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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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fielen von mir ab, und ich stand auf.
    Jemand war an der Tür.

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    |131| Kapitel 9
    Als ich nach unten eilte, schaute ich auf die Uhr. Es war nach zwei. Trotz nachtschlafender Zeit wurde das Klopfen immer
     lauter. Ich schloss gedankenlos auf, denn ich ahnte bereits, wer es war.
    Kaum hatte ich die Tür geöffnet, schob sich Zeppo herein. Er war klatschnass. Draußen regnete es in Strömen.
    «Weißt du eigentlich, wie spät es ist?», fragte ich und schloss schnell die Tür. Sein Haar klebte ihm am Kopf, das Wasser
     lief ihm übers Gesicht und tropfte auf den Boden. «Du ruinierst mir den ganzen Teppich!» Schon während ich sprach, war mir
     klar, wie albern es klang.
    Zeppo atmete schwer und sah mich verächtlich an. «Scheiß auf den Teppich!»
    Komischerweise überraschte es mich nicht, ihn zu sehen. Und ich hatte es auch nicht eilig, zu erfahren, warum er gekommen
     war. «Zieh dir die Schuhe aus und schenk dir im Wohnzimmer einen Drink ein», sagte ich. «Ich hole ein Handtuch.»
    Als ich aus der Küche zurückkam, sah ich an der Schlammspur auf dem hellen Teppich, dass Zeppo zumindest eine meiner Aufforderungen
     ignoriert hatte. Er stand mit einem |132| Glas in der Hand mitten im Wohnzimmer und schien nur auf meine Vorwürfe zu warten. Ich riss mich zusammen und reichte ihm
     das Handtuch.
    «Und? Ich nehme an, das ist kein Höflichkeitsbesuch, oder?»
    Zeppo warf mir einen finsteren Blick zu. «Er ist hetero, verdammte Scheiße!»
    Ich schenkte mir einen Drink ein. «Wovon sprichst du?»
    «Scheiße, rate mal! Wo war ich denn heute Abend?»
    «Du meinst Marty?»
    «Du bist von der ganz schnellen Sorte, was? Richtig, Marty. Ich habe ihn heute Abend getroffen, so wie du wolltest, und
     was erfahre ich? Er ist nicht schwul. Er ist ein Hetero. Du kannst dir also vorstellen, was passiert ist, als ich ihn angemacht
     habe, oder?»
    Ich war erstaunlich ruhig. Selbst seine Ausdrucksweise störte mich nicht. «Ich vermute, nach diesem Vorspiel willst du mir
     erzählen, dass es nicht funktioniert hat.»
    Er verzog das Gesicht. «Natürlich hat es nicht funktioniert, verdammte Scheiße! Ich wusste, dass es in die Hose geht! Ich
     hätte niemals auf dich hören dürfen!»
    «Wenn ich mich richtig erinnere, warst du es, der behauptet hat, er wäre schwul. Du kannst also jetzt kaum mir die Schuld
     geben, wenn er es nicht ist. Ich bin nicht der Sündenbock für deine Misserfolge.»
    Zeppos Glas zerschmetterte an der Wand.
«Hör auf, oder ich breche dir das Genick, verdammte Scheiße!»
    Er stand mit geballten Fäusten und verzerrtem Gesicht vor mir. Seltsam unbekümmert ging ich zum Schrank, schenkte ihm einen
     neuen Drink ein und reichte ihm das Glas.
    |133| «Versuch dieses Mal, es heil zu lassen. Es ist ein ziemlich guter Single Malt; wenn du also das Bedürfnis verspürst, etwas
     kaputt zu machen, dann sag es mir, und ich hole dir einen verschnittenen Whisky in einem billigen Glas.»
    Einen Moment lang rührte er sich nicht. Dann nahm er trotzig das Glas. Seine Aggression flaute ein wenig ab. Ich setzte mich
     hin.
    «Und wenn du dich jetzt dazu imstande siehst, dann erzähl mir doch bitte der Reihenfolge nach, was geschehen ist.»
    Er zögerte und ließ sich dann in einen Sessel fallen. «Gott, was für ein Scheißabend.» Er rieb sich das Gesicht. «Ich habe
     mich mit ihm in diesem Schwulenclub in Soho getroffen   …»
    «War es schwierig, ihn zu einem Treffen zu überreden?»
    «Eigentlich nicht. Zuerst war er ein bisschen skeptisch, aber dann habe ich ihm gesagt, ich würde gerne über etwas reden,
     was man nicht am Telefon besprechen kann.»
    «Wann war das? Nachdem Anna ihn angerufen hatte?»
    «Ja, ich bin nicht bescheuert, Mann! Willst du es jetzt hören oder nicht?» Ich schwieg. Bebend fuhr er fort. «Ich bin schon
     etwas früher in den Club gegangen, damit ich ihn beobachten konnte, wenn er reinkommt. Man merkt sofort, was das für ein
     Laden ist, aber er hat nicht mal mit der Wimper gezuckt. Null Reaktion. Er hat sich einfach ein Mineralwasser bestellt und
     zu mir gesetzt. Deshalb dachte ich, Stevie muss recht gehabt haben.»
    Er trank einen Schluck und schüttelte wütend den Kopf. «Jedenfalls fragte er, weshalb ich ihn treffen wollte, und ich sagte,
     dass ich mich entschuldigen möchte, weil ich mich |134| das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, ein bisschen wie ein Arschloch benommen habe, und dass ich nicht will, dass
     er einen falschen Eindruck von mir kriegt.» Er

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