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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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mussten einen anderen Weg genommen haben.
    Der schweigsame Vompa trat zu ihm. »Ich habe den richtigen Weg gefunden«, quetschte er unter der Maske hervor und zog Kinga mit sich in einen der Durchgänge.
    In einer Nische, nach lediglich drei oder vier Metern des Wegs, fand sich der Beweis: ein Strumpfband, zusammengeknüllt und staubig.
    »Ja, das gehört Lourdes«, sagte Kinga.
    »Sie und die Gruh haben hier gerastet«, fuhr Vompa fort. Er wies auf Flecken und Klümpchen, die sich ein Stückchen entfernt fanden.
    Ausscheidungen.
    »Sie sind lauwarm. Die Gruh können nicht allzu weit entfernt sein. Wahrscheinlich kommen sie wegen der Prinzessin nicht so rasch voran, wie sie es gerne hätten.«
    »Und sie haben mehr Menschliches an sich, als manche von uns glauben wollen.«
    Vompa nickte. »Ich habe aber noch etwas entdeckt.«
    »So?«
    Der Bergbauernsohn führte ihn tiefer in die Dunkelheit hinein und deutete in Richtung eines Balkens zu ihrer Rechten.
    Weitere Spuren. Solche, deren Alter man nicht genau bestimmen konnte. Symbole und Schriftzeichen, die in die Wand geritzt worden waren.
    »Das sind… Hinweise eines Woormreiters!« Kinga wich zurück, konnte und wollte es nicht glauben. Der von einer unruhigen Hand geführte Kohlestift wies auf unbestimmte Gefahrenstellen in näherer Entfernung hin. Striche und Kreuze waren dies, wie sie von den Tripings und Quartings in den Feldern der Kilmalier genutzt wurden, um sich gegenseitig auf besonders große Felsbrocken aufmerksam zu machen, die den Maelwoorms bei der Pflügarbeit hinderlich sein konnten.
    Zhulu hatte Recht!, fuhr es Kinga durch den Kopf. Dieser Aksama hat sich tatsächlich hierher zurückgezogen. Und wenn die Spuren auch von Staub bedeckt sind, so wäre es dennoch möglich, dass der Alte lebt!
    ***
    Sie zogen weiter, tiefer in den Berg hinab. Gewarnt durch die Schriftzeichen, entdeckte Kinga den bröckligen Absturz, der in eine mehrere Meter darunter liegende Höhle führte, rechtzeitig. Wäre er nicht gewarnt gewesen, hätte er sich wohl, an der Spitze marschierend, den Hals gebrochen.
    Was hatte Aksama in diese schrecklichen Tiefen hinab getrieben? Warum zog er ein einsames Leben in dunkler Enge der Arbeit mit den geliebten Tieren vor?
    Woormreiter waren naturverbundene Menschen, die ihre tierischen Partner als fast gleichberechtigt betrachteten und ihnen manchmal sogar mehr Achtung zollten als anderen Kilmaliern. Nicht umsonst fand sich kein Weib für Zhulu, nicht umsonst wurde seinesgleichen zwar respektiert, aber auch aus manchen Bereichen gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen.
    Nur er, Kinga, hatte einen Weg gefunden, beide Welten miteinander zu vereinen. Der Quarting schätzte seine Arbeitsbereitschaft, und die Daams liebten seine anderen… Qualitäten.
    Ein Schrei. Schrill, geplagt, nicht aus der Kehle eines gesunden Menschen stammend.
    Die Gefährten blieben stehen, zogen ihre Waffen. Kingas Herz schlug ihm bis zum Hals. Die Drillingsbrüder, mit dem verletzten Pjoost in der Mitte, drängten sich nahe aneinander. Zander bemühte sich, einen gelassenen und ernsten Gesichtsausdruck zu bewahren: Die Furcht war ihm dennoch deutlich anzusehen.
    »Das muss ein Tier sein«, murmelte Limpuna, lange nachdem der Schrei verstummt war. Sie zog sich einen Floh aus den dichten Achselhaaren und zerdrückte ihn zwischen zittrigen Fingern.
    »Gruh«, flüsterte Zander. »Sie warnen uns, weiterzugehen. Wir sollten augenblicklich umkehren!«
    »Die Gruh sind beinahe stumm«, wies Kinga seinen Onkel in die Schranken. »Dieser Schrei hat eine gänzlich andere Bedeutung.«
    Aksama? Schickte er Warnschreie durch das Höhlenlabyrinth? Verzog der Hall die Stimme des Alten und ließ sie wie die eines unmenschlichen Wesens klingen?
    »Wir marschieren weiter!«, befahl Kinga. »Haltet die Waffen bereit und sichert auch nach hinten. Wir sollten nah beisammen bleiben, aber nicht so eng stehen, dass wir uns im Falle eines Angriffs gegenseitig behindern.«
    Leichter gesagt, als getan. Die Sicht war schlecht. Rauchschwaden, die giftige Luft aus der Tiefe mitbrachten, zeichneten seltsame Trugbilder. Die Gänge waren meist so schmal, dass zwei Kilmalier nicht nebeneinander gehen, geschweige denn kämpfen konnten.
    Der sechste Hinweis Lourdes’: ein weiteres Stück abgerissenen Tuchs, das sie in ein enges Loch abwärts wies.
    Bist ein tapferes und schlaues Mädchen, dachte Kinga. Trotz all der Qual, die du erdulden musst, hältst du deine Sinne beisammen.
    Es ging rutschiges

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