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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Wagens, und als ich vor dem Terminal parkte, sah ich, dass sie Händchen hielten. Beide wirkten
     ein bisschen bedrückt, während Anna auf das Einchecken wartete, und als sie sich vor der Abflughalle verabschiedeten, hätte
     kein zufälliger Beobachter im Traum |122| daran gedacht, dass sich die beiden nur für drei Tage trennten.
    Ich hielt mich diskret im Hintergrund. Annas letzte, impulsive Umarmung brachte Marty aus dem Gleichgewicht. Seine Brille
     wäre ihm fast runtergefallen, und als er zuschaute, wie Anna durch die Glastüren verschwand, schob er sie abwesend wieder
     zurecht. Eine Weile starrte er ihr noch hinterher, ehe er zu mir kam.
    Schweigend gingen wir zurück zum Wagen.
    «Wird Anna Sie später anrufen?», fragte ich, um die Stille zu durchbrechen.
    «Sie hat gesagt, sie ruft mich heute Abend an.»
    «Dann gehen Sie nicht aus?»
    «Nein, ich habe zu viel zu tun.»
    «Ja, Anna hat erzählt, dass Sie sehr beschäftigt sind. Schade, dass Sie sie nicht begleiten konnten. Ich hoffe, Sie sind
     nicht böse, dass ich sie gebeten habe, nach Amsterdam zu fliegen.»
    «Nein, überhaupt nicht. Das wird eine gute Erfahrung für sie. Und es wird ihr helfen, wenn sie in New York nach Arbeit sucht.
     Haben Sie von dort schon Feedback bekommen?»
    «Feedback?»
    «Sie wollten sich mit ein paar Bekannten dort in Verbindung setzen, um zu schauen, ob die ihr helfen können. Haben Sie schon
     etwas gehört?»
    Ich hatte nicht nur nichts gehört, ich hatte die Sache völlig vergessen. Aber ich nahm es ihm übel, dass er sich das Recht
     zum Nachfragen herausnahm. «Nein, noch nicht. Aber mittlerweile müssten sie meine Briefe erhalten haben. Ich gebe ihnen noch
     eine Woche, und wenn ich dann nichts gehört |123| habe, werde ich sie anrufen.» Ich wechselte das Thema. «Ich könnte mir vorstellen, dass es komisch sein wird, so allein
     in der Wohnung.»
    Er nickte. «Ja, wahrscheinlich.»
    Ich versuchte einen Scherz. «Glauben Sie, dass Sie allein klarkommen werden?»
    Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. «Sicher. Anna wird jeden Tag anrufen; wenn ich also Probleme kriege, kann
     ich immer um Hilfe schreien.»
    Das war eine interessante Information. «Haben Sie eine feste Zeit abgemacht? Nur falls ich sie kontaktieren muss», fügte
     ich hinzu.
    «Sie will immer zwischen sechs und sieben anrufen. Dann bin ich normalerweise wieder zu Hause.»
    Ich ließ Marty an der Universität raus und fuhr zur Galerie. Ohne Anna wirkte sie leer und leblos. Ich schüttelte das Gefühl
     ab und rief Zeppo an.
    «Sie ist weg.»
    «Gut. Gab es Probleme?»
    «Nein. Und ich habe erfahren, dass Marty heute Abend zu Hause bleibt.»
    «Heute Abend bringt es nichts.»
    Ich fragte mich, ob sich Zeppo herausreden wollte. «Wieso?» Man muss mir meinen Argwohn angehört haben, denn er lachte.
    «Schon gut, Donald, beruhige dich. Heute Abend ist es ungünstig, weil sie die erste Nacht weg ist und er wahrscheinlich
     heulend durch die Wohnung läuft und überall ihr Parfüm riecht und merkt, wie sehr er sie vermisst. Morgen wird es schon besser
     sein.»
    |124| «Verschwenden wir damit nicht einen Abend?»
    «Sagt das derjenige, der mir gepredigt hat, dass man nichts überstürzen soll?»
    Ich gab mich geschlagen. «In Ordnung. Ich nehme an, du weißt, was du tust. Aber egal, was du vorhast, warte bis nach sieben
     Uhr.» Ich erzählte ihm, was Anna und Marty vereinbart hatten. «Ich möchte nicht, dass sie von eurem Treffen erfährt.»
    «Ganz wie es dir beliebt. Gibt es sonst noch irgendwelche Anweisungen, wenn du schon einmal dabei bist? Vielleicht möchtest
     du mir detailliert sagen, was ich mit Marty machen soll?»
    «Diesen Aspekt überlasse ich dir.»
    Ich hörte ihn steif lachen. «Du weißt echt, wie man Leute führt, Donald.»
     
    *
     
    In dieser Nacht hatte ich wieder den Traum. Es war die gleiche Szenerie wie beim letzten Mal. Ich lag auf dem Sofa und schaute
     schläfrig zu, wie meine Mutter sich im Schein des Feuers das Haar bürstete. Sie saß mit dem Rücken zu mir. Dieses Mal fiel
     mir auf, dass sie den weißen seidenen Morgenrock trug, den sie oft in meiner Kindheit angehabt hatte. Abgesehen vom Knistern
     des Feuers im Kamin und dem leisen Geräusch vom Bürsten war es still im Zimmer. Ich fühlte mich aufgehoben und behaglich und
     war gebannt von den goldenen Strähnchen im Haar meiner Mutter. Dann ertönte in dem Traum ein fernes, aber unangenehmes und
     aufdringliches Geräusch: An der Tür läutete

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