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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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er nicht nur ein Flegel, sondern auch ein Idiot. Was hat er gesagt?»
    «Mehr oder weniger das, was Sie schon gehört haben. |218| Dass endlich etwas unternommen werden muss und dass er vor Ort mehr ausrichten kann als in Amerika. Er hat mir ziemlich deutlich
     zu verstehen gegeben, dass er nur ungern gekommen ist, aber offenbar glaubt er, dass hier niemand Marty wirklich finden
     will. Und mir vertraut er anscheinend überhaupt nicht.»
    «Das ist eine Unverschämtheit!»
    «Ich weiß, aber   …» Ich hörte sie seufzen. «Na ja, den Eindruck habe ich jedenfalls bekommen. Er wollte einen Blick auf Martys Sachen werfen,
     und als ich mit ihm im Schlafzimmer geblieben bin, schien er richtig sauer zu sein. So als würde ich mich unerlaubt in der
     Wohnung seines Sohnes aufhalten oder so. Ich weiß nicht, vielleicht bin ich nur zu empfindlich.»
    «Bestimmt nicht, ich habe ihn ja kennengelernt.»
    «Ich verstehe wirklich nicht, was ich getan haben soll. Mir ist ja klar, dass er sich Sorgen macht und durcheinander ist,
     aber mir geht es doch nicht anders. Ich verstehe einfach nicht, warum er so widerlich sein muss. Wir sollten uns gegenseitig
     helfen und nicht miteinander streiten. Er behandelt mich, als wäre ich   … als wäre ich hinter dem Geld seines Sohnes her und hätte Marty auf die schiefe Bahn gebracht. Langsam glaube ich schon,
     tatsächlich etwas falsch gemacht zu haben. Ich weiß nur nicht was.»
    «Das ist doch Unfug, Anna. Das alles ist nicht Ihre Schuld, und das wissen Sie genau.»
    «Ja, aber   … durch ihn habe ich so ein schlechtes Gewissen!»
    «Und das ist bestimmt genau das, was er will. Sie haben selbst gesagt, dass Marty kein gutes Verhältnis zu ihm hatte. |219| Wahrscheinlich ist er eifersüchtig auf Sie, und deswegen will er Sie leiden sehen. Das darf Sie gar nicht berühren.»
    «Aber er ist so ich-fixiert! Ich habe wirklich versucht, freundlich zu sein, damit er nicht so feindselig ist, aber das
     prallt einfach an ihm ab.»
    «Anna, der Mann ist eindeutig ein verbitterter, spießiger kleiner Tyrann. Lassen Sie sich von ihm bloß nicht durcheinanderbringen.»
    Es entstand eine Pause, dann lachte sie laut auf. «Sie mögen ihn nicht, Donald, oder?»
    Ich lächelte, als mir klarwurde, wie sehr ich mich in die Sache hineingesteigert hatte. Aber ich war froh, dass ich Anna
     dadurch wenigstens ein bisschen aufmuntern konnte. «Kein bisschen.»
    «Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, dass es nur mir so geht.»
    «Nein, ich halte Ihre Meinung für völlig gerechtfertigt.»
    Sie lachte wieder. Es klang wunderbar. «Na ja, hoffen wir nur, dass er wenigstens etwas erreicht, solange er hier ist.
     Er hat mich gebeten, ihn Montagmorgen in die Botschaft zu begleiten. Er hat es sogar fertiggebracht, dass es so klang,
     als würde er mir einen Gefallen tun. Ich habe eingewilligt, denn ich will ihm keine Gelegenheit dafür geben, dass er sagen
     kann, ich unternehme nichts, aber ich wollte es trotzdem mit Ihnen abklären. Sie haben doch nichts dagegen, oder?»
    «Natürlich nicht. Ich hoffe nur, dass man ihn dort anhört.»
    «Ich auch. Aber ich glaube, dass sie keine andere Wahl haben. Er ist Martys Vater, und er ist extra aus Amerika hergekommen.
     Da werden sie doch etwas tun müssen, oder?»
    |220| «Bestimmt.» Ich fragte mich, was die Botschaft unternehmen würde. «Treffen Sie ihn vor Montag noch einmal?»
    «Nein. Ich habe ihn gefragt, ob er heute Abend zum Essen kommen will, aber er hat nein gesagt. Ziemlich schroff, aber ich
     kann auch nicht gerade behaupten, dass ich enttäuscht wäre.»
    «Das kann ich gut verstehen.» Aus einer Laune heraus fragte ich: «Was machen Sie heute Abend? Sie bleiben doch nicht allein,
     oder?»
    «Nein, ich treffe ein paar Freunde bei Debbie. Und falls es Sie interessiert, sie mag Martys Vater auch nicht.»
    «Das habe ich mir gedacht.» Ich war ein bisschen eifersüchtig. Anna musste mit ihrer Freundin gesprochen haben, bevor sie
     mich angerufen hatte. «Ich bin jedenfalls froh, dass Sie ausgehen. Das wird Ihnen guttun.»
    «Das hat Debbie auch gesagt. Aber eigentlich habe ich keine Lust, um ehrlich zu sein.»
    «Ach was. Das haben Sie sich nach der Konfrontation mit diesem schrecklichen Mann verdient.» Ich zögerte. «Haben Sie morgen
     schon etwas vor?»
    «Noch nicht. Wieso?»
    Ich war lächerlich nervös. «Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht gerne ausgehen würden?»
    «Nett, dass Sie fragen, Donald, aber lieber nicht. Ich weiß nicht

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