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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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Sachen zusammengepackt. Das Nötigste nur; Dinge, die wichtig waren zum Überleben. Alles andere war in den Hütten geblieben. Bei den Toten, denn sie waren Banzulukrieger, keine Bauern, und sie sollten nicht mit leeren Händen ins Sonnenreich aufsteigen müssen.
    Die getöteten Menschen in ihre Hütten zu tragen war Schwerstarbeit gewesen. Und keineswegs nur körperlich. Ngomane hatte jeden Einzelnen aufgesucht, von Tletos neugeborener Tochter bis zum Dorfältesten, um Abschied zu nehmen und um Verzeihung zu bitten. Dafür, dass er nicht da gewesen war, als der Tod nach kwaBulawayo kam.
    Überall ließ der verzweifelte Mann ein Stück seines Herzens zurück. Doch das Letzte, Wichtigste – das den Lebenswillen trug – blieb bei seinem Sohn UmLilwane. Der Name bedeutete Kleines Feuer. Es war erloschen, noch ehe es richtig gebrannt hatte, und selbst die Geisterfrau konnte nichts ausrichten gegen das Leid, das dieser Tod in Ngomane hervorrief. Er hatte den Jungen in das Fell des grauen Ulungu gewickelt, das er für ihn erkämpft hatte, und ihn die ganze Nacht hindurch in den Armen gehalten.
    Als der Morgen dämmerte, war Ngomane wortlos aus seiner Hütte getreten und hatte den Eingang verschlossen. Er würde ihn nie wieder öffnen.
    »Es ist alles bereit, Nkosi. Wir können jetzt gehen«, sagte Dingiswayo.
    »Hmm-m?« Ngomane schreckte hoch. Der Erste Jäger hielt ihm eine brennende Fackel hin. Sie zitterte kaum merklich, und man sah an Dingiswayos hervorstehenden Kieferknochen, dass der Mann mit aller Macht die Zähne zusammen biss. Haltung war gefragt in diesem Moment.
    Ngomanes Blick wanderte über das Dorf. Sie hatten alle Pflanzen in den Gärten abgeschlagen, das Heu und Stroh für die Tiere zwischen den Hütten verteilt. Über jedem Eingang hing etwas aus Issa Magangas Besitz: ein Amulett, ein Windspiel, ein geköpftes Huhn. Mitten auf der gefegten Straße stand ein Glasbehälter. Durch die trübe grüne Flüssigkeit schimmerte der Körper eines Neugeborenen mit zwei Köpfen.
    Die Geisterfrau berührte Ngomanes Arm. »Lass dein Volk aufsteigen ins Sonnenreich, Nkosi! Denk daran, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind einen Fluch aus kwaBulawayo mitnimmt! Sie werden ihn auf den Rändern der Wolkenstädte ablegen, damit dein Vorhaben gelingt, die Mörder der Banzulu vom Himmel zu stürzen. Tod dem iFulentshi!«
    »Er soll verrecken!«, sagte Ngomane und senkte seine Fackel in das Dornengestrüpp am Dorftor. Es war ausgedörrt und fing augenblicklich Feuer. Flammen schossen hoch, leckten nach dem angrenzenden Zaun des Wakudapferchs. Er schmorte und krachte, während kleine blaue Lohen auf seinem altersgrauen Rücken dahin balancierten, sanft getrieben vom Morgenwind. Den Hütten entgegen.
    Die Luft begann zu flimmern. Ascheteilchen und Stücke brennenden Strohs tanzten davon, landeten auf Dächern, in den Gärten. Weitere Brände entstanden. Rauch quoll aus den Hütten. Plötzlich fauchte ein Hitzestoß über die Straße, von Funken durchsetzt. Sie landeten im Staub, den Issa Maganga so sorgfältig von herumliegenden Gegenständen befreit hatte. Jetzt zeigte sich auch, warum sie das getan hatte.
    Man musste sehr genau hinsehen, um das riesige Pentagramm zu erkennen, in dessen Zentrum der Glasbehälter mit seinem unheimlichen Inhalt stand. Als ein Funke das Pulver traf, aus dem es geformt war, schoss eine orangene Stichflamme hoch. Sie lief das ganze magische Zeichen entlang, brannte und brannte, ohne zu verlöschen. Die Flüssigkeit im Glasbehälter begann zu blubbern.
    »Wir sollten jetzt gehen, Ngomane!«, sagte die Geisterfrau. »Und sieh dich nicht um!«, mahnte sie, während sie den Banzulu-Fürst mit sich fort zog. Dingiswayo und Tenga folgten ihnen. Sie hatten die Mahnung vernommen, gehorchten anfangs auch. Doch dann erreichte die Flüssigkeit im Glasbehälter den Siedepunkt.
    Der Knall, mit dem das überhitzte Gefäß auseinander flog, ließ die Männer herumfahren. Rauch verhüllte die Straße. Millionen Lichter sprühten aus ihm empor, flogen wie von Geisterhand gelenkt auf alle Hütten, entzündeten mit einem Schlag das ganze Dorf.
    kwaBulawayo versank in den Flammen. Auf der Straße aber, dort, wo das Pentagramm unter dem Feuer lag, zeichnete sich gegen den Rauch eine Erscheinung ab. Es war ein unbekannter Banzulu-Krieger. Er grüßte mit seinem Jagdspeer. Dann wandte er sich um und ging in das brennende Inferno zurück.
    »Mame?«, fragte Ngomane verstört.
    »Ä-ä!« Issa Maganga winkte ab,

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