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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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genau das machte sie in Orleans-à-l’Hauteur so beliebt. Jeder der Gardisten hätte ohne Zögern sein Leben riskiert, um die Prinzessin aus den Klauen der Gruh zu retten.
    »Gut so«, erwiderte der Kanzler. »Führe er mich hinauf.«
    Der Gardist salutierte abermals und bestieg den Riesenschwan über eine Rampe. Goodefroot folgte ihm.
    Der Lenker saß bereits an seinem Platz. Als er den Kopf wandte, erkannte Goodefroot das vor Glück strahlende Gesicht Adriens. »Ich danke Euch, Kanzler, für Eure Gnade!«
    »Turlututu! Die Untersuchung der Andockstation hat neue Fakten ergeben. Darauf haben wir reagiert.«
    Tatsächlich hatte man jetzt, bei Tageslicht, die Spur eines Maelwoorms gefunden, die sich von der Andockstation entfernte. Goodefroots Herz hatte einen Satz gemacht, als er davon erfuhr. War Prinzessin Marie im letzten Augenblick von einem Woormreiter vor den Gruh gerettet worden? Goodefroot wollte sich unbedingt davon überzeugen.
    Andererseits machte er sich auch jetzt wenige Hoffnungen, Marie noch lebend vorzufinden. Selbst wenn der Woormreiter Zeuge der Auseinandersetzung mit den Gruh geworden war –Goodefroot wusste, dass die Wolkenstädter beim einfachen Volk in keinem guten Ansehen standen. Daran waren Prinzessinnen wie Antoinette und ihre Schwester Lourdes schuld, denen es in ihrer Gier und unter dem fadenscheinigen Deckmantel einer selbstgerechten Steuergesetzgebung gelang, auch noch den letzten Jeandor aus den armen Bauern herauszupressen. Warum also hätte der Woormreiter sein Leben für eine verhasste Prinzessin aus der Wolkenstadt riskieren sollen?
    Goodefroot wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Adrien die Zügel des Vogels anzog.
    Der Witveer reagierte mit einem heiseren Krächzen und erhob sich.
    Goodefroot klammerte sich an die Halterung. Er war nie scharf darauf gewesen, auf diese Art zu reisen. Er zog den sanften Flug in einer Roziere jederzeit einem Witveerritt vor.
    Aber für ihr Vorhaben war das Tier besser geeignet: schneller, wendiger, von Brennstoff unabhängig und nicht zuletzt auch wehrhafter.
    Die Flügel des Witveers schnitten mit einem tiefen Geräusch durch die Luft. Ein Ruck ging durch Goodefroots Leib, als sich das Tier in die Luft erhob.
    Elegant umkurvte der Witveer die zahlreichen Stabilisierungsballons über Orleans-à-l’Hauteur, die die Stadt im Gleichgewicht hielten. Sekunden später hatten sie den Rand erreicht, und Goodefroots Magen sackte noch weiter ab, als er ungefähr fünfhundert Meter unter sich die ungeordneten Umrisse des von einzelnen versteppten Bergen durchbrochenen Dschungels erblickte. Im Osten erhob sich der majestätische Kegel des Kilmaaro, dessen Spitze immer noch in eine Aschewolke gehüllt war, die von Tag zu Tag aber weiter auseinander glitt.
    »Wohin fliegen wir?«, schrie Goodefroot gegen das Rauschen der Witveerschwingen an.
    Adrien drehte sich um und brüllte in einer Lautstärke zurück, die den Kanzler fast das Trommelfell kostete: »Die Spur des Maelwoorms führt noch Südosten. Wahrscheinlich kam der Woormreiter nicht aus Ribe oder Muhnzipal, sondern aus einem der kleineren Dörfer oder sogar aus der Ebene, wo es viele kleine Bauernhöfe gibt.«
    »Wie weit kann der Woorm in den vergangenen Stunden gekommen sein?«
    »Die Woorms sind schnell, aber sie sind nicht für lange Reisen geschaffen. Ich bin sicher, dass sich der Hof des Woorms innerhalb eines Umkreises von höchstens zehn Kilometern befindet.«
    Zehn Kilometer. Goodefroot hatte, bevor er den Posten als Kanzler in Orleans antrat, am Hof des Kaisers einige Jahre Naturkunde und auch Geometrie studiert. Oft war er von anderen Politikern und Adligen für seinen Wissensdurst belächelt worden, aber jetzt verriet ihm dieses Wissen, dass ein Kreis von zehn Kilometern Radius eine Fläche von ungefähr dreihundertvierzehn Quadratkilometern besaß. Das war eine riesige Fläche, die mit einem einzigen Witveer kaum innerhalb eines Tages abzufliegen war.
    Drei Stunden. Wir haben höchstens noch drei Stunden.
    Und in diese Zeitspanne musste noch die Dauer eingerechnet werden, die sie benötigten, um Marie nach Orleans-à-l’Hauteur zurückzubringen – eine Flugreise zusammen mit einer Prinzessin, die sich vielleicht jeden Moment in einen Gruh verwandeln konnte…
    Unmöglich, schoss es Goodefroot durch den Kopf. Das ist einfach unmöglich. Wir können es nicht schaffen.
    Er befahl Adrien, das Letzte aus dem Witveer herauszuholen.
    ***
    Marie verfolgte die Vorbereitungen zum Aufbruch

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