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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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verwandeln.«
    Marie spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
    »Woher willst du das wissen?«
    Sisa zuckte die Achseln. »Ich erkenne einen Gruh, wenn ich ihn sehe.« Sie musterte Marie scharf. »Auch du hast etwas an dir, was dich zu etwas… Besonderem macht.«
    »Was ist es?«
    »Ich weiß es nicht. Ich würde sagen, du bist infiziert… und gleichzeitig auch wieder nicht. Ich kann es nicht genauer beschreiben.«
    Marie packte sie an den Schultern. »Sisa. Ich muss wissen, was auf diesem Hof passiert ist, bevor wir angekommen sind. Vielleicht hängt unser Leben davon ab.«
    Sisa runzelte die Stirn. »Ich habe dir doch schon gesagt, was passiert ist. Du musst mich jetzt entschuldigen. Ich habe nicht nur für euch das Essen zuzubereiten, sondern auch für meine Familie.«
    »Aber du sagtest, deine Familie ist in Muhnzipal.«
    »Ja, aber sie wird bald zurückkehren.«
    Mit diesen Worten ließ Sisa Marie stehen und kehrte in die Küche zurück.
    ***
    Marie verbrachte eine schlaflose Nacht.
    Tausend Gedanken kreisten in ihrem Kopf, tausend Sorgen.
    Sie sorgte sich um Sisa und um die Bewohner von Vilam – und natürlich, in erster Linie, um Nooga.
    Gleichzeitig war Nooga einer der Gründe, weshalb sie nicht schlafen konnte. Die Angst, er könnte sich, während sie schlummerte, in einen Gruh verwandeln, hielt sie wach. Was sollte sie tun, wenn es so weit war?
    Sie dachte an Sisa, mit der ganz offensichtlich etwas nicht stimmte. Hatte das Mädchen tatsächlich ein besonderes Gespür für die Gruhseuche? Oder verband sie etwas anderes mit den Gruh – ein besonderes, einschneidendes Erlebnis, das sie befähigte, infizierte Menschen zu erkennen, selbst wenn es noch nicht zu einem Ausbruch gekommen war?
    Das war lächerlich. Sisa war eine Bauerstochter und keine Medizinerin. Sie war nicht mal eine Schamanin.
    Maries Gedanken wanderten zurück nach Orleans-à-l’Hauteur und zu Kanzler Goodefroot. Ob er die Verteidigungsvorbereitungen für die Dörfer inzwischen weiter vorangetrieben hatte? Die Wolkenstadt musste längst angedockt haben, und das bedeutete, dass auch Maries Verschwinden bemerkt worden war. Marie hoffte, dass der Kanzler die richtigen Prioritäten setzte. Nicht ihr Leben war von vorrangiger Bedeutung, sondern das der Bewohner von Ribe und Muhnzipal.
    Sie stellte sich mit Grauen vor, wie sämtliche Ressourcen von Orleans-à-l’Hauteur dazu verwendet wurden, nach einer verschwundenen Prinzessin zu suchen, während die Gruh in den Dörfern ringsum reiche Ernte hielten. Vor ihrem geistigen Augen entstanden apokalyptische Szenen von brennenden Palisaden, von getöteten Dorfbewohnern, die zu Leichenbergen aufgeschichtet waren, während um sie herum streunende Gruh die Hütten im Schein der Feuer nach letzten Überlebenden absuchten…
    Diese Schauerbilder nahm Marie mit in den Schlaf. Sie wurden zu Albträumen, und Marie stöhnte und wälzte sich hin und her. Ein Teil von ihr begriff, dass sie träumte. Ein anderer Teil ahnte, dass diese Bilder schnell schaurige Realität werden konnten, wenn es Goodefroot und Pierre de Fouché nicht gelang, die Dörfer gegen die Gruh zu verteidigen…
    Geräusche drangen an ihre Ohren. Geräusche, die nicht ihren Träumen entsprangen… Marie versuchte aufzuwachen, aber der Albtraum hielt sie mit eisigen Klauen gefangen. Sie sah sich selbst plötzlich zwischen den Leichenbergen stehen.
    Unter ihren Füßen türmten sich die aschfahlen Glieder von Gruhkörpern. Menschen schrien, rannten kopflos durcheinander. Ringsum brannten zahlreiche Feuer.
    Und dann sah sie einen Mann vor dem Leichenberg stehen, den Blick vorwurfsvoll auf sie gerichtet. Es war Nooga, der sein Schwert gezückt hatte und sich die Schneide der Klinge selbst an die Kehle hielt. Sein Gesicht war grau und eingefallen, die Verwandlung in einen Gruh stand unmittelbar bevor.
    »Nein…«, flüsterte Marie.
    Doch Nooga hörte nicht und zog die Klinge quer über seine Kehle.
    Das Blut, das aus der klaffenden Wunde strömte, war zähflüssig und schwarz…
    Marie schreckte hoch. Sie riss die Augen auf.
    Sie war wach! Sie stand nicht auf einem Leichenberg, sondern lag in einer Farmhütte westlich von Ribe und Muhnzipal, und es waren keine Gruh in der Nähe…
    Wie um sich zu vergewissern, tastete sie im Dunkeln neben sich, um den warmen Körper zu spüren, neben dem sie eingeschlafen war.
    Aber der Schlafplatz neben ihr war leer.
    Im nächsten Augenblick legte sich eine Hand auf ihren Mund und schnürte ihr die

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