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Vox

Vox

Titel: Vox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baker
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haben Männer auch eine Existenzberechtigung. Dieser Sekundärableitungskniff erlaubt mir sogar, mich von Sachen erregen zu lassen, die mich eigentlich gar nicht erregen, wie als du vorhin mit der Kataloggeschichte und den aufgereihten männlichen Models im Versandlager angefangen hast und wie ihnen ihre Sahnehörnchen aus den Shorts geschnellt sind, da konnte ich mir denken, okay, ihre Erregung ist für mich ungeheuer erregend, und das Bild, das sie da beschreibt, ist die Quelle oder der augenblickliche Ausdruck ihrer Erregung, und ich konnte mir dein Gesicht vorstellen, während du an diese Bilder dachtest, und deshalb konnte ich sie für mich doch ein bißchen erregend gestalten. Wie der religiöse Spinner, der sich dem Teufel ergibt, weil das seine äußerste Erniedrigung vor Gott darstellt – nur daß ich nicht so weit gehe. Ach! Jetzt fällt mir ein, was ich dir sagen wollte.»
    «Was?»
    «Du hast doch diese Freundin erwähnt, die dir die ganze Nacht durch einen Liebesroman vorgelesen hat. Also, das ist ein gutes Beispiel dafür, wovon ich rede. Ich bin mal in einen Secondhand-Buchladen gegangen, nur zum Stöbern, er hieß Bonnie’s Books. Aber dann war es nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte, es gab fast keine alten Bücher, sondern bloß kürzlich erschienene, vorgenossene. De facto also eine Bücherei. Regal über Regal voll mit solchen Dingern, dicken fetten historischen Liebesschinken, supersäuberlich eingeordnet, manchmal fünf oder sechs Exemplare desselben nebeneinander, Drängende Liebe, Begierig auf Liebe, Lockende Liebeständeleien, lauter solches Material, aber obwohl die Bücher mehrfach vorhanden waren, waren sie doch nicht identisch, weil jedes einzelne gelesen worden war. Sie sahen benutzt aus. Jede Seite war umgeschlagen. Und von wem umgeschlagen? Von Frauen. Mein Herz fing an zu tickern. Ich hatte eine verwunschene Lichtung betreten. Ich nahm so einen historischen Liebesschinken aus dem Regal, und mir war, als höbe ich ein Handtuch auf, das noch feucht ist von einer Frau, die gerade geduscht hat. Diese Intimität! Aber es war lang – ein so langes Buch konnte ich unmöglich lesen. Also stellte ich es zurück. Am Ladentisch stand eine Frau, ungefähr achtunddreißig, vierzig, vielleicht Bonnie selbst. Einige der Bücher hatte sie gelesen! Ich glaube, ich war der einzige im Laden – ich wußte, ich war ihr aufgefallen – ich hatte sie beim Eintreten angelächelt. Ich wollte, daß sie mich sah, wie ich mir die historischen Schinken anschaute. Und dann ging ich den einen Gang ein wenig weiter, und ich kam an einen riesigen Fundus Liebesromane – Hunderte und Aberhunderte –, alle nach spezifischen Subserien geordnet, einige ein bißchen softer und andere ein bißchen härter, porno, weißt du, in manchen dürfen sie sagen: ‹Er tollte mit der Zunge über ihren Nabel›, in manchen nicht. Und dann kam ich an so eine Serie roter Bücher, nur ungefähr fünfzig, die Reihe hieß Silhouette Desire, und ‹Desire› steht in so einer lüsternen lässigen Langschrift diagonal über dem Umschlag – Desire. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken, und ich überlegte, ob ich zu Bonnie gehen und sagen sollte: ‹Ähm, kennen Sie die Silhouette-Desire-Bücher da? Können Sie mir sagen, welcher Titel in der Reihe Ihrer Ansicht nach der erregendste ist?› Aber das hätte ich nie fertiggebracht. Und es war sowieso egal, weil man aus den Büchern Hunderte von weiblichen Orgasmen folgern konnte – man brauchte keine bestimmte Frau damit zu belästigen, man mußte in kein Privatleben eindringen, man brauchte nur so ein Buch in der Hand zu halten und an eine Frau zu denken, die es mit einer Hand aufhielt, mit Daumen und kleinem Finger. Es lag alles schon in der Geschmeidigkeit und dem abgegriffenen Zustand des Buches selbst – es rief dir praktisch zu: ‹Ich war in der Nähe einer Klit, während sie zwei Orgasmen hatte.›»
    «Und hast du nun so ein Silhouette-Desire-Buch gekauft?» fragte sie. «Lockende Liebeständeleien?»
    «Wartest du mal einen Moment? Ich muß es holen.»
    «Ja, mach nur.»
    Eine Pause trat ein.
    «Es heißt Anfängerglück», sagte er, «von Dixie Browning, und es wird vom Verlag als – Zitat ‹Mann-des-Monats-Band› angepriesen. Es ist nicht nur stark abgegriffen, die Frau, die es vor mir besessen hat, hat auch noch Wasser oder Gin oder so was drübergeschüttet, so daß es ganz wellig ist. Es hat eine Dauerwelle. Kannst du dir das

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