VT12 - Die Rückkehr
wir an, die Creme hier wäre das Höhlensystem. Da ist der Eingang, hier verlaufen die Gänge. Wenn wir hier, hier und hier Sprengladungen platzieren würden…«, er stach in die weiche Masse, »… die miteinander verbunden wären mit äh… mon dieu, wie heißen die Dinger?«
»Zündschnüre?«, rief Hauptmann Bambooto aufgeregt vom Ende des Tisches her.
»Ja, genau.« Akfat winkte ihn hastig zu sich. Er lächelte den Kaiser wie um Entschuldigung bittend an. »Ich müsste mich wirklich besser auskennen.«
»Kein Problem. Sprich weiter, Sohn!«
»Merci. Also wenn wir die Sprengsätze verbinden würden, könnten wir sie zentral zünden, und zwar von hier.« Antoinettes Kuchengabel bohrte sich in eine Stelle vor dem Höhleneingang. »Auf diese Weise bliebe uns der Fluchtweg erhalten.«
»Das ist richtig. Aber wenn wir bis hierhin vordringen…«, der Kaiser wies mit spitzem Finger auf ein Loch im Kuchenmatsch, »… stoßen wir mit ziemlicher Sicherheit auf Gruh, und die werden nicht untätig daneben stehen, während wir ihre Höhle verkabeln.«
Hauptmann Bambooto räusperte sich. »Wenn Ihr mir gestatten würdet, Excellenz.«
De Rozier nickte ihm aufmunternd zu. Daraufhin sagte Bambooto: »Wir testen seit Kurzem eine neue Waffe auf Brest. Na ja, haben getestet, sollte ich wohl besser sagen. Es handelt sich um ein flüssiges Gemisch, das in Glasbehälter gefüllt wird. Man verschließt sie mit einem Stofflappen, zündet ihn an und schleudert die Dinger auf den Feind.«
Der Kaiser hatte seine Schwierigkeiten damit, Bambootos Beschreibung des neu erfundenen Molotowcocktails gedanklich umzusetzen. Das Original dieser simplen, aber effektvollen Waffe war lange nach de Roziers ursprünglichem Leben entwickelt worden. ( erstmalig eingesetzt im spanischen Bürgerkrieg, 1936-1939 ) Plötzlich erhellte sich sein Gesicht.
»Glas! Wollt Ihr andeuten, dass die Flüssigkeit in Flammen aufgeht, wenn der Behälter zerbricht?«
»So was von dermaßen!« Hauptmann Bambooto vergaß sich kurzfristig und schenkte dem Kaiser ein fettes Grinsen voller Zahnlücken.
»Das ist gut!« De Rozier wandte sich an seinen Sohn. »Das ist sogar sehr gut! Wir halten die Gruh hinter einem Flammengürtel in Schach, während unsere Gardisten die Sprengsätze anbringen. Alors, au travail!« Er erhob sich, stutzte, und verzog das Gesicht. »Und entferne endlich jemand diese unappetitlichen Kuchenreste!«
***
In der Tiefe
Sie hasteten wieder die dunklen Gänge entlang, diesmal ohne eine Fackel oder ein Licht. Aber Tala hatte sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt. Sie wusste nicht, ob es der Schrecken war und das Adrenalin, aber sie brachte es, wenn sie stolperte, immer im letzten Moment fertig, nicht zu fallen. Schon bald hatten sie und Nabuu die von Menschenhand geschaffenen Gänge hinter sich gelassen. Einmal waren sie vor dem Steinschlag zum Stehen gekommen, waren beinahe in Panik geraten, aber dann war Tala wieder umgekehrt und hatte einfach eine andere Abzweigung genommen.
Im Laufen lauschte sie hinter sich. Zuerst war nichts zu hören außer dem hoffnungsvollen Klirren der Fläschchen in ihrem Rucksack und ihrem und Nabuus Keuchen.
Doch schon bald hörte sie hinter sich ein Schlurfen, das von einem Grunzen untermalt wurde. Gruh!
Sie versuchte schneller zu rennen, doch schon bald stolperte sie so, dass sie zu fallen drohte. Tala versuchte sich erneut zusammenzunehmen und auch den inneren Blick nach vorn zu richten. Raus hier. Nur raus hier, nichts anderes ist jetzt wichtig!
Doch die Gruh schienen trotz ihres taumelnden und schlurfenden Gangs immer mehr aufzuholen.
Plötzlich riss Nabuu sich los. »Geh. Musst gehen. Werde Gruh aufhalten. Musst Medizin wegbringen.« Damit stieß er sie weg und drehte sich um.
»Aber Nabuu, ich werde nicht ohne dich…«
Nabuu brüllte ihr wütend ins Gesicht. »Geh!«
Tala fuhr zurück. »Nein, ich kann…«
»Musst gehen. Menschen heilen. Geh!«
Die Leibwächterin des Kaisers starrte ihren Geliebten noch eine Sekunde lang an. Er hatte sich bereits den Schlauch, der ihm pausenlos das Antidot einflößte, aus dem Arm gerissen. Seine Augen glänzten fiebriger denn je. Sie griff nach seinem Arm, versuchte ihm die Kanüle wieder in die Ader zu stecken, aber er schob ihre Hand beiseite. Er knurrte tief und fletschte die Zähne. Die Seuche drohte ihn zu übermannen. Talas Tränen ließen sein Gesicht verschwimmen.
Sie wusste, dass sie ihm nicht mehr helfen konnte. Trotzdem zögerte sie, den hier
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