Voyeur
schnaubte. «Gott, als könnte er einen falschen Eindruck von
mir
kriegen!
Dann trat ein Stripper auf, und ich sagte: ‹Er ist gut, oder?›, und er meinte: ‹Ja, ich habe ihn schon mal gesehen.›»
In seine Erzählung vertieft, breitete Zeppo die Arme aus. «Was sollte ich mir dabei denken, verdammte Scheiße? Ich dachte,
er wollte mir zu verstehen geben, dass er in beiden Richtungen unterwegs ist. Ich fragte, wo er ihn gesehen hat, und er
sagte, im Pink Flamingo. Da hatte Stevie ihn gesichtet. Ich meinte, dass ich noch nie dort war, aber gehört hätte, dass
der Laden ziemlich gut sein soll und dass wir irgendwann mal zusammen hingehen sollten.»
Er schloss die Augen. «Gott, ich kann nicht glauben, dass ich mich darauf eingelassen habe.» Er leerte sein Glas und hielt
es mir hin. Ich füllte es nach, schenkte ihm aber dieses Mal keinen Single Malt, sondern einfachen Scotch ein.
«Und dann?»
Zeppo trank einen Schluck Whisky. «Er sagte: ‹Ich wusste nicht, dass du in solche Läden gehst›, und da sagte ich: ‹Na ja,
manchmal ist es besser, nicht mit allem hausieren zu gehen.› Er guckte mich ein bisschen betreten an und fragte, warum ich
ihm das alles erzählen würde. Ich dachte, es wäre ihm nur peinlich, dass er ertappt wurde. Deshalb sagte ich – oh, Scheiße –, ich sagte: ‹Weil ich eifersüchtig war, als ich dich mit Anna gesehen habe.›» Bei der Erinnerung daran verzog er das Gesicht.
«Ach, verdammte Scheiße, warum habe ich nur auf dich gehört?»
|135| «Was hat Marty gesagt?»
Zeppo atmete schwer aus. «Er begann zu stammeln, dass er denkt, ich sollte wissen, dass er nicht schwul ist und so weiter.
Da ich dachte, dass er nur ein bisschen rumzickt, fragte ich, wem er eigentlich was vorgaukeln will, und sagte – o Gott –, ich sagte: ‹Anna muss es ja nie erfahren.›»
Er trank noch einen Schluck Whisky. «Ich dachte mir bloß, er wäre eine von diesen Schwuchteln, die sich vormachen wollen,
sie wären hetero.»
«Bist du dir sicher, dass er keine ist?»
«Natürlich bin ich mir sicher, verdammte Scheiße! Das kleine Arschloch fing an, mich gönnerhaft zu behandeln! Er! Hatte
Mitgefühl mit
mir
! Ich konnte es nicht glauben! Er sagte, ich hätte die falschen Schlüsse gezogen, und es würde ihm leidtun, wenn er mir
den Eindruck vermittelt hätte, aber er wäre wirklich nicht schwul. Ich fragte ihn, warum er dann in solche Läden wie das
Pink Flamingo geht, und rate mal, was er gesagt hat?» Zeppo schaute mich schmallippig an. «Er geht dorthin zum Recherchieren!
Zum Recherchieren, verdammte Scheiße! Er hat verschiedene Nachtclubs besucht, um ‹Verhaltensmuster› zu studieren. Nicht
nur Schwulenclubs. Alle möglichen Clubs. Das ist Teil seiner beschissenen
Dissertation
!» Er spuckte das Wort regelrecht aus und kippte dann den Rest seines Whiskys in einem Zug runter.
«Könnte er das nur als Ausrede benutzt haben?», fragte ich, obwohl ich nicht recht daran glaubte. Zeppo schüttelte vehement
den Kopf.
«Nein. Ich merkte, dass er nicht log. Er wurde total euphorisch, als er mir von seiner Arbeit zu erzählen begann. |136| Aber da hörte ich schon gar nicht mehr hin. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich mich so zum Affen gemacht hatte.»
«Welches Thema hat diese Dissertation eigentlich?», überlegte ich. Zeppo sah mich verblüfft an.
«Was spielt das für eine Rolle, verdammte Scheiße? Er hat mich wie einen Idioten dastehen lassen! Hatte sogar die Dreistigkeit
zu sagen, dass er
geschmeichelt
wäre! Gott, das hätte ich mir denken können.»
«Beruhige dich.»
«Wozu? Ich musste mich gerade von diesem kleinen Wichser demütigen lassen, obwohl ich die Sache von Anfang an nicht machen
wollte!» Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. «Ich habe dir gesagt, dass es ein Fehler ist, aber du wolltest nicht auf
mich hören!»
«Das haben wir alles schon durch.»
«Scheiß drauf! Du musstest ja nicht dasitzen und erleben, wie dich irgendein kleiner Scheißer dumm aussehen lässt, oder?
Nein, du hast lieber mich losgeschickt und den Schwulen spielen lassen!»
«Hast du versucht, es richtigzustellen?», fragte ich in der Hoffnung, ihn abzulenken.
«Wie denn? Ich hatte ihn gerade angebaggert, verdammte Scheiße! Ich saß nur wie ein Idiot da und wünschte dir den Tod an
den Hals. Dann sagte er, dass er jetzt besser geht und dass er niemandem von unserem ‹Missverständnis› erzählen würde.»
«Na ja, das ist immerhin
Weitere Kostenlose Bücher