Voyager 018 - Seven of Nine
«
… begannen die Vögel zu singen…
Und sie begannen tatsächlich zu singen, auf ihre eigene Art
und Weise, indem sie kreischten und umherflatterten. Seven
schnappte nach Luft und verdrehte die Augen. Einer der Vögel
landete auf ihrer Schulter, pickte nach ihrem Ohr und wollte
dafür sorgen, dass sie hier blieb, in ihrem Körper. Aber wieder
roch sie den bereits vertrauten Gestank, der ihr ganzes
Bewusstsein auszufüllen schien.
Das glänzende Metall! Das sonderbare, hässliche Wesen… Es
gehörte nicht zu den Großen Zerstörern, aber vielleicht zu ihren Helfern. Amaris eigener Leib war ebenso hässlich wie dieses
Geschöpf: zweibeinig, nackt, keine bunten Federn mehr, keine
Klauen. Was hatte es mit diesem monströsen Experiment auf
sich?
»Seven?«, fragte das Wesen. Entsetzen schnürte ihr die Kehle
zu, aber sie versuchte, im trockenen Mund genug Speichel zu
finden, um das Geschöpf anzuspucken.
»Ah«, sagte es und wischte die Feuchtigkeit fort. »Nicht
Seven.«
»Janeway an Brücke. Was ist los, Chakotay?«
Sie wusste, dass ihre Stimme angespannt klang, aber die jähen
Erschütterungen des Schiffes hatten sie sehr überrascht.
Zusammen mit Neelix, Tuvok und Tamaak wartete sie auf die
Ankunft der Stationskommandantin im Transporterraum.
»Wir werden angegriffen.«
»Von dem lhiaarianischen Schiff?«, fragte Janeway und
richtete einen verblüfften Blick auf Neelix. Er schüttelte den
Kopf, hob hilflos die Arme und ließ sie wieder sinken. Bei den
schwierigen Verhandlungen, die vor kurzer Zeit zu Ende
gegangen waren, hatte es keine Anzeichen von Feindseligkeit
gegeben. Andererseits: Von Herzlichkeit konnte keine Rede
sein. Die Lhiaari schienen praktisch jede Gelegenheit zu nutzen,
um trockene Diskussionen zu führen.
»Negativ. Von einem unbekannten Schiff.«
»Ich bin gleich bei Ihnen.«
Weniger als drei Minuten später erreichte Janeway die Brücke.
Chakotay überließ ihr den Kommandosessel. »Wir hofften, dass
uns Vooria etwas über das neue Schiff mitteilen kann, aber wir
haben jeden Kontakt mit der Stationskommandantin verloren.
Sie reagiert nicht mehr auf unsere Kom-Signale.«
»Zum Teufel mit ihr«, sagte Janeway scharf und nahm Platz.
»Ich möchte wissen, wer einfach so das Feuer auf uns eröffnet
hat.«
»Ich schätze, das werden wir gleich herausfinden.« Kim sah
besorgt von seiner Konsole auf. »Die Fremden setzen sich mit
uns in Verbindung.«
»Auf den Schirm.« Janeway versuchte, sich zu beruhigen,
doch in ihren Augen funkelte es auch weiterhin.
Ihr stockte der Atem, als der Hauptschirm ein großes Insekt
zeigte. Facettenaugen glitzerten, Beißzangen öffneten und
schlossen sich mit einem leisen Klacken. Kleidung trug das
Geschöpf nicht – angesichts des Exoskeletts brauchte es keinen
künstlichen Schutz vor den Elementen –, aber an einigen Stellen
zeigte der Leib farbige Markierungen.
Janeway unterdrückte ein von Abscheu geprägtes Schaudern.
Dies waren keine… Käfer, sondern Personen. Das durfte sie
nicht vergessen.
»Ich bin Captain Kathryn Janeway vom Föderationsschiff
Voyager. Wer sind Sie, und warum schießen Sie auf uns?«
Die Fühler des Wesens vibrierten, und spindeldürre Beine
bewegten sich. Die Mundwerkzeuge klackten schneller. Der
automatische Translator übersetzte die Mitteilung und verlieh
der Stimme einen kalten, mechanischen Klang.
»Ich bin Kraa T’Krr und komme wegen der Skedaner.«
8
»Wer hat Sie geschickt?« fragte Janeway. Sie kniff die Augen
zusammen und schob herausfordernd das Kinn vor.
»Das geht Sie nichts an«, lautete die kühle Antwort.
»Oh, da bin ich anderer Meinung.« Sie sprach ganz ruhig, aber
in ihrem Innern kochte es. »Sie eröffnen das Feuer auf mein
Schiff. Sie verlangen die Auslieferung unserer Passagiere. Und
Sie wollen mir nicht einmal mitteilen, wer es auf sie abgesehen
hat, und aus welchem Grund?«
»Genau.«
Janeway wandte sich an Kim und wölbte eine Braue. Der
junge Fähnrich hatte nicht umsonst jahrelang mit ihr
zusammengearbeitet. Er wusste selbst subtile Anzeichen zu
deuten, verstand auch diesmal und betätigte mehrere
Schaltelemente. »Es werden keine akustischen Signale mehr
übertragen.«
»Versuchen Sie auch weiterhin, die Stationskommandantin zu
erreichen, aber unauffällig. Vielleicht hat sie nützliche
Informationen für uns. Möglicherweise haben wir es hier mit
einem alten Disput zu tun.«
Kim nickte und stellte die Audio-Verbindung wieder
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