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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Macht in unpassenden Momenten melden würde, wenn
ihre Aufmerksamkeit mit etwas anderem beschäftigt sein sollte.
    »Ich
hasse Dramen und ich liebe Harmonie«, sagte sie, als sich ihr Atem beruhigt
hatte und sie sich an seinen warmen Körper kuschelte. »Ich finde es toll, dass
du keine Bemerkungen über meinen unmöglichen Beruf machst. Weißt du, dass daran
die meisten Polizistenehen zerbrechen? Auch meine ist letztendlich daran
gescheitert.«
    »Noch
sind wir nicht verheiratet.« Er lächelte und streichelte ihre Brust. »Aber das
könnte sich ja ändern lassen.«
    Sie
lachte laut. »Du bist ein Spinner. Wie lange kennen wir uns jetzt?«
    »Ein
paar Stunden. Wenn man unser Zusammensein im Wachzustand zusammenrechnet.« Er
sah sie ernst an. »Ich werde dir nie Vorwürfe machen. Du lebst dein Leben. Ich
lebe meines. Jeder muss den anderen respektieren. Das ist meine Maxime. Aber
jeder hat das Recht, darüber zu erzählen, wenn ihn etwas bedrückt. Warum bist
du eigentlich Polizistin geworden?«
    Darüber
hatte sie schon oft nachgedacht. Zu einem eindeutigen Ergebnis war sie nie
gekommen. Meistens liebte sie ihren Beruf, aber manchmal hasste sie ihn
abgrundtief.
    »Weil
ich mich nicht abfinden will. Weil ich neugierig bin. Weil ich wissen will, was
sich dort abspielt, wo der gewöhnliche Mensch keinen Zutritt hat«, antwortete
sie einigermaßen wahrheitsgemäß.
    »Und
das versetzt dir einen Kick?«
    »Ich
weiß nicht, ob mir das einen Kick versetzt, aber ich erachte diese Art von
Arbeit zumindest als sinnvoll.«
    »Meine
Arbeit erachte ich ebenfalls als sinnvoll.« Das klang ein klein wenig
beleidigt.
    »Ja
natürlich«, beeilte sie sich zu sagen. »So hab ich das doch nicht gemeint.«
    Bei
Benjamin musste sie besonders aufpassen, nicht in irgendein Fettnäpfchen zu
treten. Es war ihr schon öfter aufgefallen, dass er leicht dahingesagte Worte
gern auf die Goldwaage legte.
    »Ich
glaube, das Helfersyndrom ist tief in mir drin. Sonst wäre ich sicher nicht
Rettungssanitäter geworden.«
    »Und
ich hab offenbar eine Schwäche für Männer mit Heilberufen«, antwortete sie
lachend. Sie hatte ihm von David erzählt, ihrem geschiedenen Mann, und hatte
bei der Gelegenheit nachgefragt, ob er schon mal beruflich mit ihm zu tun
hatte. Doch Ben hatte diese Frage verneint.
    Eigentlich
wartete sie jetzt darauf, dass er ihr Fragen zu ihrem aktuellen Fall stellte,
doch es kam nichts dergleichen. Er atmete regelmäßig. Sie glaubte schon, er sei
eingeschlafen.
    »Macht
es dir eigentlich Spaß, Leute zu verknacken?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ich verknacke niemanden. Das machen die Richter. Ich arbeite ihnen nur zu.«
    Sie
richtete sich ein wenig auf und sah ihm in die Augen. »Wenn dieser Fall geklärt
ist, dann unternehmen wir was ganz Tolles zusammen, ja?«
    »Ist
das ein Versprechen?« Er hatte einen Ausdruck im Gesicht, als ob er nicht so
recht daran glauben könne.
    Sie
nickte heftig und dachte gleichzeitig daran, wie viele Versprechen sie in
letzter Zeit gegeben hatte. Bei den meisten konnte sie nicht absolut sicher
sein, sie auch einlösen zu können. »Aber so lange musst du dich in Geduld üben.
Und jetzt muss ich schleunigst in mein eigenes Bett, damit ich morgen wieder
fit bin. Gute Nacht.« Sie gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen, streifte
sich schnell die Kleider über und huschte zur Tür.
    »Gute
Nacht. Schlaf schön. Und lass mich nie wieder so lange zappeln. Sonst könnte
ich vielleicht doch die Geduld verlieren.«
    »Untersteh
dich«, antwortete sie und drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger.

35
     
    »Sag mal, stimmt etwas nicht
mit dir?« Francas Blick ruhte besorgt auf Clarissa. Die Jungkommissarin war
blasser als sonst und wirkte ziemlich in sich gekehrt. Auch vermisste Franca
die kessen Sprüche, die ihr sonst so leicht über die Lippen gingen.
    Clarissa
schüttelte wortlos den Kopf und beugte sich tief über einen Aktenordner, in den
sie Spurenberichte einsortierte.
    »Clarissa?
Was ist los? Du hast doch was.«
    Die
Jungkommissarin hob den Kopf und kaute an ihrem Lippenpiercing. Sie wirkte
etwas verloren, es sah aus, als ob sie etwas loswerden wollte, aber nicht recht
wusste, wie sie es anfangen sollte.
    »Na?«
Franca nickte ihr aufmunternd zu. »Mit mir kann man doch reden, oder?«
    Clarissa
zog scharf die Luft durch die Nase. »Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung
war, Kriminalkommissarin zu werden«, begann sie zögernd.
    »Was?«,
entfuhr es Franca. »Also wenn eine das

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