Vulkanpark
Lomack seine Finger nicht im Spiel hat«, sagte
Osterkorn und hob die Hände. »Nicht auszudenken, wenn der etwas damit zu tun
hätte.«
Er
begann in seinen Papieren zu blättern. »Was ist eigentlich mit der verdächtigen
Person vom Bolzplatz, die öfter den Kindern beim Kicken zugeschaut hat?«
»Wir
haben den Mann überprüft. Er ist absolut sauber«, sagte Franca. Rudolf
Steinauer war nicht 40 Jahre alt, wie der Junge auf dem Bolzplatz vermutet
hatte, sondern 65. »Ein einsamer Rentner, der nach der Trennung seines Sohnes
von dessen Frau seine Enkel nicht mehr sehen darf. Aus diesem Grund ging er
öfter zum Bolzplatz, um dort wenigstens anderen Kindern nahe zu sein. Er hat
sich ihnen aber nie in einer unsittlichen Art und Weise genähert oder ist sonst
wie polizeilich auffällig geworden.«
»Ist
von den Kleidungsstücken des Kindes inzwischen etwas aufgetaucht?«
Franca
schüttelte den Kopf. »Nur Timos Rucksack. Nach Angaben der Mutter fehlt neben
der Kleidung auch ein MP3-Player, den der Junge immer dabeihatte«, sagte
Franca. »Nach dem wird auch gesucht.«
»Und
wie weit sind Sie, Herr Stein? Haben Sie in dem gestohlenen Fahrzeug Spuren
sichern können?«
Frankenstein
wand sich ein wenig. »Nun ja. In dem Golf befinden sich auffallend viele
Fremdspuren. Insofern bereitet uns die Auswertung ziemliche Schwierigkeiten.«
»Aber
an dem toten Kind muss doch irgendetwas nachweisbar sein, das auf den Täter
schließen lässt.« Osterkorn wurde zusehends ungeduldiger. Es fiel ihm sichtlich
schwer, ruhig zu bleiben.
»Der
Täter hat ein Kondom benutzt, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Leiche
des Jungen längere Zeit im Wasser lag, was die Auswertung von Mikrospuren
ziemlich erschwert.«
Langsam
entwickelte sich Frankensteins Argumentation zu einer Verteidigungsrede.
Osterkorns
Blick hinter der getönten Hornbrille blieb undurchdringlich. Seine Gesichtshaut
hatte sich ein wenig verfärbt, und ein leichtes Zucken rund um die Augen machte
deutlich, dass er mit diesen Antworten absolut unzufrieden war. Er blätterte
weiter in den vor ihm liegenden Papieren.
»Und
was ist mit den Tatwaffen? Im Obduktionsbericht ist von einem Messer sowie von
einer Schnur oder Kordel die Rede.«
»Wir
sind mehrfach mit Metalldetektoren weiträumig den Fundort abgegangen. Aber man
muss bedenken, das ist Vulkangebiet. Und es gibt leider auch einen Fluss, in
dessen Tiefen vieles verschwinden kann.«
»Dieses
feige pädophile Schwein muss doch irgendeinen Fehler gemacht haben«, trumpfte
Brock auf.
»Du
solltest wissen, dass solche Täter nicht unbedingt pädophil veranlagt sein
müssen«, rügte Franca und konnte nicht verhindern, dass ihr Ton belehrend
klang.
»Das
glaubst du doch selbst nicht«, empörte sich Brock. »Der Typ hat den Jungen
vergewaltigt. Und da willst du mir erzählen, der sei nicht pädophil?«
»Ich
bin keine Psychologin, das ist richtig«, räumte Franca ein. Sie überlegte, ob
sie ihre Vermutung erwähnen sollte, die beiden Sexualdelikte könnten
miteinander zusammenhängen.
Vielleicht
war es dem Täter egal gewesen, ob ein Mädchen oder ein Junge das Opfer war,
Hauptsache klein und schwach. Doch da auch Hinterhuber nichts dergleichen
äußerte, behielt sie diese Vermutung vorerst für sich.
Brocks
Gesichtshaut war zerknittert, er sah älter aus, als er war. Franca hatte die
Befürchtung, dass er in letzter Zeit mehr Alkohol trank als ihm gut tat. Bisher
hatte er sich jedoch im Dienst nichts zuschulden kommen lassen.
Niemand
sagte mehr etwas. Schließlich unterbrach Clarissa die beklemmende Stille.
»Vielleicht ist der Täter selbst als Kind gedemütigt worden«, sie strich sich
eine feuerrote Haarsträhne aus der Stirn. »Ist nicht jeder Mord in irgendeiner
Weise in der Kindheit begründet?«
Clarissa
hatte offenbar weiter in ihrer Profilerliteratur gestöbert. Franca musste
innerlich lächeln, blieb aber ernst.
»Ach
ja. Sind alles Opfer, diese Typen.« Brock machte eine wischende Handbewegung
vor der Stirn. »Immer schön für alles Verständnis haben. So ist es recht.«
»Ich
meine doch etwas ganz anderes.« Clarissas Gesicht überzog sich mit einer feinen
Röte. »Wäre es denn möglich, einen externen Profiler hinzuzuziehen?«, wandte
sie sich nun direkt an Osterkorn. »Ich könnte mir vorstellen, dass jemand von
außerhalb, der nicht mit konventionellen Methoden arbeitet, eine ganz andere
Herangehensweise hat. Dass dadurch andere Theorien entwickelt werden und
vielleicht ganz andere
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