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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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bilden, der bis hierher hinaufreicht.«
    ***
    Seine Selbstsicherheit schwand mit jeder Sekunde, die sie mit der Suche nach weiteren Hinweisen Lourdes’ verbrachten. Vielleicht scheuten die Gruh nicht einmal das Feuer, vielleicht waren sie stur und ohne nachzudenken in das Flammenmeer hineinmarschiert, weil sich dort vor Tagen ihre Heimat befunden hatte?
    Nein – so stumpf konnten nicht einmal diese unheimlichen Wesen sein! Immerhin hatten sie zielgerichtet gehandelt und einen Kilmalier entführt. Sie hatten ihre niederen Instinkte beherrscht und die Prinzessin verschont. Kinga musste davon ausgehen, dass sie etwas mit der Gefangenen vorhatten – und sie würden diese Aufgabe unter allen Umständen erfüllen wollen.
    »Sucht weiter!«, feuerte er seine Begleiter immer wieder an. »Irgendwo muss sich eine Spur finden.«
    Der Sims, der einmal rundum geführt hatte, war an zwei Stellen eingebrochen. Unbegehbare Gerölllawinen versperrten den Weg hinüber zur anderen Seite der Großen Grube.
    Die Gruh, so mutmaßte Kinga, wären ohne weiteres in der Lage gewesen, über die Sperren hinwegzuklettern.
    Zander beteiligte sich nicht an der Suche. Wild gestikulierend redete er auf die Drillingsbrüder ein. Immer wieder deutete er auf Kinga. Er hetzte seine Begleiter gegen ihn auf.
    Was versprach sich sein Onkel davon? Sah er denn nicht, dass ihre einzige Stärke im Zusammenhalt der Gruppe lag? Wenn er einen Keil zwischen die Männer trieb, Misstrauen schürte und Intrigen spann, brachte er doch auch sein eigenes Leben in Gefahr.
    Größenwahn!, schoss es Kinga durch den Kopf. Er ist so voll von Hass, dass er nichts anderes mehr sieht als sein Ziel, mich zu vernichten. Und gleichzeitig glaubt er neuerlich davonzukommen. So wie damals, als er meine Eltern gegeneinander ausspielte.
    Nachdenklich ging er weiter, überprüfte das mit Kieseln überspritzte Felswerk ein ums andere Mal.
    Hatte Lourdes keine Gelegenheit mehr gehabt, eine weitere Spur zu legen? Hatten die Gruh bemerkt, welchen Plan sie verfolgte?
    Gedankenverloren marschierte er an Zander und den Drillingen vorbei. Hier verengte sich der Sims auf knapp die Hälfte seiner ursprünglichen Breite, um bald darauf endgültig im unpassierbaren Geröllfeld zu enden. Steine und Schutt reichten weit hinab, wurden schließlich von der Dunkelheit verschluckt. Immer wieder kollerten Kiesel darüber hinweg, lösten kleinere und größere Lawinen aus, die über eine Kante ins absolute Schwarz hinabstürzten.
    Die Sonne war über das kleine bisschen Himmel hinweg gezogen, hatte für nicht mehr als eine halbe Stunde bessere Sicht geliefert. Nun näherte man sich bereits wieder den Nachmittagsstunden. Wenn sie nicht bald einen Hinweis auf Lourdes’ Verbleib fanden, würden sie eine weitere Nacht in dieser tristen Umgebung verbringen müssen, den Naturgewalten fast hilflos ausgesetzt. Und Zander hätte neues Material, das er gegen ihn und seine Entscheidungen abfeuern konnte.
    Ein großer Felsbrocken löste sich weiter oben. Er nahm Fahrt auf, riss mehr und mehr Schotter mit sich, erzeugte das sattsam bekannte Geräusch, das nunmehr schon seit Stunden ihr Gehör strapazierte.
    Und wenn eine derartige Lawine jene Spur verdeckte, die Lourdes gelegt hatte?!
    »Vompa! Trambo! Zu mir!«, befahl Kinga. Aufregung bemächtigte sich seiner. Eine neue Hoffnung tat sich auf, erzeugten ein Zwicken und Zwacken dort, wo sich seine Gefühle für die Prinzessin entwickelt hatten.
    Die beiden Männer kamen herbeigeeilt und halfen ihm gemäß seinen Anweisungen in die schwere Kletterausrüstung. Er packte sein Messer am Schaft und stach, so tief es ging, in den losen Schotter. So lange, bis er ausreichend Halt fand und mit einer weiteren Klinge ein Stück weiter nach oben und seitlich vorrücken konnte. Schritt für Schritt tat er so, lediglich von den beiden Waffen gehalten und darauf vertrauend, dass der Stahl nicht brach und ihn hinabstürzen ließ.
    Er musste husten, von aufsteigendem Staub gereizt. Gestein rutschte unter ihm weg, immer mehr, immer schneller – doch die bis zum Schaft eingezwängten Waffen hielten ihn in der Schrägwand.
    Er zwang sich zur Ruhe, blieb einfach hängen, bis sein Pendelmoment aufhörte, und suchte dann, so ruhig es ging, nach festerem Untergrund. Er nahm sich nicht die Zeit, den Schock einwirken zu lassen, stieg einfach weiter, ohne nachzudenken. Schritt für Schritt, Gefahrenpunkt für Gefahrenpunkt.
    Wasser rann hier unterhalb des Gerölls ab. Kinga konnte es

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