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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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am selben Tag hatte Ngomane seine Leute in den Regenwald geschickt. Banzulu waren Krieger, seit Menschengedenken schon, und jeder Einzelne von ihnen hatte Stolz und Mut mit der Muttermilch eingesogen.
    Egal, ob sie Feinde oder Wild jagten, sie waren erfolgreich, und so auch diesmal.
    Binnen kürzester Zeit türmten sich auf dem Dorfplatz fünf erlegte Waldantilopen. Ngomane ließ sie mit Fett überschütten und anzünden. Boten brachten die Reste später zur Andockstation von Avignon-à-l’Hauteur, einer Wolkenstadt, von der sie wussten, dass sich der Mann mit den rosafarbenen Haaren dort aufhielt. Sie überreichten ihm eine Handvoll Asche mit den Worten Ngomanes, er habe sein Versprechen gehalten und dem iFulentshi gegeben, was ihm zustand.
    Das war vor drei Jahren gewesen. Einen Steuereintreiber hatten die Banzulu seither nicht mehr gesehen.
    Gleles Lächeln erlosch, als sie die Menschentraube am Tor erreichte. Aus dem Lärm und dem Palaver ringsum drangen Worte zu ihr vor, die keinen Zweifel daran ließen, dass etwas Furchtbares geschehen war: Tot… verstümmelt… erschlagen…
    Glele griff sich unwillkürlich ans Herz. »Ist es Nikali?«, rief sie atemlos. Ihre Augen waren aufgerissen vor Angst, und sie zwängte sich mit Gewalt durch die Menge. »Lasst mich durch! Ich will den Boten sprechen! Nikali! Meine Tochter! Mein Kind! Was ist mit ihr geschehen?«
    Glele weinte, als sie den Mann am Tor erreichte. Er war ihr Nachbar, Adeyemo, und er ließ sie keinen Moment auf Antwort warten. Nein, es wäre nicht Nikali, sagte er. Glele war so erleichtert, so unendlich froh, dass sie unter Tränen zu lachen begann. Willkürlich griff sie nach den Menschen, die sie umringten, und bedeckte deren Gesichter mit feuchten, schmatzenden Küssen.
    »Danke! Danke! Danke!«, sagte sie immer wieder. Es dauerte eine Weile, ehe ihr auffiel, dass keine Reaktion kam.
    Niemand gratulierte ihr zu der frohen Nachricht.
    Niemand lächelte.
    »Was… was ist los?«, fragte Glele, und Adeyemo sagte es ihr.
    »Ich war in Kilmalie, weil Ngomane wissen will, ob sie dort Kilmaaros Zorn heil überstanden haben.« Adeyemo hielt inne, wischte sich fahrig übers Gesicht. Dann sah er Glele an. »Sie sind alle tot! Männer, Frauen, Kinder… einfach alle. Jemand hat ihre Schädel aufgebrochen, und… und…« Er schluckte hart, konnte das Furchtbare kaum aussprechen.
    »Und was?«, drängte Glele.
    »Ihr Gehirn gefressen.« Adeyemo griff noch rechtzeitig zu, als die entsetzte Frau die Augen verdrehte und das Bewusstsein verlor.
    »Wir müssen Ngomane informieren!«, sagte er, während er mit zwei Helfern Glele auf den Boden legte. Eine Frau brachte Wasser herbei, das sie der Ohnmächtigen über die Stirn träufelte.
    »Ngomane ist in den Nebelwald gegangen!«, rief jemand aus der Menge. »Da findest du ihn nicht, Adeyemo!«
    »Das weiß ich selbst. Aber wir dürfen nicht tatenlos bleiben.« Adeyemo blickte über die Köpfe der Männer die Straße hinunter. Jenseits der Hütten standen zwei uralte, mächtige Schirmakazien. »Was in Kilmalie geschah, könnte das Werk von Dämonen sein! Wo ist Issa Maganga?«
    »In ihrer Hütte«, sagte einer der Männer und fragte unbehaglich: »Du willst doch nicht etwa die Geisterfrau aufsuchen, Adeyemo, oder?«
    »Von wollen kann keine Rede sein«, antwortete der Banzulu genauso unbehaglich und setzte sich in Bewegung.
    ***
    Dr. Aksela atmete erleichtert auf, als die Helfer und Träger endlich sowohl Marie als auch den Infizierten in der Krankenstation abgeladen hatten. Sein Name war Nabuu. Sie erinnerte sich an ihn. Es handelte sich um jenen Dorfbewohner, der vor Wochen nach Wimereux-à-l’Hauteur gereist war, um die Gefahr zu melden, die Kilmalie und die anderen Dörfer bedrohte. Sie hatte ihn damals sogar zweimal getroffen: als er Tala ins Haus der Heiler gebracht hatte, die von den Kindern der Nacht angegriffen und verletzt worden war, und später dann bei der Anhörung bei Kaiser de Rozier. Nach einigen Tagen dann war Nabuu mit einem Rettungstrupp nach Kilmalie gereist und in die Große Grube vorgestoßen. [2]
    Was dort mit ihm geschehen und wie er zur Oberfläche zurück gelangt war, konnte niemand sagen. Nur eines stand mit ziemlicher Sicherheit fest: Ein Gruh musste ihn verletzt und mit der besonders aggressiven Form der Seuche angesteckt haben, die auch Kinga und Marie vergiftet hatte. Doch im Gegensatz zur Prinzessin hatte er keine natürliche Immunität entwickelt.
    Er war vom Kaiser auf dem Weg hierher

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