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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Mauer zurück, hielt jedoch die Keule einsatzbereit.
    Im silbernen Licht glich Jaguars graues Haar ineinander verflochtenen Spinnweben. Er deutete auf Wilder Fuchs und sagte mit gedämpfter Stimme: »Sonnenmuschel gehört mir! Ich habe es dir gesagt, und sie hat es dir gesagt. Wenn du das nächste Mal mit ihr sprechen willst, wirst du gefälligst zuerst mir deine Gründe dafür nennen.« Er sprach mit scharfer Stimme. »Ist das klar?«
    »Verzeih mir, Ältester.« Wilder Fuchs blickte sich um. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich wollte nur … aber ich gehe jetzt und überlasse dich wieder deiner Nachtruhe.« Geschwind wandte er sich ab und glitt davon, und Sonnenmuschel dachte: wie ein ausgepeitschter Lagerhund.
    Ihr war, als hätte ihr jemand einen Holzbalken in die Magengrübe gerammt. Sie hatte Mühe zu atmen. Sie beobachtete Wilder Fuchs, bis er geduckt durch den Vorhang auf der Stirnseite des Hauses in das Dunkel der Nacht verschwand.
    Ihr Blick verriet, wie verletzt sie war. »Warum hast du das getan?«
    »Er glaubt offenbar, dass du seine und nicht meine Sklavin bist«, sagte Jaguar mild. »Ich musste dieses Missverständnis aus der Welt schaffen.«
    Sonnenmuschel legte sich wieder zurück und zog verärgert die Felle hoch. »Du warst zu schroff, Ältester. Er hat Angst, das ist alles.«
    »Er ist ein Feigling, Mädchen. Sein Leben lang ist er behütet worden, zuerst von seinem Vater und jetzt von dir. Er kann nicht auf eigenen Füßen stehen. Oder er will es nicht. Ich weiß nicht, und es spielt auch keine Rolle. Ein Feigling ist ein Feigling.« Er rollte sich wieder unter seine Decke und drehte ihr den Rücken zu.
    Sonnenmuschel lag noch lange wach und starrte auf den Rauch, der unter dem Dach nach den Abzugslöchern suchte. Sie bedachte Jaguars Worte und fragte sich immer wieder, was Wilder Fuchs in Flache Perle verloren haben könnte, dass es ihn in solche Panik versetzte.
    Als Neuntöter erwachte, war der Morgen grau und trübe, die Luft mit Nebel angefüllt und seine Decke von Raureif verkrustet. Er setzte sich auf und stieß weißen Atem aus, der sich sofort mit dem Nebel vermischte.
    Die freundschaftlichen Gefühle mochten vielleicht neu belebt worden sein, dennoch hatte er seine Krieger für die Nacht in ihr Lager unter den Bäumen befohlen. Dies war immer noch besser, als irgendeinem Heißsporn zu erlauben, alles Erreichte wieder zu zerschlagen.
    Er erschauerte und versuchte, das Feuer wieder anzufachen, aber die feuchte Holzkohle war kalt.
    Murmelnd stand er auf und hielt in dem grauen Dunst Ausschau. Seine Krieger lagen in ihren Decken wie Holzklötze.
    Neuntöter rieb sich die kalten Arme und beugte sich zu seinem Beutel. Daraus zog er ein kleines Gefäß aus Rinde hervor und holte mit den Fingern etwas heraus. Die Mischung bestand aus Bärenfett, gemahlener Blutkrautwurzel und Minze wegen des Geruchs; die Minze war seine Idee gewesen. Er rieb sich die Salbe dick auf die Haut.
    Im Winter war das Fett nützlich, es hielt die Körperwärme zurück. Im Sommer schützte es vor den gierigen Moskitoschwärmen, die wie summende Säulen aus dem Ried aufstiegen. Im besten Falle trieben einen die kleinen Blutsauger in den Wahnsinn, im schlimmsten Fall in den Tod. Im Spätfrühling und im Frühsommer schwärmten sie von den brackigen Gewässern aus und erfüllten die Luft mit ihrem Getöse.
    Er wollte gerade Fliegende Fischreuse mit einem Tritt wecken, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm -ein Mann, der sich allein durch den geisterhaften Nebel kämpfte und dabei jeden einzelnen Schläfer genau betrachtete.
    Neuntöter erkannte den Eindringling. »Suchst du jemanden, Steinknolle?«
    Der Krieger erschrak, sah sich um und erkannte Neuntöter. »Ja. Und nun habe ich dich endlich gefunden, Häuptling.«
    »Ich dachte, du wärst auf der Jagd wie so viele meiner Krieger.«
    Steinknolle trat widerstrebend näher, die leeren Hände zum Zeichen seiner friedlichen Absichten ausgestreckt. »Können wir etwas besprechen?«
    »Sag, was du auf dem Herzen hast. Und dabei kannst du mir gleich verraten, was du eigentlich hier zu schaffen hast. Ich dachte, du hättest dich schlecht gelaunt in irgendeinem Wald versteckt.«
    Steinknolle ließ den Kopf hängen. »Ich war nicht schlecht gelaunt. Ich war hier, in Drei Myrten. Ich konnte nicht zulassen, dass du sie umbringst, Häuptling. Ich habe Verwandte hier. Die wollte ich warnen.«
    Neuntöter warf den Kopf zurück. Er blickte in den grauen Himmel. Über

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