Voyager 018 - Seven of Nine
Angreifer verlangen, dass wir ihnen die Skedaner
ausliefern. Tamaak Vriis und seine Gruppe halfen uns und baten
ihrerseits um Hilfe. An Bord meines Schiffes verhalten sie sich
wie perfekte Gäste und haben niemandem ein Leid zugefügt.
Das kann ich leider weder von Ihnen sagen noch von den
Fremden, die auf uns schießen.« Das Lächeln verschwand von
Janeways Lippen. »Die Skedaner bleiben bei uns.«
»Kommen Sie den Aufforderungen nach, wenn Sie überleben
möchten«, entgegnete Vooria mit erstickter Stimme. »Und
verlassen Sie anschließend das stellare Territorium des Reiches.
Wenn Sie hier bleiben, werden Sie sterben. Wie auch immer Sie
sich entscheiden: Wir wollen nichts mehr mit Ihnen zu tun
haben.«
Vooria streckte eine Klauenhand aus und unterbrach die Kom-
Verbindung.
Die Intensität des eigenen Zorns überraschte Janeway. Sie
dachte an Tamaak, an die Freundlichkeit der Skedaner, an die
entzückenden Gesichter ihrer Kinder. Solche liebenswerten
Geschöpfe sollte sie den übergroßen Käfern ausliefern? Nein, so
etwas kam überhaupt nicht in Frage.
»Kapazität der Schilde um dreißig Prozent gesunken«, sagte
Chakotay. »Unsere Phaser scheinen die Fremden kaum zu
beeindrucken.«
Die nächsten Ereignisse bestätigten die Worte des Ersten
Offiziers. Wieder rasten Phaserstrahlen durchs All und trafen
den Gegner, aber das ovale Schiff drehte einfach in einem
eleganten Bogen ab, um dann erneut anzugreifen. Das rote Licht
im Kontrollraum der Voyager flackerte kurz, und eine Sekunde später ging die Notbeleuchtung an.
»Captain«, meldete sich Torres aus dem Maschinenraum. »Der
letzte Treffer hätte fast einen Ausfall des Warptriebwerks
bewirkt. Was ist los bei Ihnen?«
»Wir sind bei beiden Seiten unwillkommen, Captain«, sagte
Chakotay. »Deshalb schlage ich vor… «
»… dass wir von hier verschwinden«, beendete Janeway den
Satz. »Ich glaube, Sie haben Recht. B’Elanna, stabilisieren Sie
das Triebwerk. Ich brauche Warp acht, Kurs acht fünf sieben
Komma zwei. Also los, Tom.«
»Ja, Ma’am«, bestätigte Paris automatisch. Die Voyager kippte zur Seite und leitete den Warptransfer ein.
Janeway dachte über die aktuelle Situation nach. Als gut
konnte man sie gewiss nicht bezeichnen. Sie befanden sich jetzt
auf der Flucht, verfolgt von zwei verschiedenen Feinden und
ohne eine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Der
gegenwärtige Kurs führte sie zum nächsten Kontrollpunkt.
Wenn die Voyager ihn vor den Verfolgern erreichte… Dann
bekamen sie vielleicht eine Chance herauszufinden, was vor sich
ging.
Janeway sah zu Chakotay und lächelte dünn. »Es fühlt sich
vertraut an, nicht wahr?«
»Wie in alten Zeiten«, erwiderte der Erste Offizier.
Die Kommandantin berührte eine Schaltfläche. »Captain
Janeway an alle Besatzungsmitglieder. Wir sind bei diesem
Kontrollpunkt auf Feindseligkeit gestoßen und zum nächsten
unterwegs, um dort zu versuchen, alle Missverständnisse
auszuräumen. Wir fliegen mit Warp acht und Alarmstufe Gelb.
Ich erwarte von Ihnen allen, dass Sie auf Ihrem Posten bleiben.«
»Krankenstation an Brücke.«
»Hier Brücke«, sagte Janeway und rieb sich die Augen.
»Benötigen Sie derzeit die Dienste von Mr. Paris? Ich könnte
hier Hilfe gebrauchen. Übrigens: Was ist passiert?«
»Ein unbekannter Gegner verwickelte uns aus unbekannten
Gründen in einen Kampf.«
Der Doktor klang sehr ernst, als er erwiderte: »Hier findet
ebenfalls ein Kampf statt, und ich fürchte, Seven verliert ihn.«
Viele Verletzte befanden sich in der Krankenstation, und kaum
war Paris eingetreten, hielt er auch schon medizinische
Instrumente in den Händen. Die meisten Verletzungen ließen
sich leicht behandeln, aber Tom wusste, wie schmerzhaft selbst
die kleinsten Wunden sein konnten, und deshalb wandte er sich
sofort dem nächsten Besatzungsmitglied zu und untersuchte es
mit einem medizinischen Tricorder.
Aus den Augenwinkeln sah er Seven, die reglos auf einem
Diagnosebett lag. Ihr Zustand schien stabil zu sein, aber Paris
bemerkte, dass der Doktor immer wieder in ihre Richtung
blickte – ein deutlicher Hinweise auf den Ernst der Situation. Sie wirkte plötzlich klein. Die Augen waren geschlossen, richteten
jetzt keinen verächtlichen Blick mehr auf ihn. Die vollen roten
Lippen hatten an Farbe verloren, wirkten grau und erschlafft,
formten keine bissigen Bemerkungen mehr. Selbst der gut
gebaute und mit vielfältiger Technik ausgestattete
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