Vulkanpark
Zusammenhänge ergründet werden.«
Franca
tauschte Blicke mit Hinterhuber. Die Kleine traute sich was.
»Ein
externer Profiler ist unvoreingenommen. Er hat eine andere Sicht auf die Dinge.
Und gerade in diesem wichtigen Fall sollten wir über den Tellerrand hinausschauen«,
bekräftigte Clarissa ihre Argumentation, nachdem niemand widersprach.
Hinterhuber
räusperte sich schließlich. »Das halte ich für keine gute Idee.«
Franca
ahnte, warum Hinterhuber gegen einen Externen war. Das Fachgebiet der
operativen Fallanalyse hatte ihn stets besonders interessiert. Er war ein guter
Polizist, aber bei der letzten Beförderung war er übergangen worden,
wahrscheinlich, weil er zu bescheiden war und sich nicht in den Vordergrund
spielte, im Gegensatz zu manch anderen Kollegen, die sich wunderbar aufs
Blenden verstanden. Doch solch ein Gebaren war Hinterhubers Sache nicht.
Vielleicht sah er nun seine Gelegenheit gekommen, die Karriereleiter ein
Stückchen hinaufzuklettern.
Jedoch
bei allem Verständnis für persönliche Befindlichkeiten durfte nicht vergessen
werden, dass es hier um ein schlimmes Verbrechen an einem Kind ging, und ganz
Deutschland ihnen auf die Finger sah. Es war schon viel zu viel Zeit
verstrichen. Je eher sie einen konkreten Ansatzpunkt hatten, umso größer die
Wahrscheinlichkeit, dass man den Täter dingfest machte.
»Ich
finde, über diesen Vorschlag sollten wir ernsthaft nachdenken«, meinte sie.
Hinterhuber
warf ihr einen düsteren Blick zu. »Also ich glaube nicht, dass ein spezieller
Fallanalytiker notwendig ist«, wandte er ein. »Sowohl Franca als auch ich haben
an etlichen Fortbildungen in dieser Disziplin teilgenommen.«
»Haben
Sie denn schon ein Täterprofil erstellt?«, wollte Osterkorn wissen.
Hinterhuber
nickte. »Wir gehen von einem Mann aus, sozial eingebunden, der unauffällig lebt
und einer geregelten Arbeit nachgeht. Jemand mit guten Ortskenntnissen.«
»Wie
würden Sie ihn altersmäßig einschätzen?«, hakte Osterkorn nach.
»Mindestens
18 Jahre alt, da er Auto fährt. Höchstens Mitte 60.«
»Sehr
aussagekräftig«, spottete Brock. »Den können wir doch gleich verhaften.«
»Es ist
ja erst ein Anfang.« Hinterhuber runzelte ärgerlich die Stirn.
Osterkorn
räusperte sich. »Sie alle wissen, eine oft geäußerte Kritik am Polizeiwesen
ist, dass es besonders im Bereich der Sexualkriminalität den Beamten häufig am
notwendigen Sachverstand fehlt. Uns sollte also jedes Mittel recht sein, den
Täter so schnell wie möglich hinter Gitter zu bringen. Bevor wir die nächste
Kinderleiche finden.« Der Chef sah von einem zum anderen. »Also teile ich die Meinung,
dass wir einen externen Profiler, oder besser gesagt, einen Fallanalytiker,
hinzuziehen.«
Clarissa
strahlte. Dass Osterkorn einen Narren an der Jungkommissarin gefressen hatte,
war nicht zu übersehen. Sie war eine gute Polizistin, das bestritt niemand.
Ihre Beiträge zeugten von genauer Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Aber
Franca wurde das ungute Gefühl nicht los, dass der Chef Clarissa ein wenig zu
sehr protegierte.
32
»Können wir mal reden?« Andrea
war in das Zimmer ihres Sohnes getreten, nachdem sie angeklopft hatte.
Er saß
an seinem Schreibtisch am Computer und hämmerte wild auf die Tastatur ein. Sein
Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet.
»Oder
stör ich?«, fragte sie höflich und betrachtete sein Profil, das ihr vertraut
war und doch irgendwie fremd. Weil sie keine sichtbaren Züge weder von ihr noch
von Rainer darin fand. Aber er war ihr Sohn, schon seit so vielen Jahren.
»Konny.«
Sie trat neben ihn und strich ihm sanft über den Arm. »Wir machen uns Sorgen.«
Er
hielt inne und drehte sich zu ihr um. Seine Miene drückte Ärger aus. »Sorgen
macht ihr euch?«, stieß er hervor. »Ihr habt doch erreicht, was ihr wolltet.
Ich habe mich von Britta getrennt, weil ihr in allen Punkten recht hattet.
Zufrieden?«
»Du
weißt, dass wir nicht zufrieden sind … dass
uns das leidtut. Glaub mir, ich hätte mir für dich eine schönere erste Liebe
gewünscht.«
»Wieso
macht ihr eigentlich so ein großes Geheimnis um die Namen meiner leiblichen
Eltern?«, wechselte er abrupt das Thema.
»Wie
kommst du denn jetzt darauf?«, fragte sie vollkommen verdattert. Gleichzeitig
versuchte sie, den Horror zu bekämpfen, den diese Frage jedes Mal in ihr
auslöste.
»Vielleicht
liegt’s ja an den Genen«, sagte er.
»Was
meinst du damit?«
»Dass
alles was mit meiner Herkunft zu tun
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