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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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kennen. Cousins.
Onkel. Merkwürdig ist auch, dass sie über das nicht sprechen möchte, was ihr
angetan wurde. Obwohl es ja eigentlich offensichtlich ist. Ich hatte fast den
Eindruck, als ob sie jemanden schützen möchte.«
    »Wenn
Kinder betroffen sind, ist das eben alles sehr schwierig.« Franca schwieg eine
Weile.
    »Bernhard
hält viel von Profiling«, sagte Clarissa.
    Einen
Moment lang musste Franca überlegen, wen sie meinte. ›Bernhard‹ war für sie
Hinterhuber oder Hubi. »Wir haben einige Seminare gemeinsam besucht. Aber ich
könnte jetzt nicht behaupten, dass mir das allzu viel gebracht hat.«
    »Was
ist falsch daran, sich Schritt für Schritt an eine Täterpersönlichkeit
heranzutasten?« Das klang ein wenig provokativ.
    »Nichts.
Sofern man dies nicht als der Weisheit letzten Schluss begreift. Ich bezweifle
nun mal, dass es genügt, Statistiken miteinander zu vergleichen, ein paar
Vorlesungen zu hören und entsprechende Bücher zu lesen.«
    »Aber
Profiling ist doch viel mehr als das. Wieso hältst du so wenig von dieser
Methode, die immerhin spektakuläre Erfolge aufweisen kann?«, echauffierte sich
Clarissa.
    »Und
wie viele Erfolge weist die gute alte Polizeiarbeit auf? Davon spricht kaum
jemand, weil sich alle nur auf das Spektakuläre stürzen.«
    »Und
was würdest du in unserem konkreten Fall vorschlagen?« Clarissas Frage klang
etwas pikiert. »Irgendwo muss man schließlich anfangen.«
    »Das
ist klar. Deshalb werden wir deine Phantomzeichnung an die Zeitungen geben«,
sagte Franca mit einem Seitenblick auf die Jungkommissarin.
     
    Georgina lag bereits im Bett,
als Franca nach Hause kam. Franca betrat das Zimmer ihrer Tochter. »Tut mir
leid, dass es so spät wurde«, sagte sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Das Mädchen hielt ein Buch über Australien in der Hand.
    »Braucht
dir nicht leidzutun, Mammi. Ich bin doch schon groß.«
    »Gott
sei Dank.« Franca setzte sich auf den Bettrand und sah sie sinnend an.
    »Sag
mal, bist du jemals von dubiosen Typen angesprochen worden? Früher, als du noch
klein warst?«
    Georgina
schien einen Moment zu überlegen, dann nickte sie. »Vorm Supermarkt. Da war ich
vielleicht sechs oder sieben Jahre alt und stolz, dass ich selbstständig
einkaufen durfte. Weißt du noch, das Geschäft bei uns um die Ecke?«
    »Und
was ist da passiert?« Franca schaute entsetzt.
    »Reg
dich ab, Mammi. Ich hab dem Typen gesagt, meine Mama ist bei der Polizei. Da
hat er ganz blöd geguckt und hat schnell das Weite gesucht.«
    »Jetzt
verarschst du mich?« Franca guckte unsicher.
    »Ich
doch nicht.« Georgina grinste. »Ich war halt schon immer ein kluges Kind.«
    »Auf
den Kopf gefallen warst du allerdings wirklich nie«, stimmte Franca zu. »Ich
hab dich mal gefragt, da warst du noch viel kleiner: Was machst du denn, wenn
du dich verläufst und nicht mehr nach Hause findest? Weißt du noch, was du geantwortet
hast?«
    Georgina
nickte: »Ich nehme mir ein Taxi und sag dem Fahrer, er solle mich in den
Amselweg 12 bringen. Da haben wir damals gewohnt.«
    Franca
nickte lächelnd. »Ab dem Moment wusste ich, dass du dir immer zu helfen weißt.«
Sie drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. »Nacht, meine Süße.« Sie
streichelte sanft über Georginas samtbraune Wange. Dann stand sie auf und ging
zur Tür.
    »Hast
du denn so einen Fall momentan?«, fragte Georgina.
    Franca
drehte sich um und hob die Schultern.
    »Einem Mädchen
ist was Schlimmes passiert?«
    Franca
seufzte. Im Grunde wollte sie diese Dinge nicht nach Hause tragen.
    »Übrigens,
es hat ein Mann für dich angerufen.«
    »Ach
ja? Und wer?«
    »Seinen
Namen hat er nicht genannt. Hast du einen neuen Verehrer?«
    »Schlaf
schön.« Kopfschüttelnd zog Franca die Tür hinter sich zu.

13
     
    In seinem Inneren brodelte es
so heftig, dass er bisweilen meinte, sein Hirn sei kurz vor dem Zerplatzen.
Manchmal gelang es ihm nur mit äußerster Mühe, sich auf seine Arbeit zu
konzentrieren. Es kam vor, dass er sich mitten am Tag dabei ertappte, wie er
seinen Gedanken nachhing. Häufig war er wie benommen, regelrecht geistig
abwesend. Einige Kollegen hatten bereits entsprechende Bemerkungen gemacht. Er
musste sich zusammenreißen.
    Immer,
wenn er es am wenigsten erwartete, schlichen sich die Gedanken an früher in
sein Hirn. Dass man ihn fortgeschickt hatte, konnte er nie verwinden. Ein
verwaister Junge, weil seine Eltern ihn nicht mehr wollten. Vater hatte das
bestimmt und Mutter hatte es zugelassen. Ein

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