Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
wendete: Kupferdonner hatte keinen Vorteil von Rote Schlinges Tod.
    Neuntöter lächelte grimmig. Wie schade, dass er Kupferdonner nicht die Schuld geben konnte. Wie erhebend wäre es doch, eine Kriegskeule auf dem Gebiss des Großen Tayac zu zerschlagen.
    Er hob den Kopf und starrte in den schwarzen Himmel. Der Wind trug den Geruch von verbranntem Holz in seine Nase und quälte ihn mit der Vorstellung, frohgemut im Warmen am Feuer zu sitzen.
    Seine Frau, Weißer Stern, hatte er seit mindestens einer Woche nicht mehr gesehen. Gewöhnlich säße er in einer solchen Nacht in ihrem Langhaus und würde mit seinen Söhnen Wildkaninchen, Speer und Grille spielen und mit seinem Schwager und alten Freund Halbmond Lügengeschichten austauschen.
    Wegen seiner Freundschaft zu Halbmond hatte er Weißer Stern geheiratet, und im Laufe der Zeit hatte sich eine gegenseitige Liebe entwickelt.
    Später, wenn du dies hier hinter dir hast.
    So blieb ihm nur die letzte und wahrscheinlichste Lösung. Als Mädchen hatte Rote Schlinge vielleicht versprochen, Wilder Fuchs zu heiraten. Aber wenn ein Mädchen zur Frau wird, verändert sich das Leben, so wie es sich für einen Jungen ändert, wenn er während des Huskanaw durch den Schwärzenden Tod geht. Vielleicht war Rote Schlinge an jenem Morgen davongelaufen, um Wilder Fuchs zu eröffnen, dass sie Kupferdonner heiraten würde. Wilder Fuchs konnte das nicht hinnehmen und tötete sie in seiner Wut. So konnte es gewesen sein. Wilder Fuchs hatte gewusst, wo Rote Schlinge sein würde. Seine Fußspuren führten zur Leiche des Mädchens. Weidenstumpf hatte ihn gesehen und mit ihm gesprochen. Weiterer Beweise bedurfte es im Grunde nicht.
    Aber Neuntöter wusste genau, dass er Wilder Fuchs nicht einfach aus seinem Dorf holen konnte.
    Schwarzer Dorn würde erbitterten Widerstand leisten. Wenn er angriff, würde das Bündnis wie unter den Hieben einer schartigen Axt zerbrechen.
    Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Ehre Jagender Falke verpflichten würde zu handeln. Dessen war er sicher. Ihre Enkeltochter war ermordet worden. Diese Tat durfte nicht ungesühnt bleiben.
    Neuntöter blickte nach Süden, in die Dunkelheit jenseits der Palisaden. Dort, nur drei Tage Dauerlauf über Hügel, Wald und Fluss entfernt, lag Wasserschlange zusammengerollt auf seinem Lager, die Nase in denselben kalten Wind gereckt, der den Geruch der Zerstörung auch in Neuntöters scharfe Nase trug. Gäbe es Krieg zwischen Flache Perle und Drei Myrten, würden die Unabhängigen Dörfer im Frühling bei Wasserschlange vorsprechen und ihm ihren Tribut zollen.
    Und ich und meine Krieger und die übrigen Mitglieder des Grünstein-Clans - wir werden alle tot sein.
    Er senkte den Kopf. Seine Frau und seine Schwestern und deren Kinder würden als Sklaven dienen, die Frauen gezwungen, die Kinder fremder Männer auszutragen. Sie würden auf den Feldern arbeiten und würden kaum besser leben als Hunde.
    »Möge Okeus uns helfen«, flüsterte er. »Gibt es denn keinen Ausweg?«
    Zwei Tage in einem Kanu waren genug für Jaguar. Die Fahrt über die offene Salzwasserbucht hatte ihm Furcht eingeflößt. Die erste Nacht hatte er auf einem ungeschützten Strand zugebracht und war trotz des kleinen Feuers, das er und Sonnenmuschel entfacht hatten, beinahe erfroren. Die vergangene Nacht hatten sie im Wald verbracht, aber der scharfe Wind hatte das bisschen Wärme, das ihnen die Bäume vielleicht gespendet hätten, gnadenlos fortgeblasen.
    Jetzt schob sich das schmale Kanu durch Schilf, Spartgras und Rohrkolben auf eine flache, winzige Insel zu. Bei Flut glich sie einer Warze im Wasser.
    Jaguar schüttelte den Kopf. Warum schlug er dem Mädchen nicht einfach den Schädel ein? Dann wäre die Sache erledigt. Aber dann würde er allein über die Bucht zurückpaddeln müssen, und das traute er sich nicht zu. Das Gesäß tat ihm weh, die Gelenke waren geschwollen und alle Muskeln verspannt.
    Als das Kanu endlich in dichtes Spartgras glitt und anhielt, sah Jaguar Sonnenmuschel aus tief liegenden Augen an. »Sind wir endlich da?«
    »Hierhin wollte er, Ältester.«
    »Gib mir die Hand.«
    Sonnenmuschel blickte ihn bestürzt an, als hätte sie Angst, ihn zu berühren.
    »Ach verd…, zieh mich hoch, Mädchen, meine Knochen machen nicht mehr mit.«
    Sonnenmuschel schluckte und stapfte durch das dichte Gras. »Es tut mir Leid, Ältester.« Sie zog Jaguar hoch; die steifen Gelenke knirschten. Das abgerundete Kanu schwankte unter seinen Füßen, und

Weitere Kostenlose Bücher