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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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fröhliches Lachen. So als ob sich ein Kind im Wald verstecken und kichernd seinen Kampf gegen den Schnee verfolgen würde. Blauer Rabe lief weiter und spähte dabei so angestrengt in die Büsche und zwischen den Bäumen umher, dass er beinahe am Anlegeplatz der Händler vorbeigelaufen wäre. »Oh, Zaunkönig… Das kann nicht wahr sein!«
    Er rannte zu der Stelle, wo die Händler ihre Kanus aufs Ufer zu ziehen pflegten.
    Da entdeckte er. Zaunkönigs Spur; sie kam aus dem Wald heraus und führte geradewegs zur Anlegestelle.
    »Um unserer ehrwürdigen Ahnen willen, Zaunkönig]« schrie er und wirbelte herum. »Zaunkönig!« Auf dem Ufer lagen vier Kanus!
    Aber am Morgen waren es noch fünf gewesen. Er konnte deutlich die Abdrücke ihrer Mokassins sehen und die Schleifspur im Schnee, wo sie das Kanu ins Wasser geschoben hatte.
    Blauer Rabe schloss die Augen. Er musste nachdenken. Er konnte Zaunkönig weiter verfolgen oder ins Dorf zurückkehren und die Anführerinnen bitten, einen Suchtrupp aufstellen zu lassen. Zwanzig Krieger würden Zaunkönig gewiss schneller ausfindig machen als er. Aber er kannte seine Nichte. Sie würde sich vor ihnen verstecken und alle Tricks und Schliche anwenden, die er ihr beigebracht hatte. Was bedeutete, dass die Dinge für sie nur noch schlimmer stünden, wenn die Krieger sie schließlich fänden und ins Dorf zurückschleppten.
    Wenn er sie aber zuerst fände, könnte er sie vielleicht dazu überreden, aus freien Stücken zurückzukehren. So eine einsichtige Entscheidung könnte die Herzen der Anführerinnen unter Umständen milde stimmen.
    Er betete.
    Das erste Kanu, das rechts neben ihm stand, war rot bemalt.
    Darin lag ein Paddel. Blauer Rabe überlegte nicht lange und schob es ins Wasser.
    Sperling, der vorausging, watete durch den tiefen Schnee und trat ihn mit seinen Mokassins nieder. Die Beine zitterten ihm schon seit Mittag, als sie ihr Kanu an Land gezogen und in einem Busch versteckt hatten.
    »Es ist nicht mehr weit, Aschenmond.«
    »Das hast du… mir«, murrte sie heftig schnaufend, »… schon vor einer… Hand Zeit erzählt.« »Ja, aber nur, um dich zum Weitergehen zu ermuntern. Diesmal ist es die Wahrheit.« Der Schnee knirschte unter ihren Sohlen. Sperling zwang seine Beine, ihn weiter hügelan zu tragen. Wie in Trauer senkten die Fichten entlang des Weges die Wipfel unter dem Gewicht der weißen Last; etliche Äste waren abgebrochen und versperrten ihnen den Weg, andere hingen bis auf den Boden herab. Bei jedem Windstoß knirschte und ächzte das gefrorene Holz.
    Als Sperling die zugige Hügelkuppe erreichte, stellte er sich breitbeinig hin, damit ihm die Knie nicht einsackten. Unter ihm ergossen sich die blauen Wasser des Dancing Man River in die grünen Weiten des Pipe Stern Lake. Das Wandererdorf lag am gegenüberliegenden Ufer, von hohen Palisaden umgeben, die die sechs Langhäuser einschlössen. In der Mitte des Dorfplatzes loderte ein großes Feuer. Sperling sog geräuschvoll die Luft ein und trat hinter den Stamm einer alten Eiche. Aus dieser Entfernung konnten nur die allerschärfsten Augen sie zwischen den Bäumen und den herabhängenden Ästen erkennen, doch Sperling wollte kein Risiko eingehen. Um das große Feuer hatten sich sechzig oder siebzig Menschen versammelt. Vielleicht sogar mehr.
    Jetzt hatte auch Aschenmond die Hügelkuppe erreicht. Sie blieb keuchend neben Sperling stehen und spähte vorsichtig an dem Baumstamm vorbei hinüber zum Dorf. Windmutter fing sich in dem Fellbesatz ihrer Kapuze. »Ein erstaunlich großes Feuer für diese Tageszeit«, stellte sie fest. »Ja, da hast du Recht.«
    Aschenmond warf Sperling einen raschen Blick zu. »Wenn das mein Dorf wäre, würde ich sagen, die Leute sehen beunruhigt aus.«
    Sperling konnte die Gesichter der Menschen nicht erkennen, sah aber einige von ihnen mit den Armen herumfuchteln. Andere liefen sichtlich aufgeregt hin und her. An der Nordseite der Feuergrube saß eine Gruppe von vier alten, weißhaarigen Frauen. »Das sieht mir aus wie eine Ratsversammlung.« Aschenmond leckte sich die aufgesprungenen Lippen. »Was, glaubst du, ist der Grund für diese Versammlung? Meinst du, sie haben den niederträchtigen Verrat von Springender Dachs entdeckt? Oder stellen sie einen Kriegertrupp zusammen, um uns zu jagen?«
    Sperling zuckte die Schultern. Den ganzen Tag über hatte Aschenmond, während sie durch den Schnee gestapft waren, ausschließlich von Polterer gesprochen, ihm erklärt, dass sie genau wisse,

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