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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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gesenkten Lidern gewichen.
    Neuntöter nahm es mit Unbehagen zur Kenntnis.

Acht
    Das schlanke Kanu hob und senkte sich mit der Dünung und erinnerte Jaguar daran, wie anfällig diese kleinen Einbäume waren. Eine Fahrt über die Salzwasserbucht barg immer die Gefahr des Kenterns, selbst an einem so ruhigen Tag wie heute. In den schmalen Flussarmen waren die Kanus recht sicher, aber auf offener See konnte ein heftiger Windstoß sie leicht versenken.
    Die Hände auf den Dollbord gestützt, schaute Jaguar über die Schulter zu Sonnenmuschel hinüber, die gleichmäßig paddelte. Tiefe Niedergeschlagenheit zeichnete ihr Gesicht.
    Fledermausscheiße! Sonnenmuschel glaubt, sie sei jetzt mein und schon tot. Warum also sollte sie sich noch vor dem Ertrinken fürchten? Nach dem Schrecken, den ich ihr eingejagt habe, wünscht sie sich wahrscheinlich sogar einen solchen Tod. Und es gibt tatsächlich Menschen, die Jaguar für unglaublich gerissen halten!
    Wolkentürme wechselten sich mit hellblauen Flecken am Winterhimmel über ihnen ab. Auf dem Wasser funkelte das Sonnenlicht über den anschwellenden Wogen und ließ die dunklen Tiefen vergessen.
    In der Ferne flog ein Schwärm Meerschwalben tief über die Dünung hinweg. Dass sie so furchtlos die Wellenkämme streiften, erschien Jaguar wie eine Herausforderung des Schicksals.
    Geheimnisse! Überall Geheimnisse!
    Jaguar atmete tief ein und füllte die Lungen mit kühler Luft. Er hatte den Moschusgeruch der Bucht in der Nase, diesen besonderen Duft in der feuchten Luft kannte er gut, aber an diesem Tag schenkte er ihm nicht wie sonst das Gefühl der Sicherheit.
    Er wandte sich vorsichtig um, damit das Boot nicht schwankte. »Wohin fahren wir jetzt?«
    »Nach Flache Perle«, antwortete Sonnenmuschel.
    »Nein. Wir fahren zuerst nach Drei Myrten.«
    »Ältester, die Leute von Drei Myrten wollen den Tod von Wilder Fuchs nicht. Das Problem ist Flache Perle, und dorthin bringe ich dich.«
    Jaguar sah sie mit zusammengekniffenen Augen scharf an. »Mädchen, wir wollen eines klarstellen. Du befiehlst hier nicht …«
    In diesem Augenblick machte das Kanu einen Satz nach vorn und bäumte sich auf. Das kalte Wasser schwappte gegen den Rumpf und bespritzte Jaguar. Er hielt sich am Dollbord fest und starrte böse ins Wasser. »Lass das! Sonnenmuschel muss wissen, wo ihr Platz ist. Mit dir befasse ich mich später.«
    War es Einbildung, oder verlor die Dünung tatsächlich an Kraft? Jaguar hob befriedigt eine Braue und wandte sich wieder an Sonnenmuschel. »Du willst doch, dass ich Wilder Fuchs rette, oder?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Ja, Ältester.«
    »Dann bringst du mich nach Drei Myrten. Bevor ich mit Jagender Falke rede, muss ich mit Wilder Fuchs sprechen und auch ihn anhören.«
    »Wilder Fuchs ist nicht in Drei Myrten, Ältester.«
    »Wo denn dann? Du sagtest, er sei geflohen, nachdem er die Leiche des Mädchens gefunden hatte.
    Dann ist er nicht heimgekehrt in die Obhut seiner Familie?«
    Sonnenmuschel paddelte geschickt und hielt das Kanu mit jedem Schlag im rechten Winkel zu den Wellen. »Nein, Ältester. Das heißt, er lief nach Hause, aber nur, um mir sein Unglück zu schildern.
    Anschließend ging er fort. Er wusste doch, dass Jagender Falke ihn hetzen würde. Drei Myrten war für ihn kein sicherer Unterschlupf.«
    Jaguar erstarrte, als das Kanu gefährlich schwankte, und rutschte in einem Wellental auf den Boden.
    Wasser lief über das von der Hitze gebeizte Holz auf den Boden, umspülte seine Füße und führte ihm spöttisch seine Sterblichkeit vor Augen. »Sollen wir schöpfen? Es wird ja immer mehr!«
    Sonnenmuschel fragte sanft: »Du hast doch keine Angst, oder?«
    Jaguars Gesicht erstarrte zu einer Maske der Entschlossenheit. Er sah sie böse an. »Nein! Also, wo ist Wilder Fuchs jetzt? Ich muss mit ihm sprechen. Ich kann nicht das Geringste für ihn tun, wenn ich nicht von ihm selbst gehört habe, was geschehen ist.«
    »Also gut, Ältester. Er versteckt sich auf einer kleinen Insel. Ich bringe dich zu ihm.«
    »Gut.« Sein Herz bebte, als wieder eine Welle über den Rand des Kanus schwappte und ihn bespritzte.
    Das Wasser lief ihm über die Zehen. Verderbnis über diese Kanus! So kann doch kein Mensch reisen.
    Er schaute sich nach einem Schöpfeimer um.
    Wenn ich noch so lange lebe, dass ich Wilder Fuchs treffe, und wenn ich zu der Überzeugung gelange, dass er lügt, dann - bei den Eiern von Okeus - dann werde ich ihm die Seele aus dem Leib pressen!
    Ein eiskalter

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