Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
wieder zum Essen einzuladen. Das war allerdings, bevor wir zu dem Detektiv gegangen sind. Es wird
     bestimmt nicht gerade lustig, aber wollen Sie nicht auch kommen? Ich weiß, es ist ein bisschen viel verlangt, wenn Sie
     also lieber nicht möchten, kann ich es verstehen.»
    «Selbstverständlich komme ich. Sehr gerne.» Westerman hin oder her, ich freute mich, dass sie mich gefragt hatte.
    «Oh, danke. Ich habe gehofft, dass Sie ja sagen. Wenn ich mit ihm allein wäre, würde es ziemlich grausig werden.»
    «Wollen Sie noch jemanden einladen?»
    «Nein, ich glaube nicht. Ich will ihn nicht noch mehr Leuten aufbürden. Nicht dass ich ihn Ihnen aufbürden will», sagte
     sie schnell. «Aber ich dachte, ich wirke vielleicht etwas seriöser, wenn er sieht, dass ich mit respektierten Säulen der
     Gesellschaft wie Ihnen verkehre. Außerdem reißt er sich vielleicht bei jemandem in seinem Alter ein bisschen zusammen.»
    Die letzte Bemerkung war bedauerlich, aber ich wollte mich davon nicht stören lassen. Anna hatte mich und niemand anderen
     eingeladen, das Alter einmal außer Acht gelassen. Geschmeichelt fielen mir meine Schutzphantasien vom Wochenende ein.
    Westerman sollte es nur wagen, sie in meiner Gegenwart zu schikanieren.

[ Navigation ]
    |227| Kapitel 16
    Dass Westerman von Natur aus unerträglich war, hatte ich bereits gemerkt, und sein Verhalten während des Essens bei Anna
     änderte meine Meinung nicht. Auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte, dass er seine feindselige Haltung völlig aufgab,
     hatte ich doch erwartet, dass er zumindest etwas mehr Freundlichkeit an den Tag legte. Aber schon mit seinem Eintreffen wurde
     deutlich, dass er den Teufel tun würde.
    «Sie haben Donald ja bereits kurz am Samstag kennengelernt», sagte Anna, während sie ihm den Mantel abnahm.
    Erneut gab er mir lustlos die Hand und antwortete auf meine Begrüßung nur mit einem knappen Nicken. Anna war anzusehen, dass
     ihr das Lächeln bereits große Mühe machte.
    «Möchten Sie etwas trinken?», fragte sie ihn.
    «Nein danke.»
    «Es gibt Mineralwasser oder Fruchtsaft, wenn Sie etwas Nichtalkoholisches wollen. Ich kann Ihnen aber auch eine Tasse Tee
     oder Kaffee machen.»
    «Nein danke.»
    Es entstand eine unangenehme Stille. «Gut, dann schaue |228| ich mal nach dem Essen», sagte Anna und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Sie ging in die Küche und ließ mich mit
     ihm allein.
    «Setzen wir uns doch», sagte ich freundlich. Ich ließ mich auf dem Sofa nieder. Westerman nahm steif mir gegenüber Platz.
     Ich fragte mich, ob er sich jemals entspannte, jedenfalls deutete nichts darauf hin, dass er es jetzt tun wollte. Keiner
     von uns sagte etwas. Da es meiner Meinung nach an ihm war, ein Gespräch zu beginnen, wartete ich darauf, dass er etwas
     sagte. Aber er machte den Eindruck, niemals wieder den Mund aufmachen zu wollen. Mit seinem Schweigen wuchs auch meine Verärgerung,
     und ich war versucht, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Wenn Anna nicht gewesen wäre, hätte ich es auch getan.
     Aber sie hatte mich eingeladen, um ihr durch einen schweren Abend zu helfen, und das hätte ich kaum geschafft, wenn ich
     mich genauso schlecht benommen hätte wie Martys Vater. Um ihretwillen musste ich freundlich und umgänglich sein.
    Die Anstandsregeln, um die sich Westerman offenbar nicht scherte, erforderten es, dass ich eine Bemerkung zu seinem Sohn
     machte. «Ich habe mit Freuden gehört, dass die Polizei endlich etwas unternimmt, um Marty zu finden.»
    «Wird auch höchste Zeit, dass es jemand tut.»
    Seine Kritik war für meinen Geschmack etwas zu allgemein gefasst. «Ja, Anna hatte wirklich eine Heidenarbeit damit, Hilfe
     zu bekommen. Deswegen mussten wir darauf zurückgreifen, einen Privatdetektiv zu engagieren.»
    «Den habe ich kennengelernt. Meiner Meinung nach ein Amateur. Jetzt, wo die Polizei die Sache in die Hand |229| genommen hat, gibt es keinen Grund mehr, dass er im Wege steht.»
    In seiner Stimme lag keine Spur von Entschuldigung oder Dankbarkeit, außerdem hatte er die ärgerliche Angewohnheit, mich
     beim Sprechen nicht anzuschauen. Seine Äußerungen waren an einen leeren Raum vor mir gerichtet. «So erspare ich mir wohl weitere
     Kosten. Ich habe gestern seine Rechnung erhalten. Amateur oder nicht, der Mann war nicht billig.»
    «Dann werden Sie vermutlich froh sein, ihn nicht weiter bezahlen zu müssen. Obwohl ich nicht zu sagen vermag, ob Ihre Polizei
     effektiver sein wird.»
    Die Art,

Weitere Kostenlose Bücher