um mich kümmern, sobald er seinen Verpflichtungen der Weroansqua gegenüber nachgekommen sei. Ich schwöre dir, Sonnenmuschel, ich hatte Angst, ihm den Rücken zuzuwenden.
    Wir kamen dann nach Flache Perle; unsere Leute verteilten sich dort, und Vater befahl mir, ihm zu folgen und mit niemandem zu sprechen. Dann, beim Tanz in jener Nacht … heilige Götter …«Er ließ eine Kugel aus Sand fallen und griff sich mit beiden Händen in das verfilztes Haar. »Rote Schlinge war so schön. Dauernd sah sie zu mir herüber, weißt du, mit diesem besonderen Augenaufschlag, und ich fragte mich, ob Kupferdonner es bemerkt und was er sich denkt. Denn kein Mann missversteht solche Blicke, erst recht nicht, wenn sie einem anderen Mann gelten. Ich dachte, mein Herz müsse zerspringen, Sonnenmuschel. Jetzt drohte Gefahr von allen Seiten. Von meinem Vater, von Jagender Falke und von Kupferdonner. Selbst Weidenstumpf starrte mich an, belustigt zwar, aber der Hass in seinen Augen war nicht zu übersehen. Ich fühlte mich wie ein Mann vor seinem ersten Kampf, war verzweifelt und voller Angst.« Er warf die Sandkugel ins Wasser und verzog das Gesicht. »Dann begann Rote Schlinge, vor mir zu tanzen … nur für mich zu tanzen …«
    Sonnenmuschel saß mit untergeschlagenen Beinen da, hatte den Federumhang unter sich zusammengelegt und beobachtete den Horizont. Die Sterne waren zu bleichen Lichtpünktchen verblasst, und der Himmel schimmerte wie nasser Schiefer. Sie stieß dampfenden Atem aus; die Nacht war eisig kalt und feucht gewesen. Ein schmaler Eisstreifen lag auf dem Strand.
    Wilder Fuchs schlief zu ihrer Linken, in seine Decke gewickelt. Morgentau hatte sein schönes Gesicht überzogen. Vor weniger als zwei Zeithänden hatte er seine Geschichte beendet und war anschließend in tiefen Schlaf gefallen.
    Sonnenmuschel betrachtete ihn; dabei knüllte sie den Saum ihres roten Hirschlederkleides zusammen und glättete ihn wieder. Er hatte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt, das wusste sie. Schließlich kannte sie ihn gut genug. Sie wusste nicht, warum, aber sie vertraute ihm trotzdem. Wenn er etwas für sich behielt, dann hatte er sicher Gründe dafür - gute Gründe. Dennoch war ihr nicht wohl dabei und sie versuchte, die Lücken in seiner Erzählung mit der Kraft ihrer eigenen Fantasie aufzufüllen, aber es hatte keinen Sinn.
    Lautlos erhob sie sich und ging zu den Kanus am Strand. Sie konnte beim Gehen besser nachdenken.
    In der Ferne flog ein Wildgänseschwarm schreiend in unregelmäßigen Zickzacklinien über den rosafarbenen Himmel. Das Wasser schlug, vier Handbreit entfernt, sanft an den Strand.
    Möwen schwammen weit draußen auf den Wogen, und wenn eine Welle sie von unten hochhob, blitzte ihr Gefieder silbern auf.
    Sonnenmuschel schauerte nicht nur wegen der kalten Morgenluft und der Geheimnisse von Wilder Fuchs. Offenbar hatte niemand in der Nacht nach ihr gesucht, und in den Winkeln ihrer Seele hallte die raue Stimme ihrer Tante wider, die sagte: »Lass sie doch! Eine Nacht allein im Dunkeln und in dieser Eiseskälte wird unsere kleine Sonnenmuschel schon lehren, dass sie ihre Familie vielleicht doch braucht.« Sie hatte Faserblatt schon oft solche Dinge über streunende Mädchen sagen hören und sah das unglückliche Gesicht ihrer Mutter deutlich vor sich. Sie trat nach einem Stück Treibholz.
    Sonst wimmelte der Strand vor Menschen, die fischten, Vögel jagten und Holz sammelten. Heute aber war niemand dort. Sonnenmuschel war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, als ob nur noch sie und Wilder Fuchs am Leben wären und atmeten. Spuren liefen über den Strand, und sie erkannte die Abdrücke eines Hirschs, von verschiedenen Vögeln und einem Waschbären, konnte aber keines dieser Tiere erblicken. Die Mokassins drückten sich in den kalten Sand einer Welt, die stumm und leblos war.
    Neben den Kanus lagen gefaltete Fischernetze und Paddel. Auch Angelhaken und Harpunen waren zu sehen. Der schlanke Einbaum ihres Onkels Sägezahn dümpelte im Wasser. Weiße Zacken wie die von Blitzen schmückten seinen Rumpf. Dieser Einbaum war für sie am leichtesten zu steuern; sie war oft darin gefahren und kannte seine Tücken …
    Ein Schrei zerriss plötzlich die Stille, und Sonnenmuschel wandte sich hastig um. Wilder Fuchs lag am Boden, atmete in kurzen Stößen und krallte die Hände in den Sand. Laute der Trauer kamen aus seinem Mund, eine verzweifelte Klage wie von einem Tier, das in der Falle saß.
    Sie schlang die Arme um

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