Vulkanpark
auf den Tisch gelegt, dass sie noch mit
Freunden in der Stadt sei und es später werden würde. Farinelli war versorgt
und döste auf seinem Platz auf dem Sofa. Das Licht ihres Anrufbeantworters
blinkte. Sie drückte auf den Knopf.
»Ich
hab’s schon ein paar Mal probiert, aber Sie sind furchtbar schwer zu erreichen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie kurz bei mir anklopfen, egal, wie spät es ist«,
sagte eine angenehme männliche Stimme. Er hatte weder seinen Namen noch seine
Telefonnummer genannt. Offenbar ging er davon aus, dass sie wusste, wer die
Nachricht hinterlassen hatte.
Waren
sie nicht bereits beim Du gewesen?
Sie
lächelte vor sich hin und sah auf die Uhr. Nein, um diese Zeit hatte sie keine
Lust mehr auf irgendwelche Gespräche. Sie setzte Wasser auf, bereitete sich
eine Tasse Tee mit dem schönen Namen ›Klarer Kopf‹ und vertraute auf deren Wirkung.
Kurze
Zeit später klingelte das Telefon. »Sie sind ja doch zu Hause«, sagte Benjamin
Jacobs.
»Ja«,
antwortete sie schlicht.
»Und?«
»Was,
und?«
»Ich
habe Ihnen eine Nachricht hinterlassen.«
»Ich
habe sie gehört.«
Er
schien perplex. Vielleicht war er es nicht gewohnt, dass eine Frau nicht sofort
seinen Wünschen nachkam.
»Ich
fand unser Treffen letztens sehr anregend und ich habe mehrmals versucht, Sie
anzurufen.«
Sie
schwieg.
Er
räusperte sich. »Ich hab mich in Ihrer Wohnung ziemlich wohlgefühlt. Und da ich
mit meiner Einrichtung noch nicht ganz fertig bin, wollte ich Sie bitten, mir
ein wenig beratend zur Seite zu stehen. Sie wissen ja, wir Männer sind
Analphabeten, was das Ambiente betrifft. Frauen können da mit kleinen Kniffen
wahre Wunder wirken.«
Das war
ja ein ganz Schlauer. Die Wohnungseinrichtung als Vorwand für ein Wiedersehen.
Sie ließ ihn noch ein bisschen zappeln. Obwohl sie sich insgeheim über seine
Bitte freute.
»Wann
soll ich kommen?«, fragte sie schließlich.
»Ich
habe heute Abend nichts weiter vor.«
»Sie
meinen, jetzt gleich?«
»Wenn
Ihnen das passt.«
»Eigentlich
überhaupt nicht. Ich bin ziemlich geschafft.«
»Und
wenn ich Sie ganz lieb bitte?«
Schließlich
ließ sie sich überreden und schrieb nun ihrerseits ihrer Tochter einen Zettel,
dass sie ein Stockwerk tiefer sei, falls Georgina früher zu Hause sein sollte.
Benjamin
öffnete mit einem charmanten Lächeln die Tür. Hinter ihm im Flur stapelten sich
unausgepackte Umzugskisten. Im Wohnzimmer war eine Regalwand halb aufgebaut.
Davor standen ein Tisch und zwei Stühle sowie ein Zweisitzer-Sofa. Es sah alles
noch sehr unfertig aus.
»Schön,
dass Sie gekommen sind. – Einen Wein? Ich hab extra trockenen besorgt.« Er
lachte sie an, und wieder dachte sie an Siegfried, den unverwundbaren Helden
aus der Nibelungensage.
»Aber
zuerst machen wir Schlossführung, ja? Nach dem Motto: My home
is my castle .«
Sie
folgte ihm durch die drei Räume. Die Wohnung war ähnlich geschnitten wie die
ihre und wich nur in Kleinigkeiten davon ab. Das Bad war anders aufgeteilt, und
es gab einen zusätzlichen Abstellraum. Wohnzimmer und Schlafzimmer schienen ihr
identisch. Ein breites Bett war fertig aufgebaut, das exotisch angehauchte
Muster der Bettwäsche gefiel ihr.
»Zu
welchen Wandfarben würden Sie mir denn raten?«
»Och.«
Franca legte den Kopf schief. »Also, ich würde sagen, Apfelgrün fürs
Wohnzimmer, Flieder für die Küche und ein kräftiges Magenta fürs Schlafzimmer.«
»Sie
wollen mich wohl verarschen?« Das klang ärgerlich.
»Ich
würde es provozieren nennen.« Sie strahlte ihn listig an. »Auf diese Weise sind
Sie gefordert, genau zu erkennen, was Sie wollen. Im Grunde lassen Sie sich ja
sowieso nichts vorschreiben und haben Ihren eigenen Kopf. Hab ich recht?«
Seine
Miene entspannte sich. »Eins zu null für Sie«, gab er zu.
So ein
Kräftemessen machte ihr Spaß. Und dieser Siegfried gefiel ihr immer besser.
Auch roch er gut. Vorhin, als sie ihm ein wenig näher gekommen war, hatte sie
sein Aftershave eingeatmet. Ein sehr angenehmer Duft, der ihr bereits beim
ersten Kennenlernen aufgefallen war.
Er
lachte lauthals und legte dabei den Kopf ein wenig nach hinten.
»Geben
Sie’s doch zu. Sie brauchen meine Beratung überhaupt nicht. Ihr Geschmack ist
ausgezeichnet. Sie wollten doch nur … «
Er
schnitt ihr das Wort mit einem Kuss ab. Sie war ein wenig perplex, wehrte sich
aber nicht. Wann war sie das letzte Mal so geküsst worden? Sie ließ sich
fallen, wollte alle Bedenken und Warnlampen in ihrem Kopf
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