Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels
andere Bilder. In einem anderen Bild wird der Name von Schwarzer Dorn in Ehren gehalten. Er war der Mann, der dank seiner Gnade und Weisheit die Unabhängigen Dörfer vor Krieg und Verwüstung bewahrte. In dieser Zukunft gibst du deinen Feinden Nahrung und vergibst ihnen, dass sie einen schrecklichen, wenn auch verständlichen, Fehler gemacht haben.«
»Und du wirst den wahren Mörder von Rote Schlinge finden? Dies ist dein Vorschlag?«
»So ist es.«
»Selbst wenn ich einverstanden bin … was ist mit Neuntöter?«
»Ich habe den Eindruck, dass Neuntöter ein sehr umsichtiger und intelligenter Mann ist. Wie du sucht auch er nach einer Lösung.«
»Neuntöter ist ein Kriegshäuptling, nicht mehr als ein Werkzeug, Ältester. Er ist hier, weil er einen Befehl ausführt. Im Grunde musst du mit Jagender Falke verhandeln. Sie hat Neuntöter geschickt, und sie hat entschieden, dass Wilder Fuchs ihre Enkeltochter ermordet hat.
Glaubst du wirklich, dass sie Frieden will?«
»Ich werde mich mit Jagender Falke beschäftigen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.« Jaguar zuckte die Achseln. »Was sie wirklich will, ist ihre Entscheidung. Ich kann ihr, ebenso wie dir, eine andere Lösung anbieten. Sie kann meine Hilfe annehmen oder ablehnen. Das hängt von ihrem Gewissen ab.«
»Und wenn sie dich aus Flache Perle hinauswirft?«
Jaguar runzelte die Stirn. »Nicht einmal Jagender Falke würde es wagen, mich hinauszuwerfen.«
Schwarzer Dorn seufzte, breitete die Arme aus und nickte schließlich. »Nun gut, Ältester. Morgen werden wir ein Festessen für Neuntöter und seine Krieger geben.« Er machte eine Pause und legte den verletzten Arm vorsichtig an die Brust. »Und ich werde ihm vergeben und mich bemühen, meinen Frieden mit ihm zu machen.«
»Gut.« Jaguar klatschte in die Hände. »Und jetzt werde ich mir deinen Arm ansehen. Ich werde die Wunde öffnen und sie versorgen. Du wirst bald wieder gesund sein.«
Er behandelte den geschwollenen Arm des Weroanzi, und er spürte die Blicke der alten Sklavin auf seinem Rücken. Sie nagten an seiner Seele wie die Zähne einer Ratte.
Leere Räume
Es macht mir keine Freude, darüber zu sprechen. Niemand wusste je, wo ich mich befand, wenn meine Augen in ferne Weiten blickten. Nie wird jemand erfahren, wie unsäglich lange ich durch die leeren Räume in meinem Inneren wanderte - vorbei an den Mauern ausgestreckter Arme, das Zittern der verschlossenen Hände im Blick.
Abstand gehalten, des Preises ungeachtet.
Für sie.
Richtet sich nicht unser aller Leben nach den leeren Räumen der ausgestrecktem Arme, die weit offen gehalten werden für diejenigen, die wir verloren?
Zärtlich und klingend. Räume, die angefüllt sind mit der Wärme der Herzen und der Fröhlichkeit.
Aber der Preis.
Heilige Ahnen, der Preis!
Fünfmal zehn und drei Blätterblüten lang wanderte ich durch den Raum und sah es nicht. Das Ungeheuer hielt seine glühenden Augen geschlossen. Seine Farben waren die meinen. Sein Puls war das Echo meines eigenen Pulses.
Bis ich eines Tages, vor sieben Monden, versuchte, meine Hände zu öffnen. Endlich war ich bereit, sie gehen zu lassen. Ich hatte sie so lange gefangen gehalten, dass ich den Schmerz in meinem Herzen nicht mehr spürte.
Ich versuchte, die Hände zu öffnen, ich bemühte mich wirklich. Aber meine Finger waren erstarrt.
Wahrhaftig. Ich würde nicht lügen. Ich strengte mich an, ich schrie.
Da öffnete er die Augen.
Er muss von Anfang an in den Mauern gelegen haben, wartend und lauernd.
Als er sich endlich bewegte, geschah es kaum merklich. Die Mauern wankten, als er mich immer fester umschlang, gepackt hielt mit einer riesigen Faust.
Jetzt…
Den ganzen Tag. Jeden Tag. Ich sitze verängstigt hier, wage nicht mich zu rühren, und starre in diese wilden glitzernden Augen.
Und denke nach.
Viele Geschichten werden im Winter an den Lagerfeuern erzählt, von Helden, die Ungeheuer erschlagen. Viele enden ähnlich. Wenn der Held seine Lanze in das Herz des Ungeheuers schleudert, dann fällt es zu Boden und beginnt einen wunderbaren Tanz. Im Todeskampf verwandelt es sich in einen strahlenden, geflügelten Gott, der sich den Helden auf den Rücken setzt und ihn in den Himmel trägt, wo der Held seinen Platz unter den anderen Göttern einnimmt.
Ich grübele.
Ist es das, was mein Ungeheuer von mir erwartet?
Mich wenigstens ein einziges Mal tapfer zu sehen?
Eins
Später in der Nacht, als die Sternenmenschen damit begannen, ihre Feuer zu
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