Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
auch realer. Als wenn ihm wirklich etwas zugestoßen ist.»
    Mir fiel es nicht schwer, sie zu beruhigen. Nach allem, was sie gesagt hatte, konnte die Polizei bis zum Jüngsten Tag suchen,
     ohne etwas zu finden. «Das ist wahrscheinlich nur die Anspannung», sagte ich. «Die Tatsache, dass die Polizei jetzt nach
     ihm sucht, ändert nichts daran, wohin oder warum er verschwunden ist, oder? Es bedeutet nur, dass Sie jetzt eine größere
     Chance haben, ihn schneller zu finden.»
    «Ja, das ist mir klar, aber   …» Sie zuckte mit den Achseln. «Sie haben wohl recht, es ist wahrscheinlich nur die Anspannung. Und Martys Vater macht es
     mir auch nicht gerade leicht.»
    «Dann ist er nicht freundlicher geworden?»
    |224| «Keine Spur. Und ich stehe mehr denn je auf seiner schwarzen Liste. Ich bin Samstagnacht bei Debbie geblieben und erst Sonntagnachmittag
     zurück in die Wohnung gekommen. Zehn Minuten nachdem ich zu Hause war, rief er an und sagte, dass er versucht hat, mich
     seit Samstagabend zu erreichen. Er wollte nichts Wichtiges, aber er hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass es ihm nicht
     gefällt, wenn ich ausgehe. Hätte nur noch gefehlt, dass er mir vorwirft, ich wäre fremdgegangen.» Sie schüttelte verärgert
     den Kopf. «Normalerweise wäre es mir egal gewesen, aber es war das erste Mal, dass ich weg war, seit Marty vermisst wird.
     Und wahrscheinlich wäre ich überhaupt nicht gegangen, wenn er mich nicht so durcheinandergebracht hätte.»
    Ich war empört, dass er so etwas überhaupt denken konnte. «Er ist ein verachtenswerter, kleingeistiger Mann. Lassen Sie
     sich von ihm nicht ärgern.»
    Sie zögerte. «Ehrlich gesagt, hat er etwas getan, was vermutlich auch Sie gegen ihn aufbringen wird.»
    «Mich?»
    Anna nickte und verzog das Gesicht. «Nachdem wir auf dem Polizeirevier gewesen waren, bestand er darauf, den Privatdetektiv
     zu treffen. Ich dachte, er wollte nur selbst mit ihm reden, um sich über den Stand der Ermittlung zu erkundigen. Jedenfalls
     hat Mr.   Simpson nichts Neues herausgefunden, seitdem wir das letzte Mal mit ihm gesprochen haben, und er schien erfreut zu sein,
     als ich ihm sagte, dass die Polizei jetzt endlich etwas unternimmt. Dann sagte Martys Vater aus heiterem Himmel, dass wir
     ja nun keinen Detektiv mehr brauchen würden. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich war nur völlig baff. Vor allem
     darüber, wie er es gesagt hat. Kein ‹Tut mir |225| leid› oder ‹Danke› oder so. Er ist einfach damit herausgeplatzt! Ich wollte in dem Büro des Detektivs keinen Streit anfangen
     und habe ihn erst draußen gefragt, was er sich eigentlich dabei gedacht hat. Er meinte, dass Simpson offensichtlich unfähig
     sei und dass es jetzt, wo die Polizei die Sache übernommen habe, keinen Grund mehr gibt, Amateure herumpfuschen zu lassen,
     die der Polizei auf den Füßen herumtreten. Ich habe ihm gesagt, dass er solche Entscheidungen vorher mit mir absprechen muss.
     Und mit Ihnen, weil Sie ja schließlich den Detektiv bezahlen. Aber er meinte, es würde mehr auf dem Spiel stehen als persönlicher
     Stolz, und er würde seine Zeit nicht mit Anstandsregeln vergeuden. Danach konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich sagte,
     dass ich ihn anrufen würde, und ließ ihn stehen. Noch eine Minute in seiner Gegenwart, und ich wäre ihm an die Gurgel gegangen.»
    Sie schaute mich zerknirscht an. «Die Sache mit dem Detektiv tut mir leid, Donald. Er hatte kein Recht dazu.»
    Ich stimmte ihr zu, war aber gleichzeitig erleichtert, dass er es getan hatte. Ein Faktor weniger, um den ich mir Sorgen
     machen musste. Außerdem ersparte es mir beträchtliche Kosten. «Na ja, er ist eben Martys Vater», sagte ich. «Und die Polizei
     hat sowieso wesentlich mehr Mittel als ein Privatdetektiv.»
    «Wahrscheinlich. Es ist nur seine Art. Irgendwann wollte ich seine Schwiegertochter werden, er hätte sich also wenigstens
     bemühen können, das Eis zu brechen.» Sie verstummte. «Ich habe ‹wollte› und nicht ‹will› gesagt.»
    «Das war nur ein Versprecher.»
    «Aber es ist mir zum ersten Mal passiert.» Sie sah aus, als würden ihr gleich die Tränen kommen.
    «Sie hatten einen harten Tag. Erst die Botschaft, dann die |226| Polizei und die Sache mit dem Detektiv. Es hat nichts zu bedeuten.»
    «Nein.» Sie schüttelte ihre Traurigkeit ab und lächelte. «Übrigens, wo wir schon über Martys Vater sprechen: Ich möchte Sie
     um einen Gefallen bitten.»
    «Ja?»
    «Ich war so dumm, ihn

Weitere Kostenlose Bücher