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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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hören und auch spüren. Er blickte nach oben. Er hatte den Scheitelpunkt des gefährlichen Feldes fast erreicht. Unter den langen Armen eines meterlangen, kraftlos wirkenden Farngewächses tröpfelte das Wasser hervor. Er stieg darauf zu, fand endlich ausreichend festen Untergrund, um Haken zu setzen und Seile zu vertäuen.
    Weiter. Gab es hier irgendetwas, das auf die Gruh oder Lourdes hinwies?
    Ein Teil des Gerölls war nass, der weitaus größere trocken. Es schien, als hätte etwas einen breiteren Lawinenabgang ausgelöst und die darunter liegenden Schichten zutage gefördert.
    Vielleicht ein Gruh?
    Diese kleine Unterhöhlung links von ihm mochte auf einen unbedachten Schritt hinweisen. Abgerissene Farnblätter gleich daneben auf eine Reaktion, mit der sich der Mann festgehalten und am biegsamen Mittelholz der Pflanze hochgezogen hatte.
    Wohin?
    Dort oben war nichts mehr. Bloß noch struppiger Farn, dessen breite Krone von giftig glänzenden Feuchtigkeitstropfen umkränzt wurde.
    Und darunter?
    Kinga schob sich einen Lederfetzen, den er in seinem Rucksack fand, über beide Hände, und zog sich höher hinauf. Der Farn mochte ein Kontaktgift absondern, das ihm gefährlich werden konnte.
    Er platzierte eine weitere metallene Verankerung – die drittletzte, die er in seinem Vorratsbeutel fand! – und schob die schweren Farnblätter hoch. Vorsichtig und langsam, mit aller Ruhe, derer er fähig war.
    Ein Loch! Nahe des schwarzen Wurzelwerks, das sich hier mit aller Gewalt um den Fels klammerte. Und daneben, halb verdeckt, ein weiterer Stoffrest.
    Sein Herz tat einen Sprung.
    ***
    Der Einstieg war mühsam, und er verlangte ihnen neuerlich alles ab. Nur widerwillig folgten die Männer seinen Anweisungen. Zanders Worte waren wie Gift, das beständig in eine Wunde geträufelt wurde; darüber hinaus schien es ihnen allen, als wäre das Höhlenreich, das sich vor ihnen auftat, noch weitaus schlimmer als die steilen Wände der Großen Grube, die sie während der letzten Stunden bezwungen hatten.
    Kein Himmel. Kein Wind. Kein Regen. Nur noch stickige Luft – und Gestank, der mit jedem Schritt in die Dunkelheit hinein schlimmer wurde.
    »Die Atemgeräte!«, krächzte Kinga. »Wir müssen sie in Betrieb nehmen.«
    Er kramte die seltsame Rüsselmaske samt Rucksackaufsatz hervor, betrachtete beides von allen Seiten und versuchte den Mechanismus zu verstehen. Im untersten Rüsselteil befand sich der Filter, im Rucksack die Pumpe und die kleine Dampfmaschine. Kohle sorgte dafür, den notwendigen Wasserdampf zu produzieren, der wiederum die Kolben der Pumpe in Bewegung hielt.
    Zögernd zündete Kinga den Kleinofen mit beigefügten Holzspänen an und hielt die Rüsselmaske weit von sich entfernt. Noch war er nicht bereit, dem Erzeugnis der beiden Dampfmeister zu vertrauen. Zu exotisch, zu amateurhaft zusammengebastelt erschien ihm das Gerät.
    Der Rüssel begann sich sanft im Rhythmus der stampfenden Kolben zu bewegen; aus dem Filterteil entwich dampfende Luft. Die Blicke seiner Männer waren auf ihn gerichtet. Sie forderten von ihm einmal mehr, voranzugehen, die Maske als erster auszutesten.
    Kinga atmete tief durch, setzte das Gummiteil zögerlich über sein Gesicht. Das Material fühlte sich glatt an und saugte sich augenblicklich um Kinn, Wangen und Schläfen fest. Für einen Moment fühlte er Angst hochsteigen. Angst zu ersticken, von dem Gerät aufgesaugt zu werden.
    Dann atmete er tief durch – und spürte, wie durch den langen Schlauch des Rüssels frische feuchte Luft Mund- und Nasenhöhlen füllte. Der faulige Gestank, der sich bereits in seine Schleimhäute eingebrannt hatte, wurde weggespült.
    Er testete mehrere Minuten lang, marschierte in der kleinen Höhle umher und vollführte haufenweise Liegestütze. Das Atemgerät funktionierte trotz der sich steigernden Belastung einwandfrei.
    Er zog die Maske vom Gesicht, begleitet von einem schmatzenden Geräusch. »Alles in Ordnung«, sagte er, während er über jene Ränder tastete, die der Gummiabschluss an Wangen und um die Nase hinterlassen hatte. »Die Dampfmeister haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Der Gestank nach Pestilenz verschwindet, sobald man das Atemgerät in Betrieb nimmt.«
    Er nahm sich die Zeit, jeden Einzelnen bei der Inbetriebnahme zu unterstützen. Zander verweigerte die Hilfe. Mehr als eine halbe Stunde lang hörte ihn Kinga wegen einer angeblichen Fehlkonstruktion fluchen, während sie längst durch den einzig begehbaren Weg tiefer ins Innere des

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