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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Blick. Was wollte Sisa damit sagen? Waren die Gruh bereits bis in diese Gegend vorgedrungen?
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte Marie. Sie wollte sich zunächst davon überzeugen, dass der Hof »sauber« war, bevor sie die Dorfbewohner holte.
    Sisa gab die Tür frei. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um. Nooga und Marie folgten ihr.
    Maries Atem stockte. Sisas Kleid war auf der Rückseite zerrissen und notdürftig mit ein paar Fäden genäht. Durch die Risse waren deutlich die frischen Kratzer und Verletzungen auf dem Rücken zu erkennen. Am Saum war das Kleid blutgetränkt.
    »Sisa.« Nooga fasste das Mädchen am Arm. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Seid ihr überfallen worden?«
    Sisa erwiderte seinen Blick. Ihre Augen wirkten glasig.
    »Nur eine Bande von Räubern. Meine Brüder haben sie gestellt. Weiter ist nichts passiert. Ihr könnt im Haus übernachten. Es gibt genug Zimmer.«
    Sie führte die beiden in die Küche, wo eine alte Frau mit strähnigem grauen Haar auf einem Schaukelstuhl vor dem Fenster saß. Von ihr ging ein scharfer Geruch nach Schweiß und Urin aus. Der Blick der Greisin war in unergründliche Fernen gerichtet.
    »Das ist meine Mutter«, sagte Sisa. »Bitte nehmt euch einfach, was ihr braucht. Ich muss mich jetzt um die Tiere kümmern.«
    Nooga nahm an, dass sie von den beiden Woorms sprach, die sich im Besitz der Familie befanden. »Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst? Wo ist dein Vater?«
    Sisa lächelte. »Mein Vater und meine Brüder sind in der Stadt, um Mais zu verkaufen. Die Menschen sind verrückt nach Mais, seit die Gruh aufgetaucht sind. Es ist ein großes Geschäft.« Es klang wie eine auswendig gelernte Erklärung.
    Nooga nickte. »Gut. Wir werden die anderen holen.«
    »Warte«, sagte Marie. »Das gefällt mir nicht.« Sie wandte sich an Sisa. »Woher willst du wissen, dass wir alle im Haus Platz finden? Du hast nicht einmal gefragt, wie viele wir sind.«
    »Das Haus hat viele Zimmer«, wiederholte Sisa. »Bitte entschuldigt mich jetzt. Ich muss mich um die Tiere kümmern.«
    ***
    Marie starrte lustlos auf den Teller Suppe vor sich auf dem Tisch.
    Neben ihr schaukelte Sisas Mutter auf dem Stuhl und summte ein Kinderlied. Der scharfe Uringeruch war nicht dazu angetan, Maries ohnehin kaum vorhandenen Appetit weiter anzuregen. Sie schob den Teller weg und sah den anderen beim Essen zu.
    Besonders die Kinder schienen sich nicht am Geruch der Alten zu stören. Sie löffelten die dünne, mit Chikk-Knochen aufgekochte Suppe, die Sisa nach ihrer Rückkehr aus der Woormscheune zubereitet hatte, mit großem Appetit.
    Marie beobachtete Sisa dabei, wie sie mit einer Holzkelle weitere Teller füllte, und begann die junge Frau mit anderen Augen zu sehen. Das Mädchen war offenbar durch irgendein Ereignis aus der Bahn geworfen worden. Marie dachte an die marodierende Bande, von der Sisa erzählt hatte. Nooga hatte davon berichtet, dass sich solche Vorfälle in der Umgebung der Großen Grube häuften. Seit die Gruh aufgetaucht waren und die normalen gesellschaftlichen Strukturen durcheinander wirbelten, witterten Gesetzlose ihre Chance. Sisas Brüder, die gestern Abend aus Muhnzipal zurückgekehrt waren, hatten die Gesetzlosen vertrieben, aber Marie fragte sich, ob vorher nicht irgendetwas passiert war, das Sisas seltsames Verhalten erklärte. War sie von den fremden Männern vergewaltigt worden?
    Zwei Stunden später, als die Kinder längst vor Erschöpfung eingeschlafen waren und sich auch die Erwachsenen in den geräumigen Zimmern des Bauernhauses ein Nachtlager bereitet hatten, nahm Marie Sisa zur Seite.
    »Willst du uns nicht erzählen, was geschehen ist? Vielleicht können wir dir helfen.«
    Sisa blickte sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Desinteresse an. »Was soll mir passiert sein? Es ist alles in Ordnung.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde es nicht weiter erzählen, nicht einmal Nooga.«
    Sisas Blick flackerte. »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Deine Brüder und dein Vater befinden sich nicht in Muhnzipal, nicht wahr? Sie sind geflohen, und sie haben dich und deine Mutter hier zurückgelassen.«
    Sisa erwiderte nichts.
    »Ihr könnt mit uns kommen«, bot Marie an. »In unserer Mitte seid ihr sicher.«
    »Sicher?«, erwiderte Sisa scharf. »Die Gruh sind bereits unter euch. Ihr wisst es nur noch nicht.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dein Freund. Nooga. Ich sehe es ihm an. Er wird sich noch in dieser Nacht

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