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VT03 - Tod in den Wolken

VT03 - Tod in den Wolken

Titel: VT03 - Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Kleiner.« Motzger kam schwanzwedelnd auf ihn zu. Der runde Schädel des Hundes reichte Leguma bis zur Brust. Während er das Tier fütterte, schaute sich Leguma im Haus um. Er dachte wieder an den morgigen Tag. Alles sollte perfekt sein. Morgen würde er Maddy einen Heiratsantrag machen.
    Er würde sie mit seinen Kochkünsten beeindrucken und sie gleichzeitig für die vegetarische Küche begeistern. Seit er als kleiner Junge beim Schächten eines Gnuus zugesehen hatte, hasste er den Genuss von Fleisch! Selbst seinen Hund fütterte er mit gekochtem Gemüse und Kornbrei – und war er nicht ein kräftiger gesunder Bursche?
    Leguma strich ihm über das Fell. Er hatte Motzger vor zehn Jahren als halb verhungerten Welpen in der Nähe eines Dorfes gefunden. Damals arbeitete er noch als niedergelassener Heiler in der Provinz Masaai. Dort war es auch, wo seine Karriere als Wissenschaftler begann: Er beschäftigte sich mit den Wirkstoffen einiger selten gewordenen Gewächse und erzielte Heilungserfolge bei Patienten mit Geschwüren aller Art. Der Kaiser zeigte großes Interesse an seiner Arbeit und ließ ihn an den Hof kommen. De Rozier gab ihm Mittel und Leute, mit deren Hilfe Leguma Medikamente entwickeln konnte, die sogar die große Seuche in den Gebieten um den Victoriasee besiegten.
    Heute war Leguma Leiter des wissenschaftlichen Institutes und persönlicher Leibarzt des Kaisers. Er war fünfzig Jahre alt, wohlhabend und gut aussehend. Er war eine Ausgeburt an Wissen und verlor schnell das Interesse an oberflächlichen Gesprächen. Obwohl er durch seinen Beruf tagtäglich mit unzähligen Menschen zu tun hatte, fühlte er sich unwohl in ihrer Nähe. Diejenigen, die ihn näher kannten, bezeichneten ihn als ein wenig verknöchert, für die anderen war er ein arroganter Snob.
    Leguma seufzte. Tatsächlich fiel es ihm schwer, sich gehen zu lassen, und etwas schüchtern war er auch. Nur bei Maddy nicht! In ihrer Nähe konnte er loslassen. Sie brachte ihn zum Lachen, und er konnte ihrem pausenlosen Geplapper stundenlang zuhören. Die kleine pummelige Maddy! Urplötzlich fielen ihm die Warnungen seiner Haushälterin ein. »Sie ist zu jung für Sie! Jetzt begehrt sie Sie noch, aber wie wird das in zwanzig Jahren sein?«
    Der Wissenschaftler trat vor den Spiegel im Eingangsbereich und betrachtete seinen großen drahtigen Körper. Jeden Tag machte er einen Dauerlauf durch den kaiserlichen Park. Nie benutzte er eines der zahlreichen kaiserlichen Transportmittel. Alle Strecken legte er zu Fuß zurück, selbst den einstündigen Marsch zum Haus der Heiler im äußeren Ring der Stadt. Leguma strich sich über die angegrauten Schläfen. Man sah ihm sein Alter nicht an! Außerdem, was spielte ein Altersunterschied schon für eine Rolle, wenn man sich liebte? Gar keine! Auch wenn er fünfundzwanzig Jahre betrug.
    Summend schlenderte er zurück zu seinen Töpfen. Gut, dass er sich den heutigen Tag frei genommen hatte. Er würde ihn brauchen für all seine Vorbereitungen. Seiner Haushälterin würde er morgen Abend frei geben. Denn wenn Maddy seinen Antrag annahm, würde er sie nicht mehr gehen lassen. Bei diesem Gedanken strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. Ohne es zu bemerken, schaufelte er löffelweise Salz in den Teig für die Fladen. Selbst das Klopfen an der Tür schaffte es nicht, ihn aus seinen traumartigen Zustand zu reißen. Erst die Botschaft eines Palastkuriers, der vor seiner Tür stand, katapultierte Leguma unsanft in die Wirklichkeit zurück: Seine Anwesenheit im Haus der Heiler war dringend erforderlich!
    ***
    Nabuu betrachtete die glänzenden Kupfergriffe im Inneren der Aufzugskabine. Festhalten war nicht nötig: Rönee und er standen mit fünf von Antoinettes Gardisten so dicht beieinander, dass selbst das Atmen schwer fiel. Es war heiß hier drinnen, und es roch nach Schweiß. Nur schmale Schlitze sorgten für die Luftversorgung und ließen einen Blick nach draußen zu.
    Wie von Geisterhand bewegt, schwebte die Kabine nach oben. Nabuu heftete sein Auge an einen der Schlitze. Unter ihm wurde die Ankerstation immer kleiner und das Stampfen der dampfbetriebenen Mechanik immer leiser. In der Ferne sah er den Victoriasee: Bis zum Horizont reichte seine blaue Oberfläche. Nabuu hatte sich den See kleiner vorgestellt. Aber er war groß wie das Meer.
    »Und, gefällt es dir?«, raunte Rönee ihm grinsend zu.
    Nabuu gefiel es nicht . Ihm war plötzlich übel und er wollte so schnell wie möglich ins Freie. Aber es schien eine

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