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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Wasser unterhalb von Flache Perle. Die Nacht war angebrochen, es war frisch. Über ihr lag das Band der Sterne, von schwarzen Flecken unterbrochen, dort, wo Wolken den Nachthimmel verdeckten. Hinter ihr, im Dorf, bellten die Hunde, und sie hörte, wie eine Frau mit schriller Stimme mit einem Kind schimpfte. Sonst drang kein laut an ihr Ohr, nur das immer währende Geräusch der Wellen, die ans Ufer schwappten.
    Muschelkamm füllte den Topf mit Wasser. In der Dunkelheit platschte ein Fisch ins Wasser zurück.
    Sie wandte sich um und ging auf dem Pfad zurück, der zur Schwitzhütte führte, einem in den Abhang geschnittenen Schilfbau.
    Vor der Tür brannte ein kleines Feuer, in dessen Mitte schon drei heiße Steine lagen. Sie zog den Vorhang zur Seite und trat geduckt durch die kleine Tür ein.
    Das Fachwerk der niedrigen Hütte bestand aus Schößlingen, und die Fächer waren mit Schilfbündeln gefüllt. Im Dunkeln leuchtete ein großer Stein wie ein trübes rotes Auge aus einer Grube heraus, die man in der Mitte des Raumes ausgehoben hatte. Zu ihrer Überraschung war die Luft schon voller Dampf. Im Hintergrund der Schwitzhütte stand ein großer Mann, dessen Gestalt sie nur in Umrissen erkennen konnte.
    »Nur herein«, sagte er in seiner deutlichen Sprechweise. »Die Hitze wird dich erfrischen.«
    Muschelkamm setzte sich und stellte den Topf neben sich auf den Boden. Der Mann beugte sich vor und tröpfelte Wasser auf den mattroten Stein. Dampf stieg zischend in einer Wolke auf und füllte den kleinen Raum.
    Muschelkamm schloss die Augen und ließ die Hitze in ihre Poren dringen. Sie hätte nicht herkommen sollen. Aber er faszinierte sie, etwas zog sie unwiderstehlich zu ihm hin.
    »Das habe ich gebraucht«, vertraute Kupferdonner ihr an. »Es reinigt mehr als nur den Körper, weißt du.«
    »Ja.« Sie legte den Kopf zurück, sodass die Feuchtigkeit auf ihrer Stirn Perlen bilden konnte. »Es heißt, der Dampf sauge das Böse aus der Seele heraus.« Sie hoffte inbrünstig, dass dies die Wahrheit war.
    Er lachte leise. »Oh, das glaube ich nicht. Es gibt so viele Nischen und Spalten in der Seele, da kann sich das Böse verstecken, wo es will. Sauge es ab, wenn du willst, aber ich habe eine Menge ruchloser Männer gekannt, die haben geschwitzt wie große Flüsse, aber ihre Seelen waren schwarz, vor dem Schwitzen und nachher.«
    »Und? Gehörst du auch zu ihnen?«
    »Wahrscheinlich. Nun - ich habe nie an das Zeug geglaubt, das uns die Priester auftischen.«
    »Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll.« Sie spürte seinen abschätzenden Blick in der Dunkelheit.
    »Denk, was du willst. Manches davon, vielleicht alles, ist sogar wahr.«
    Sie wog seine Worte ab, beschloss aber, nicht darauf einzugehen. »Warum bist du noch hier?«
    »Mich interessiert, was jetzt geschieht.«
    »Wir sind für dich also so eine Art Unterhaltung?«
    »So würde ich es nicht sagen.«
    »Und wie würdest du es denn sagen?«
    »Ich bin ein Beobachter.« Er rutschte auf seinem Platz herum und schlang die Arme um seine Knie.
    Muschelkamm stellte sich die entspannten Muskeln vor; Kupferdonners Haut glänzte vom Wasser. Sie fragte sich, wie es wohl wäre, diese glatte Haut zu berühren?
    Da ist eine Verderbtheit in meiner Seele; mein Leben lang haben mich starke Männer angezogen. Was ist es nur, was mich so fesselt?
    Kupferdonner sagte: »Du überraschst mich. Du bist so gefasst. Ich hätte erwartet, dass du über Rote Schlinges Unglück weinst, dass der Kummer dir die Seele zerreißt, dass du dir die Haare büschelweise ausreißt.«
    »Großer Tayac, ich bin die Tochter meiner Mutter. Trauer ist etwas für Leute, die sie sich leisten können. Mein Volk erwartet Führung von mir. Im Augenblick bedarf es vor allem der Stärke.«
    »Unterdrückst du deine Regungen immer so? Ich habe schon anderes gehört.«
    Sie wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und lehnte den Kopf zurück. »Und was, wenn ich fragen darf, hast du gehört?«
    »Dass du eine heißblütige Frau bist. Eine, die es gewohnt ist, ihrem Verlangen nachzugeben.«
    Sie starrte ihn herausfordernd an und im Innersten spürte sie eine wachsende Erregung. »Das Leben ist kurz, mein Freund. Dafür hat Okeus gesorgt, kurz nach der Schöpfung. Meine Tochter stellte fest: Nur die Dummen vertrauen auf den nächsten Sonnenaufgang. Lassen wir's dabei bewenden, dass ich alles genossen habe, was möglich war - bei vollem Risiko -, und für alles bezahlt habe.«
    »Und wenn du Drei Myrten den Krieg

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