VT12 - Die Rückkehr
Umzugswilligen aus Orleans nach Avignon bringen. Die Stadt ist nicht unerreichbar weit entfernt – es wäre ein Fußmarsch von etwa fünf Tagen.«
Antoinette ließ die Gabel sinken und fragte lauernd: »Und was hat er sich gedacht, wo diese Leute unterkommen sollen? Doch wohl hoffentlich nicht in Unserem Park, der gerade erst neu bepflanzt wurde, oder?«
»Nein, Excellenz.« De Fouché duckte sich unwillkürlich. »Ich dachte mehr an Euren Palast.«
»Waaaas?« Antoinette wuchtete sich vom Stuhl hoch. »Seid ihr von Sinnen, de Fouché? Habt ihr eine Ahnung, was allein Unsere Teppiche gekostet haben? Glaubt ihr allen Ernstes, Wir würden sie von diesen… diesen….«, sie rang nach Luft, »… Proleten vollbluten lassen?«
»Das reicht, Antoinette!«, sagte der Kaiser. Eine Zomesader schwoll an seiner Schläfe.
Doch es reichte offenbar nicht.
»Das ist eine Frechheit!«, krähte die Prinzessin in Richtung de Fouché. Sie schielte nach einem Kuchenstück, und es stand zu befürchten, dass sie es dem Sonderbeauftragten gleich an den Kopf werfen würde. »Was fällt ihm ein, sich Gedanken über Unser Eigentum zu machen?«
Antoinette presste beide Hände in den Fleischberg über ihrem Herzen und verlegte sich aufs Heulen. »Mein schöner Palast! Mein Ein und Alles! Besudelt von Rotz und Pipi! Entweiht von den Augen des Pöbels…« Sie stutzte. »Und womöglich klauen die mir noch meine Federsammlung!«
»Antoinette!« Eine kaiserliche Faust krachte auf den Tisch.
»Nein, nein, nein!«, jammerte die Prinzessin, rotierte etwas mühsam um hundertachtzig Grad und setzte sich in Bewegung. »Das ertrage ich nicht länger! Es ist zu viel für meine Nerven! Ich muss mich ausruhen. Und etwas essen.«
Schweigen begleitete Antoinette zum Ausgang. Als sie den Saal verlassen hatte, sagte der Kaiser mit gesenktem Blick: »Wir entschuldigen Uns für das Verhalten Unserer Tochter. Die Prinzessin ist zurzeit etwas… indisponiert.«
»Ich glaube, die heutige Tragödie hat uns alle sehr aufgewühlt«, kam Marie ihrem Vater zu Hilfe. Der nickte stumm.
Dann sagte er: »Wir nehmen das Angebot der Regentin von Orleans dankend an, mehr als die Hälfte der Verwundeten in ihrer Stadt unterzubringen. Quartiermeister Indawo? Bitte veranlasst alles Notwendige!« Er stemmte die Fäuste auf den Tisch. »Kommen wir nun zur Wurzel des Übels, den Gruh.«
Der Kaiser berichtete zusammenfassend, was ihm über die Hirnfresser bekannt war, und endete mit den Worten: »Was immer dieses Monstervolk hervorgebracht hat, es nistet in der Großen Grube, deren Grund durch den Vulkanausbruch aufgerissen wurde. Dort liegt der Anfang, und dort wird das Ende sein! Wir müssen diese Wunde in der Erde schließen, damit nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen.«
»Dem stimme ich zu, Excellenz«, sagte de Fouché. »Aber wie wollt Ihr das anstellen, Excellenz?«
»Tja. Wir wissen es nicht«, gab der Kaiser zu.
Prinz Akfat hatte schon eine ganze Weile auf Prinzessin Antoinettes verwaisten Teller gestarrt, mit all den Kratern und Furchen im zermatschten Gebäck. Jetzt fiel es ihm ein, und er ruckte hoch. »Sprengstoff! Man könnte das Höhlensystem durch eine Explosion zum Einsturz bringen.«
De Fouché fuhr zusammen. Denselben Plan hatte er auch schon gehabt, als er die fixe Idee dieser Leibwächterin und ihres infizierten Freundes unterstützt hatte, in die Höhlen unter der Großen Grube vorzudringen, um dort nach einem Anti-Serum zu suchen. Eine hirnverbrannte Idee, die nur mit dem Tod enden konnte – aber doch eine Gelegenheit, militärisch gegen die Bedrohung aus der Tiefe vorzugehen. Und so hatte er vier Gardisten abgestellt, Tala und Nabuu zu begleiten und, wenn möglich, beim Scheitern der Expedition das Höhlensystem zu sprengen. [2]
Nur leider konnte er dies nicht öffentlich machen. Er hatte auf eigene Faust gehandelt, einen Mörder freigelassen und vier Soldaten in den sicheren Tod geschickt. Das würde sich nicht gut ausnehmen in seiner Militärakte.
Der Kaiser rieb sich nachdenklich das Kinn. »Sprengstoff! Eine vernünftige Idee! Damit würde man zumindest den Eingang schließen und…«
»Mais non«, unterbrach ihn Akfat erregt und mit glänzenden Augen. »Ich meinte eine Kettensprengung!«
De Rozier runzelte noch die Brauen, da hatte der junge Prinz schon den schicksalhaften Kuchenteller herangezogen. Er nahm Antoinettes verschmierte Gabel, drehte sie um und zielte mit ihr, während er eifrig weiter sprach, aufs Gebäck. »Nehmen
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