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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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an.
    Kinga erkannte den Holzknecht Trambo, der krumm wie immer daherschlurfte – und Zander. Beiden war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, doch sie schienen mehr oder weniger unverletzt zu sein.
    »Sucht die anderen!«, befahl Kinga. Keinen Moment lang durfte er zögern, keinerlei Schwäche zeigen. »Bringt die Überlebenden und die gesamte Ausrüstung hierher. Nehmt die Messer zur Hand, haltet die Luftdruckpistolen bereit. Und meidet das Wasser.«
    Er reichte ihnen jeweils eine Fackel. Aus einem herrenlosen Rucksack, der nahebei lag, zog er weitere Hölzer und entzündete sie. Das Licht gab ihnen Sicherheit. Zeigte ihnen das unbekannte Terrain, vertrieb die Ängste.
    Was man sehen kann, verliert seinen Schrecken, erinnerte sich Kinga an einen Spruch, den ihm die Mutter vorgebetet hatte, wenn er als Kind in der schrecklichen, Alpträume erzeugenden Winter-Dunkelheit wieder einmal nicht einschlafen konnte.
    Zu dritt durchwanderten sie die Höhle. Fanden den bewusstlosen, aber nur leicht verletzten Drillingsbruder Omofuma.
    Unter einem mannshohen Schlickhaufen ruhte Vompa für immer. Seine Glieder waren samt und sonders gebrochen, der Kopf an jenem Fels zerschmettert, der seine rasante Fahrt hier herab gestoppt hatte. Kinga musste über ihn hinweg ins Wasser geschleudert worden sein; genau wie Pjoost, den die Marderfische aufgefressen hatten.
    Sohn Knijge lebte. Mit blicklosen Augen hockte er neben dem Vater, dem er mit Hilfe seines Messers aus Erbarmen stundenlangen Schmerz erspart hatte.
    Limpuna, das Mannsweib, hatte es mit gebrochenem Arm überstanden. Dimba der Spinner, der während des gesamten Marsches kein einziges Wort gesprochen hatte, lag mit gebrochenem Nacken in einer Senke. Er blickte seltsam glücklich drein, als hätte er in seinen letzten Momenten Frieden mit der Welt geschlossen.
    Sondroj, Pjoosts und Omofumas Bruder, irrte auf allen Vieren durch die Höhle und konnte nur mit Mühe daran gehindert werden, sich in den Teich zu stürzen.
    Vier Tote. Alle anderen mehr oder weniger schwer verletzt.
    Die Expedition hinab ins Reich der Gruh war gescheitert. An Kingas Unvorsichtigkeit. An seinem Vertrauen alten Zeichen gegenüber, mit denen sie ein früherer Woormreiter ins Verderben gelockt hatte.
    ***
    »Und jetzt?« Zander fand als Erster seine Worte wieder. »Willst du immer noch weiter, Neffe! Oder meinst du, dass du endlich genug Unglück angerichtet hast?«
    »Ich… dachte das Richtige zu tun.«
    Was redest du da, du Idiot? Zander wird jedes zögerliche Wort, jedwede Rechtfertigung als ein Schuldeingeständnis auslegen!
    »Dachte, dachte!«, äffte ihn der Onkel nach. »Mit deinem Winzhirn bist du doch gar nicht in der Lage, irgendetwas Vernünftiges zustande zu bringen. Sieh uns doch an! Vier Menschen hast du auf dem Gewissen, und uns Überlebenden droht in dieser grässlichen Höhlenwelt ebenfalls der Tod, wenn wir nicht augenblicklich umkehren!«
    »Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen«, sagte Kinga. Die Stimme wollte ihm versagen, dennoch sprach er weiter: »Lourdes mag ein Grund sein, warum ich diese Expedition unternehme. Die Sicherheit Kilmalies ist mir mindestens ebenso wichtig; das müsst ihr mir glauben! Es gibt drei Wege, die von hier weiter abwärts führen. Einer von ihnen könnte der Richtige sein…«
    Sie wichen seinen Blicken aus oder waren nicht in der Lage, seinen Worten zu folgen. Wäre Zander nicht gewesen, hätte er kraft seiner Autorität alle anderen überreden können, weiterhin seinen Anordnungen zu folgen…
    »Seitdem wir unterwegs sind, hast du nur schlechte Entscheidungen getroffen, Woormreiter!« Sein Onkel war aufgestanden und richtete einen Zeigefinger anklagend auf ihn. »Von Anfang an habe ich gewarnt! Deinen Worten durfte man noch nie trauen…«
    »Ihr wollt also umkehren?« Kinga stand ebenfalls auf, von plötzlicher Wut gepackt. Er trat an Zander heran, ganz nahe, sodass sie sich auf kürzeste Distanz gegenüberstanden. »Zurückkriechen wollt ihr nach Kilmalie und zugeben, dass alles umsonst gewesen ist? Dass vier Männer umsonst gestorben sind…«
    »… weil du uns schlecht geführt hast, Mann!«
    »Ich wurde von falschen Zeichen getäuscht, verdammt noch mal! Aksama hat mich in eine Falle gelockt…«
    »Ach ja! Dieses Gespenst, von dem du so wortreich- und gestenreich erzähltest. Ein alter, verwirrter Woormreiter. Einer von deiner Art also. Wahrscheinlich ebenso hellhäutig, ebenso unrein…«
    Kinga stieß Zander mit aller Kraft zurück. Der Bauer

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