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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Platz zu suchen. Unterdrücktes Stöhnen und Seufzen wurde laut. Lahmer Hirsch sah eine Hand spinnen-gleich in der Dunkelheit nach einem Bogen tasten.
    »Eisvogel, Grünschnabel«, rief er, »ihr stellt euch hier neben Schwarzer Stein und mir auf!« Sein Blick suchte nach den übrigen verbliebenen Kriegern. »Sauerklee, bereite dich darauf vor, den Platz des ersten Mannes einzunehmen, der fällt. Weide, ich weiß, dass dein Bein verletzt ist, aber du musst dann an Sauerklees Stelle treten. Verstanden?«
    Köpfe nickten.
    Der verwundete Mann fing wieder an zu keuchen, wie ein sterbendes Tier, das um sein Leben rennt. Ein Arm löste sich aus den Schatten der hinteren Höhlenwand, die Hand des Mannes fiel schlaff herab und landete klatschend auf seinem Bauch. Ein unterdrücktes Stöhnen ersetzte das Keuchen. Schafgarbe. Er war noch ein halbes Kind. Fünfzehn Winter zählte er. Lahmer Hirsch schloss die Finger fester um seinen Bogen.
    Schwarzer Stein, Eisvogel und Grünschnabel nahmen im Eingang Aufstellung. In den Köchern über ihren rechten Schultern steckten jeweils nur zwei oder drei Pfeile. Lahmer Hirsch besaß nur noch einen einzigen. Den legte er auf die Sehne und stellte sich neben seine Männer.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Schafgarbes Zwillingsbruder, Laufente, über den Höhlenboden kroch und neben Feuerrabe niedersank. Der Junge musste die ganze Nacht über die schwindenden Kräfte und die unermesslichen Schmerzen seines Bruders miterlebt haben. Die Angst stand ihm nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Feuerrabe legte Laufente den Arm um die Schulter und drückte ihn an sich.
    »Sieh, dort«, flüsterte Schwarzer Stein.
    Lahmer Hirsch fuhr herum.
    Einer heranrollenden Welle gleich bewegte sich die Truppe der Wanderer-Krieger durch das Tal auf sie zu; ihre Pfeilspitzen blinkten im schräg einfallenden Sonnenlicht. Leichtfüßig übersprangen sie das Bachbett und stürmten auf die Felswand zu. Als sie den steilen Pfad erklommen, verwandelte die Siegessicherheit ihr Kriegsgeheul in schrille Schreie.
    »Denkt daran«, ermahnte Lahmer Hirsch seine Männer mit strenger Stimme, »sie müssen den steilen Pfad hinaufklettern, um zu uns zu gelangen. Verschwendet keine Pfeile für unsichere Ziele. Lasst sie ganz nahe herankommen. Wenn ihr sicher seid, den Feind auch zu treffen - und nur dann - schießt ihr.«
    Ein schwarze Wolke von Pfeilen kam in einem gleichmäßigen Bogen durch den goldenen Morgen geflogen.
    »Runter auf die Knie!«, befahl er und beobachtete, wie seine Krieger gleichzeitig zu Boden glitten. Pfeile flogen in die Höhle, prallten von den Wänden ab. Flüche wurden laut, als Steinsplitter niederprasselten.
    In der Nähe des kleinen Baches stand Springender Dachs, die Arme vor der Brust verschränkt, und verfolgte die Fortschritte seiner Krieger. Gut aussehend und sehr von sich eingenommen, stand er in dem Ruf, ein brutaler Mann zu sein. Den Lauf eines Mondes lang sprachen die umliegenden Dörfer von nichts anderem als den Gräueltaten, die er begangen hatte. Seine Hosen und sein Hemd starrten zwar vor Dreck und Blut, doch für diese besondere Gelegenheit hatte er sich das Haar geölt und es sorgfältig zu einem festen Knoten geschlungen. Es glänzte wie Steinkohle.
    Im Näherkommen lösten sich fünf Krieger aus der Formation und übernahmen die Führung. Lahmer Hirsch, den Bogen schussbereit, zwang sich zu warten. Warte! Kalte Schweißperlen rannen über seine Brust.
    »Sie greifen an!«, warnte Schwarzer Stein.
    Pfeile prallten an den Felsen ab und blieben zitternd in der Erde stecken.
    Der Mann an der Spitze der Truppe stimmte sein Kriegsgeheul an und raste auf die Höhle zu. »Schwarzer St…«
    Ehe Lahmer Hirsch den Namen noch ganz aussprechen konnte, hatte sein Freund schon seinen Pfeil abgeschossen. Die Spitze bohrte sich in den Leib des Angreifers. Der feindliche Krieger geriet ins Taumeln, umfasste den Pfeilschaft mit beiden Händen, stieß einen brüllenden Schrei aus und fiel. Ein seltsamer, Furcht erregender Laut wie das Todeswimmern eines Kaninchens erhob sich im Inneren der Höhle. Lahmer Hirsch tötete den nächsten Krieger, der den Pfad erklommen hatte. Zwei weitere stürmten auf sie zu, heulend wie Kojoten und mit funkelnden Augen.
    Lahmer Hirsch, der keinen Pfeil mehr hatte, fiel auf die Knie, um fieberhaft den Boden abzusuchen… und landete neben Eisvogel. Ohne nachzudenken streckte er die Hände nach seinem Freund aus, um ihm in seinem Schmerz beizustehen, doch dann griff

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