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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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…«
    »Die was?« warf Stewart ein. »Befinden sich diese Unaussprechlichkeiten im Kopfbereich?« Maureen stützte die Ellbogen auf die Knie. Epiphysisches Knorpelgewebe wuchs an den Enden der Bein- und Armknochen. Es wird mit dem Alter dünner und verschwindet schließlich ganz. »In diesem Fall«, erwiderte sie, an Stewart gewandt, »würde das mit Sicherheit einiges über den Zustand ihres Schädels und des Gehirns aussagen, oder diesen Körperteil zumindest interessanter machen als er im Augenblick erscheint.« Sie seufzte und warf sich das lange schwarze Haar über die Schulter. »Worauf ich hinaus will, Dale, ist, dass dieses Gewebe nicht mehr zu erkennen ist. Meiner Schätzung nach war dieser kleine Bursche zwischen fünfzig und fünfundfünfzig Jahre alt, als er starb.«
    »Und die Frau?«, wollte Dale wissen.
    Maureen schüttelte den Kopf. »So um die Sechzig. Und es ist höchst verwunderlich, dass sie überhaupt so alt geworden ist. Man sieht ganz deutlich die Frakturen an drei Rippen ihres linken Brustkorbs. Und hier, die Verletzung an der Schädeldecke.
    Sehen Sie dieses kleine nekrotische Areal? Knochenfraß. Es hat eine Hypervaskularisation stattgefunden. Demnach muss sie die Verletzung in jungen Jahren erlitten haben. Ein Teil des Knochens resorbierte, aber …«
    »Sie meinen, dass ihr jemand ein Loch in den Schädel geschlagen hat?«
    »Kompliment, sehr scharfsinnig kombiniert, Stewart«, konterte sie. »Sie lernen schnell. Das Interessante dabei ist, dass alle diese Verletzungen verheilt sind. Sie muss sehr gelitten haben, aber sie hat überlebt.«
    »Krieg? Sklaverei?« Dale strich sich mit zwei Fingern über seinen grauen Schnauzbart. »Sie sind der Archäologe. Sagen Sie es mir. Ich für meinen Teil kann nur vermuten, dass jemand ihr nicht sehr wohl gesonnen war.«
    »Eine weitere scharfsinnige Beobachtung«, bemerkte Stewart lächelnd.
    Maureen erwiderte sein Lächeln. »Haben Sie keinen Studenten, den Sie mit ihrem dummen Gerede nerven können? Vorzugsweise ein männliches Opfer, denn ich kann mir vorstellen, dass die weiblichen Studenten es allmählich leid sind, jedes Mal mit der Ausrede zu verduften, sie müssten schnell mal Pipi machen gehen, wenn Sie auftauchen.«
    Maureen hatte noch keinen Mann kennen gelernt, dessen Mundwinkel so schnell nach unten sacken oder in die Höhe schießen konnten wie die Stewarts. Sein Blick erdolchte sie förmlich. Maureen wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem männlichen Skelett zu und sagte: »Es fehlen einige seiner Phalanx. Haben Sie sie gefunden?«
    »Die Fingerglieder?«, vergewisserte sich Stewart. »Nein.«
    »Nicht einen einzigen?«
    »Ich werde die Parzelle vergrößern und danach suchen lassen, zufrieden? Kann ich mir jetzt ein Eis holen?«
    Maureen bedachte ihn mit einem versteinerten Blick und drehte sich zu Dale um. »Anhand dieser exotischen Handelswaren würde ich sagen, dass diese beiden hier ganz außergewöhnliche Händler waren. Sehen Sie das auch so?«
    »Das ist möglich, ja. Wenn dem so ist, dann sind die zwei über den halben Kontinent gewandert. Es könnte aber auch ein Beispiel für den Hand-zu-Hand-Handel sein. Wäre möglich, dass das Halsband und die Pfeilspitze den Weg auch stückweise zurückgelegt haben, im Lauf der Zeit von einer Hand zur anderen weitergereicht wurden.«
    Maureen betrachtete stirnrunzelnd das Muschelhalsband. Es schimmerte wunderschön im Sonnenlicht. »Welcher Kultur würden Sie diese Fundstücke zuordnen?«
    Dale öffnete den Mund, aber Stewart war schneller: »Princess Point«, sagte er.
    »Tatsächlich?«, meinte Maureen skeptisch. »Wie kommen Sie darauf? Außer den Tonscherben sehe ich keine …«
    »Wir haben sieben C-14-Analysen an diesem Fundort ausgewertet. Alle deuten auf eine Zeitspanne zwischen 900 und 1050 nach Christi hin.«
    »Das mag schon sein«, erwiderte Maureen, die sich nur mit Mühe beherrschen konnte. »Aber in dieser Region gibt es etliche Kulturen, die in diese Zeitspanne fallen. Warum …«
    »Nennen Sie es Ahnung«, schlug Stewart vor.
    »Ahnung…?« Sie legte den Kopf schief. »Ist das ein wissenschaftlicher Begriff?«
    »Jawohl. Es ist ein wissenschaftlicher Begriff. Meine Art von Wissenschaft«, setzte er feindselig hinzu.
    Maureen lächelte. »Die sehr viel Ähnlichkeit mit dem militärischen Nachrichtendienst hat, nehme ich an.«
    Jeder Ausdruck wich aus Stewarts Gesicht. Er stemmte die Fäuste in die Hüften. »Warten Sie's nur ab«, erwiderte er in autoritärem Tonfall.

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