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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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dankend an und
nutzte die Gelegenheit, Berührungsängste weiter abzubauen. Sie erzählte von
ihrer Tochter Georgina, die vorhatte, ein Jahr in Australien zu verbringen, und
die sich ein wenig Geld durch Babysitten verdiente.
    »Der
Zauberer hat gesagt, er ist ein Papa und hat Kinder«, flüsterte Lara
unvermittelt. Franca hakte sofort nach.
    »War
denn ein Kindersitz im Auto?«
    Das
Mädchen schüttelte den Kopf. »Nur eine Wolldecke. Die war ganz kratzig.«
    »Kannst
du dich an die Farbe der Wolldecke erinnern?«
    »Blau
und mit silbernen Sternen.«
    »Hat
dich der Mann damit zugedeckt, weil dir kalt war?«
    Darauf
wollte Lara keine Antwort geben. Sie rannte in ihr Zimmer, griff sich ihren
Teddy und drückte ihn an sich. Franca war ihr gefolgt. Das Kind hielt den Teddy
von sich weg und bewegte ihn, sodass er brummte. Lara sah lachend auf.
»Brummbär«, sagte sie. Ihr Gesicht verdüsterte sich sofort wieder. »Wie die
Stimme vom Zauberer.«
    »Du
meinst, der Mann hatte so eine tiefe Stimme wie der Teddy?«
    Lara
kicherte. Ihre plötzlichen Stimmungsumschwünge waren schwer nachvollziehbar und
gewöhnungsbedürftig. »Simsalabim«, sagte sie und ahmte dabei das Brummen des
Bären nach. Dann drückte sie den Teddy wieder an sich und streichelte ihn.
    Franca
versuchte, ihre Ungeduld im Zaum zu halten. Sie ist ein Kind, sagte sie sich
immer wieder. Und sie verhält sich eben wie ein Kind. Da kann man nichts
erzwingen. Aber je früher es konkrete Angaben zu dem Täter gab, umso größer war
die Chance, ihn zu finden.
    »Magst
du uns denn jetzt sagen, wie der Zauberer aussah?«, fragte Franca.
    Lara
lief zurück ins Wohnzimmer. »Wie Papa«, sagte sie nach einer Weile und kroch
ihrem Vater auf den Schoß.
    Franca
horchte verwundert auf. Der Täter sah aus wie der Vater des Kindes? Was sollte
das bedeuten?
    »Schau
mal, für dich.« Clarissa hatte die Zeit genutzt und ein Porträt von Lara
gezeichnet.
    »Du
kannst aber schön malen«, sagte die Kleine anerkennend. »Wie meine Lehrerin.«
    Auch
Franca war beeindruckt. Clarissa hatte tatsächlich ungeahnte Fähigkeiten. Sie
selbst konnte nicht zeichnen. Und Talente, die sie selbst nicht hatte,
beeindruckten sie bei anderen umso mehr.
    »Das
darfst du behalten«, meinte Clarissa großzügig. Das Mädchen nahm ihr das Blatt
aus der Hand und legte es auf den Wohnzimmertisch, wo Laras Konterfei auch von
den Eltern bewundert wurde.
    Franca
setzte sich, zog die Lichtbildmappe aus ihrer Tasche und begann gewollt
absichtslos, darin zu blättern. Dann hob sie den Kopf. »Wollen wir uns ein paar
Bilder angucken?«, fragte sie das Mädchen.
    Die
Kleine kam näher. Interessiert schaute sie in die Mappe. Franca schlug langsam
Seite für Seite um. Mehr oder weniger düster dreinblickende Männer waren dort
aus verschiedenen Perspektiven abgebildet.
    Plötzlich
zeigte Lara wortlos auf ein Foto.
    Franca
warf Clarissa einen Blick zu. Der Mann auf dem Foto glich ihrem Vater in keiner
Weise.
    »Sah
der Mann so aus?«, wollte Franca wissen.
    Lara
nickte zögernd.
    »Genau
so oder ein bisschen anders?«, hakte Clarissa nach.
    »Bisschen
anders.«
    »Dann
fangen wir doch mal an zu malen.« Clarissa orientierte sich an dem Bild des
Straftäters und modifizierte es nach Laras Angaben. Nach ein paar Versuchen
erhielt das Ergebnis schließlich Laras Zustimmung.
    Die
fertige Zeichnung zeigte einen etwa 40 bis 50 Jahre alten Mann mit Seitenscheitel
und glatten Haaren. Er trug einen Oberlippenbart und eine dunkelrandige Brille.
Weiteren Angaben Laras zufolge war er schlank und durchschnittlich groß.
Unsympathisch sah er nicht aus. Eher wie der Mann von nebenan oder ein guter
Onkel, dem man durchaus sein Kind anvertrauen würde.
    »Kennen
Sie einen solchen Mann?«, fragte Franca die Eltern, doch beide verneinten.
    »Hat
sich Laras Verhalten verändert seit der gestrigen Begebenheit?«, wollte Franca
von Laras Eltern wissen, als das Kind wieder in sein Zimmer gelaufen war.
    »Sie
ist unruhig und sie dauernd Hände waschen und auch oft Zähne putzen«, sagte die
Mutter. »Das ist komisch. Sie sich nie freiwillig waschen früher. Oder
Zähneputzen. Immer mahnen. Und jetzt dauernd.«
    Der
Mann fügte hinzu: »Wir sie lassen nicht mehr allein. Wir haben Angst.«
    »Wir
immer Angst haben vor Unfall. Dass Auto kommt und sie totfährt. Aber man kann
Kind nicht einsperren … Das ist schlimm.« Die Mutter sah Franca flehend an. Sie
hatte dieselben hellen Augen wie ihre kleine Tochter. »Sie müssen finden

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