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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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etwas.»
    Er starrte mich an. «O ja, das ist ein großer Trost! Bestimmt meint er es auch so.»
    |137| «Glaubst du nicht, dass er es für sich behält?»
    «Ach, ich bitte dich, Donald! Glaubst du ernsthaft, er wird es Anna nicht erzählen? Ich würde es jedenfalls tun. Die Chance
     kann er sich doch nicht entgehen lassen. Ich kann es mir genau vorstellen. ‹Ach, du erinnerst dich doch an Zeppo, diesen
     Macho, oder? Er hat mich angebaggert, und ich habe ihm einen Korb gegeben.› Dann kann Anna sagen: ‹Komisch, ich auch.›
     Kapier es, Donald, wir sind am Arsch.» Mit einem Mal sprang er auf. «Wo ist die Toilette? Ich muss pissen.»
    Ich antwortete geistesabwesend: «Oben, am Ende des Flurs.»
    Er ging hinaus. Ich grübelte darüber nach, was er mir gerade erzählt hatte. In gewisser Hinsicht war ich nicht überrascht,
     ja es war beinahe so, als hätte ich es nicht anders erwartet. Doch ehe ich diesem Gedankengang weiter nachgehen konnte,
     fiel mir plötzlich etwas anderes ein. Die Toilette war auf derselben Etage wie meine Privatgalerie. Und ich hatte die Tür
     offen gelassen.
    Ich stürmte nach oben. Das Bad befand sich am Ende des Flurs. Die Tür war geschlossen. Erleichtert eilte ich zu dem Zimmer,
     in dem meine Sammlung untergebracht ist, und hielt erstarrt inne. Zeppo stand vor der Vitrine mit meinen Schnupftabaksdosen.
    Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. «Die Toilette ist am anderen Ende des Flurs.»
    Er drehte sich um und grinste. «Ich weiß.»
    Ich hielt die Tür auf. «Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne hier abschließen.»
    «Gleich. Ich habe noch nicht alles gesehen.»
    |138| Ich spürte, wie ich zitterte. «Das ist meine Privatsammlung. Sie ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.»
    «Das wundert mich nicht.» Er lachte. «Du geiler alter Bock, Donald! Davon weiß keiner was, oder?»
    Ich ging auf ihn zu. «Würdest du bitte rausgehen?»
    «Hey, hey, hey, kein Grund, sauer zu werden. Die Tür war offen, ich habe die schönen Bilder gesehen und bin reingekommen,
     um sie mir anzuschauen. Dafür ist Kunst doch da, oder?» Er spähte auf den Druck neben ihm. «Was ist das, Arschficken mit
     Schwan?»
    «Raus.»
    «Donald, sei nicht so aggressiv. Ich mache nichts kaputt. Ich bin nur interessiert, ehrlich. Antike Pornos habe ich noch
     nie gesehen.»
    «Das ist keine Pornographie!»
    «Jugendfrei ist es aber auch nicht gerade, oder? Gibt es auch eine Leseecke?» Er schlenderte durch den Raum. «Gott, schau
     dir diese fette Schlampe an! Du hättest mir sagen sollen, dass du auf so ein Zeug stehst. Ich könnte dir den echten Stoff
     besorgen. Nicht so einen Softporno-Scheiß. Hier gibt es doch keine einzige Nahaufnahme, oder? Und diese Lesben da sehen aus,
     als wenn sie eingepennt wären.»
    «Raus, habe ich gesagt!»
    Er schaute mich an. Sein Grinsen war widerlich. «Ich habe dich gehört. Aber mir gefällt es hier. Ich fühle mich ganz wie zu
     Hause.» Als wollte er das beweisen, zog er den Stuhl heran, auf dem ich eine Weile zuvor eingeschlafen war, und setzte
     sich hin. «Lass dich nicht aufhalten, Donald. Du kannst gehen, wenn du willst.»
    Ich konnte nichts tun. Je mehr ich ihm zeigte, wie sehr |139| mich seine Anwesenheit dort störte, desto länger würde er bleiben. «Wenn du unbedingt kindisch sein willst, kann ich dich
     wohl nicht davon abhalten.»
    «Richtig, kannst du nicht.» Er schaute sich um. «Das Zeug törnt dich also an, ja?»
    «Nicht so, wie du es dir vorzustellen scheinst. Ich finde es ästhetisch anregend, wenn du das meinst.»
    «Schwachsinn, Donald. Wenn du nur am ‹ästhetischen Wert› der Sachen interessiert bist, warum zeigen sie dann alle Leute
     beim Vögeln? Oder ist das nur Zufall?»
    «Ich leugne nicht, dass sie erotisch sind. Vor allem ist es aber erotische Kunst, obwohl ich nicht glaube, dass du mit
     dieser Unterscheidung etwas anfangen kannst.»
    «Du willst mir also erzählen, dass du nur an der Kunst interessiert bist und nicht an der Erotik?» Er lachte.
    «Ich habe nicht erwartet, dass jemand wie du versteht, was ich meine.»
    «Na, na, werd nicht patzig. Wenn dir bei Pornobildern einer abgeht, meinetwegen. Es liegt mir fern, darüber zu urteilen.»
     Er streckte seine Beine aus. «Wie auch immer, zurück zum Geschäftlichen. Wir beide haben eine Rechnung zu begleichen, nicht
     wahr?»
    «Eine Rechnung zu begleichen?»
    «Richtig. Für geleistete Dienste.» Er beugte sich vor. «Ich will bezahlt werden. Dann lasse

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