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VT06 - Erstarrte Zeit

VT06 - Erstarrte Zeit

Titel: VT06 - Erstarrte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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keine Miene. Mit einer Handbewegung scheuchte er Eusebia vom Hocker, stieg selbst hinauf und brüllte in Richtung Ab-luftschacht: »Sehen Sie selbst zu, wie sie klar kommen, Percival! Verschwinden Sie!« Von oben kam keine Antwort mehr.
    Der Professor verschränkte die Arme und blickte auf die Männer und Frauen hinab. Ein paar Sekunden lang herrschte Totenstille. »Aber, Doc…!« Vera fasste sich als Erste wieder. »Das können Sie nicht machen! Wir haben Sie überstimmt!«
    »Hier zählt vor allem meine Stimme«, sagte van der Groot ruhig. »Und ich mache, was ich will. Und was ich will, das ist gut für alle hier unten. Und nun an die Arbeit. Wir müssen die Lifttüren und die Wendeltreppenausgänge mit allem verbarrikadieren, was wir haben. Wenn die Lava hier unten eindringt, sind wir erledigt.«
    Ein Kämpfer stürmte in die Küche. »Sie haben das Treppenhaus aufgesprengt!«, schrie er.
    »Hinauf!«, brüllte Carlo. »Werft sie zurück! Setzt Panzerfäuste ein!«
    ***
    Chronik einer langen Nacht, 29. März 2012
    Wir haben überlebt.
    Die Lava hatte alle Luftschächte bis auf zwei verstopft, sie erstarrt gerade im Treppenhaus. Sie hat den Hauptliftschacht gefüllt, einen der beiden kleinen Liftschächte, sie hat die Lifttüren verformt und den letzten Aufzug unbrauchbar gemacht, und ein paar Tage lange herrschten in der oberen Ebene Temperaturen von bis zu fünfzig Grad.
    Aber wir haben überlebt.
    Das Labor hat keinen Schaden genommen – welch ein Glück! Vorgestern hat eine Arbeitsgruppe unter Knox und van Dam den von der Lava verschonten kleinen Liftschacht mit einer Holztreppe begehbar gemacht. Sie arbeiteten fast achtzehn Stunden ununterbrochen. Gestern wagte sich ein Kommando unter Carlo und Knox über die neue Treppe wieder in die obere Ebene hinauf. Die Temperaturen dort sind wieder auf unter vierzig Grad gesunken. Die Küche funktioniert noch. Wasser- und Stromleitungen haben keinen Schaden genommen. Die Schlafkammern sind nutzbar und ihre elektronischen Verbindungen mit dem Laborrechner funktionieren ebenfalls noch.
    Ein gewisser Gerhard Weiß hat diesen Bunker als leitender Ingenieur konzipiert und erbaut, habe ich mir sagen lassen. Ein Deutscher. Ich mochte die Deutschen nie besonders, und wenn der verdammte Komet sie vollständig von der Erdoberfläche getilgt haben sollte, werde ich der Letzte sein, der sich darüber beschwert. Doch was immer man gegen die Moffen vorbringen kann – dieser Bunkerbau ist ein Meisterwerk.
    Auch Knox und Eusebia sind übrigens die großen Ausnahmen, die für mich die Regel bestätigen. Vor allen Knox ist jeden Cent wert, den ich je in ihn investiert habe. In den nächsten Tagen und Wochen macht er sich an die Arbeit, um den letzten verbliebenen Schacht an die Erdoberfläche zu befestigen und gegen überraschenden Besuch von oben zu sichern. Carlo, van Dam und ein paar tansanische Techniker werden ihm helfen.
    Ich selbst werde mich der selig schlafenden Maren Verbeek zuwenden und mit den letzten beiden Testreihen beginnen.
    Für die Männer und Frauen, die nicht mit Wartungs- und Pflegearbeiten und dem täglichen Haushalt beschäftigt sind, habe ich mir eine Arbeit besonderer Art ausgedacht. Sie sollen einen Schacht in Richtung Kilimandscharo bohren. Irgendwo in nordöstlicher Richtung, nicht ganz zwei Kilometer entfernt, muss es ein altes Kupferbergwerk geben. Joshua hat davon berichtet. Vielleicht finden wir dort einen Weg nach draußen, der uns bescheidene Jagdversuche gestattet oder eine Quelle und ein paar Bodenschätze beschert. Man muss in die Zukunft hinein denken, und man muss das Volk beschäftigen.
    ***
    Chronik einer langen Nacht, 31. August 2012
    Die Leute werden unruhig. Kaum noch jemand will an dem Schacht zum alten Kupferbergwerk arbeiten. Dabei ist er schon über dreihundert Meter lang. Bis Anfang Juni musste ich elf so genannte Nervenzusammenbrüche behandeln. Seit Anfang Juni bis heute waren es allein einundachtzig. Kein Tageslicht, rationiertes, einseitiges Essen, zu viele Menschen auf zu engem Raum und keine andere Perspektive als das ITH – viele Leute halten den Stress einfach nicht mehr aus.
    Es wurde Zeit, das ITH einzusetzen und sie in den Tiefschlaf zu versenken. Gestern habe ich die ersten hundert Menschen in ihren Kammern schlafen gelegt.
    Heute Morgen haben wir eine zierliche und sehr kleine Tansanierin in einen der beiden verbliebenen Luftschächte nach oben klettern lassen. Sie kam nur achtzig Meter weit, dann verengte Eis den

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