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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Blick auf de Fouché. »Sind die Dampfdruckkanonen einsatzbereit?«
    De Fouché nickte. »Allerdings binden die Kanonen viel Personal. Im Gegensatz zu dem, was der Kanzler uns glauben machen will, haben wir nicht einmal genug Leute, um den Zaun rund um den Palastgarten zu bewachen – von den Palisaden rund um die beiden Dörfer ganz zu schweigen.«
    »Zum Glück wird der Palast ja nicht bedroht«, erwiderte Marie liebenswürdig und wandte sich wieder an den Kanzler.
    »Ist Bacho tatsächlich ebenso stark bedroht wie Muhnzipal?«
    Goodefroot schüttelte den Kopf. »Die Späher berichten, dass fast alle Gruh in Richtung Muhnzipal unterwegs sind. Es scheint fast, als folgten sie einem fremden Willen, der sie auf dieses eine Ziel angesetzt hat.«
    »Unsinn!«, rief Antoinette mit schriller Stimme. »Die Gruh sind hässliche dumme Geschöpfe. Sie folgen keinem Befehl, sondern nur ihrem Hunger.«
    »Ach ja?«, dehnte de Fouché, »und woher wollt Ihr das so genau wissen?«
    Natürlich spielte er damit auf Antoinettes bisher recht unrühmliche Rolle bei der Verteidigung der Dörfer an. Statt sich um die Rettung ihrer Schwester zu kümmern, hatte sie die Verantwortung lieber an den Kaiser und ihre Halbschwester Marie abgegeben. Alles, was sie selbst getan hatte, war, die zweite Expedition zu genehmigen – ein paar Gardisten waren unter Führung von Kriegsminister Wabo Ngaaba in die Große Grube hinab gestiegen und im Inneren des Berges verschwunden. Seit Tagen hatte man nichts mehr von ihnen gehört, sodass de Fouché davon ausging, dass die Männer ebenfalls verloren waren.
    Wieder wunderte sich Marie darüber, wie bereitwillig Antoinette die Kritik des Sonderbeauftragten herunterschluckte.
    »Nun«, ließ sie verlauten, »dann befehle ich hiermit, die Dampfdruckkanonen aus Ribe nach Muhnzipal zu schaffen.«
    »Einspruch!«, erwiderte de Fouché. »Wenn man den Spähern glauben darf, steckt hinter dem neuen Angriff der Gruh eine Strategie. Solange wir diese nicht im Detail kennen, dürfen wir Ribe nicht vollkommen schutzlos zurücklassen.«
    »Aber er sagte doch gerade selbst, die Besatzung in Muhnzipal reicht zur Verteidigung nicht annähernd aus!«, warf Goodefroot ein.
    »Mit Verlaub, werter Herr Kanzler, aber das Problem sind nicht die Kanonen, sondern das schlecht ausgebildete Personal. Wir haben vierzig Gardisten in Muhnzipal stationiert. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Händlern und Bauern. Sie sind für die Soldaten keine Hilfe, sondern eher eine Belastung.«
    »Der Herr Sonderbeauftragte irrt sich«, gab Marie zurück.
    »Diese Menschen wissen, dass ihr Leben bedroht ist. Ich habe sie kämpfen sehen, habe gesehen, wie sie ihre Heimat und ihre Frauen und Kinder verteidigten…«
    »Es sind Zivilisten«, beharrte de Fouché und räusperte sich, als er erkannte, dass er zu weit gegangen war. »Darf ich einen Vorschlag zur Güte machen?«
    Es fiel de Fouché sichtlich schwer, einen versöhnlichen Ton anzustimmen. Es gab wohl niemanden in Orleans, dem die unverhoffte Rückkehr der Prinzessin ungelegener gekommen war. Er hatte sich schon als neuer Kopf der Exekutive gesehen, eine Anerkennung, die ihm von Seiten des Kaisers in Wimereux stets versagt geblieben war. Dieser Schwachkopf de Rozier hatte ihm ja sogar den einbeinigen Wabo als Kriegsminister vorgezogen!
    »Ihr dürft«, sagte Marie, obwohl sie bereits wusste, was jetzt kommen würde. Sie fühlte sich etwas matt, was nach den vergangenen Stunden kein Wunder war. Am liebsten hätte sie vor dem Kampf noch etwas Kraft geschöpft, aber dafür war keine Zeit mehr.
    »Wir können die Kanonen nach Muhnzipal bringen«, erklärte de Fouché, »aber nur, wenn wir alle Soldaten aus Ribe abziehen, die wir zu ihrer Bedienung benötigen.«
    »Und das wären wie viele?«, erkundigte sich Marie ahnungsvoll.
    »Alle.«
    Goodefroot sprang auf. »Aber das ist…«
    »Still, Kanzler!«, rief Marie, und Goodefroot sackte zurück in den Stuhl. »Fahre er fort, Herr Sonderbeauftragter.«
    »Es ist unsere einzige Chance zu überleben«, sagte de Fouché überzeugt.
    Marie durchschaute seine Absicht.
    De Fouchés Ziel war die Zerschlagung des Gruhheeres, der totale militärische Sieg, der ihn in Wimereux glänzend dastehen lassen würde. Ob es dabei in Ribe Opfer durch herumstreunende Gruh gab, war für de Fouché unerheblich.
    Das ist menschenverachtend, schoss es Marie durch den Kopf. Doch gleich darauf ertönte eine zweite Stimme in ihrem Hinterkopf. Nein, das ist unsere

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