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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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und sich etwas vorgebeugt. Ihr Kleid spannte sich über
     ihre Brüste. Ich zwang mich, ihr ins Gesicht zu schauen.
    Zeppo war natürlich schon einmal in New York gewesen. «Es ist großartig. London ist nichts dagegen. In der Stadt ist rund
     um die Uhr was los. Stammt Marty von dort?»
    «Er hat dort gelebt, bevor er nach London gekommen ist, ursprünglich stammt er aber aus Boston. Da wohnen seine Eltern,
     aber Marty findet die Stadt zu versnobt und zu langweilig. Außerdem kommt er nicht besonders gut mit seiner Familie aus. Wir
     werden also in New York bleiben, jedenfalls bis er seine Promotion beendet hat, und dann hängt alles davon ab, wo er einen
     Job findet.»
    «In Boston war ich noch nie. Abgesehen von New York bin ich nur ein paarmal in Kalifornien gewesen. Da müssen Sie auf jeden
     Fall hin.»
    Anna lächelte. «Würde ich gern, aber Marty hat nicht so viel übrig für die Westküste.»
    «Tatsächlich? Mein Gott, warum denn?»
    «Er steht nicht so auf Strand und Meer. Er sagt, er hat als Kind so viel Sand in die Augen gekriegt, dass ihm schon schlecht
     wird, wenn er nur das Meer riecht.»
    Wir lachten pflichtbewusst. «So was kommt vor», sagte Zeppo. «Aber davon dürfen Sie sich nicht abhalten lassen. Es gibt dort
     unglaubliche Strände. Es wäre eine Schande, wenn Sie die nicht sehen würden.»
    Die unterschwellige Kritik war zwar nur schwach, aber sie war da. Der erste offene Zug gegen Marty. Anna nahm ihn mit einem
     Achselzucken hin.
    |70| «Na ja, wir werden sehen. Es gibt haufenweise Orte, die ich besuchen will. Wahrscheinlich werde ich es nicht einmal schaffen,
     die Hälfte davon zu sehen.»
    «Haben Sie schon einen Job in Aussicht?»
    Anna warf mir einen Blick zu. «Nein, noch nicht. Ich kann mich erst umschauen, wenn ich dort bin.»
    «Wenn Sie möchten, ich habe ein paar Kontakte in New York, bei denen ich mal anfragen könnte», sagte ich. «Vielleicht können
     die helfen.»
    «Würden Sie das tun? Das wäre phantastisch!»
    Ich aalte mich in ihrer Dankbarkeit. «Na ja, versprechen kann ich natürlich nichts, aber ich kann es versuchen.» Pro forma
     allenfalls.
    «Ach, das wäre großartig, Donald! Vielen Dank. Eine Weile können wir von unseren Ersparnissen leben, aber je schneller
     ich Arbeit finde, desto besser.»
    «Machen Sie sich nicht zu viele Hoffnungen. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.»
    Dadurch wurde Annas Stimmung noch besser. Wenn ich sie beobachtete, vergaß ich beinahe, warum wir dort waren. Dann entschuldigte
     sich Anna, und Zeppo beugte sich zu mir.
    «Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, dass du gehst.»
    Die Aufforderung überrumpelte mich. «Jetzt? Wieso?»
    «Weil ich kaum etwas ausrichten kann, wenn du die Anstandsdame spielst. Mach nicht so ein Gesicht. Dafür bezahlst du mich
     doch, oder? Irgendwann wirst du uns mal allein lassen müssen.»
    Ich verbarg meine Enttäuschung. «Ja, natürlich. Ich war nur nicht darauf vorbereitet. Was hast du vor?»
    |71| «Nichts Besonderes. Aber ist eine günstige Gelegenheit, sie ein bisschen besser kennenzulernen. Und wenn es gut läuft, kann
     ich ihr die Kleider vom Leib reißen und sie gleich hier auf dem Tisch nehmen.» Er seufzte, als er meine Reaktion sah. «War
     ein Witz, Donald.»
    «Ich fand es nicht komisch.»
    Zeppo grinste blöd. «Habe ich gemerkt. Wie auch immer, lass dir eine Ausrede einfallen, bevor sie zurückkommt. Sag, dass
     dir plötzlich eine Verabredung eingefallen ist oder so.»
    «Würde das nicht ziemlich verdächtig wirken?»
    «Warum das denn? Sie ist deine Assistentin, um Gottes willen, du bist ihr keine Rechenschaft schuldig. Denk dir was Einfaches
     aus und bleib dabei.»
    Als Anna zurückkehrte, stand ich auf. «Anna, mir ist plötzlich eingefallen, dass ich in einer halben Stunde verabredet
     bin. Ich muss aufbrechen. Leider werden Sie die Galerie allein öffnen müssen. Das stört Sie doch nicht, oder?»
    Es war fadenscheinig, aber Anna schien es nicht aufzufallen. «Nein, natürlich nicht. Ich gehe auch besser zurück. Ich habe
     schon viel zu lange Pause gemacht.» Sie griff nach ihrem Mantel.
    «Sie müssen nicht sofort gehen. Es besteht keine Eile. Trinken Sie erst den Wein aus. Zeppo hat bestimmt nichts dagegen,
     Sie zurückzubringen, oder, Zeppo?»
    «Selbstverständlich nicht. Ist mir ein Vergnügen.»
    Ich ließ die beiden allein. Nicht ohne Bedauern und, wie ich zugeben muss, einem Fünkchen Eifersucht. Und Wut. Zeppos Verhalten
     wurde zunehmend unverschämter.

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