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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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fragend an. »Wir
sollen rüber ins K7 kommen. Frankenstein wollte aber nicht verraten, warum. Du
weißt ja, wie sehr er Überraschungen liebt. Sagst du Hinterhuber Bescheid?«
    »Erst
geh ich zur Toilette. So verheult kann ich da ja kaum aufkreuzen.« Sie fegte
hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Franca
spürte ein innerliches Kribbeln. Sie wusste, dass Frankenstein nicht einfach so
alle zu sich rüber in die Abteilung bat. Da steckte etwas Konkretes dahinter.
Sie schätzte den Kollegen sehr, mit dessen Hilfe sie schon etliche Fälle gelöst
hatten. Ihr selbst waren die hoch spezialisierten modernen Verfahren der
Molekularbiologie, mit denen er aus unscheinbaren Spuren wie Haarfollikeln und
winzigsten Hautfetzchen die DNA herauslösen konnte, ein Rätsel. Sie schätzte
es, dass er trotz der vielen und intensiven Arbeit noch die Zeit fand, sich
regelmäßig in Fortbildungsseminaren auf den neuesten Stand der Wissenschaft zu
bringen. Gerade die Fortschritte in der Kriminaltechnik waren rasant. Sie
lächelte, als sie daran dachte, wie er manch vergeblichen Versuch gemacht
hatte, sie in die Geheimnisse von Desoxyribonucleinsäure und
Polymerasekettenreaktionen einzuweihen sowie ihr den Aufbau der menschlichen
Chromosomensätze nahezubringen.
    Ein
paar Minuten später war sie im K7, Frank Steins Wirkungsstätte, und staunte
nicht schlecht.
    Verschiedene
schmuddelig aussehende Kleidungsstücke lagen aufgereiht auf einem Tisch. Eine
Kinder-Bermuda, an den abgeschnittenen Rändern ausgefranst, eine blaue
Unterhose, ein völlig zerknittertes und verdrecktes weißes T-Shirt mit der
Aufschrift ›Champion‹, das zahlreiche dunkle Flecken aufwies, eine lila
Baseballkappe mit den eingestickten Buchstaben ›JB‹ sowie ein Paar Turnschuhe
der Marke ›Nike‹, an denen Reste getrockneter Erde klebten.
    Es
waren die von Timos Mutter beschriebenen Kleidungsstücke, die der Junge am
Abend seines Verschwindens getragen hatte.
    »Wo lag
das?«, fragte sie und trat näher heran. Sie konnte den muffigen Geruch von
altem Urin riechen.
    Inzwischen
waren auch Clarissa und Hinterhuber eingetroffen. Auch Brock gesellte sich
dazu.
    »Wir
haben die Umgebung des Fundortes sehr gründlich abgesucht. Das hat gedauert,
wie ich schon bemerkte. Timos Kleidung haben wir in einer Höhle gefunden, deren
Eingang ziemlich zugewachsen war, ungefähr so wie das Dornröschenschloss im
Märchen. Norbert hat sie entdeckt. An einer Stelle markierten zertrampeltes
Gras und umgeknicktes Gebüsch, dass sich da vor Kurzem jemand aufgehalten haben
musste.«
    »Was
ist das für eine Höhle? Eine natürliche?«, fragte Clarissa.
    Frankenstein
schüttelte den Kopf. »Die haben Menschen gemacht. Früher wurden solche Höhlen
als Lagerstätten benutzt, als es noch keine Kühlschränke gab. Sie ist relativ
hoch, ein nicht allzu großer Erwachsener kann darin aufrecht stehen. Und man
ist dort vor aller Welt verborgen. Da konnte der Typ ungehindert seine
schmutzigen Sachen machen. Auch abgebrannte Kerzen haben wir dort gefunden, die
hat er wahrscheinlich nicht nur dazu benutzt, um besser sehen zu können.«
Frankenstein kratzte sich am Kopf. »Offenbar hat sich der Junge vor Angst
eingenässt, Hose und Unterhose sind voller Urin. Mit dem T-Shirt hat der Typ
sich wahrscheinlich gesäubert. Und auch das haben wir gefunden.« Frankenstein
hielt eine weiße, ebenfalls verschmutzte Kordel hoch, die in einem
Plastikbeutel verwahrt war. »Nur das Messer fehlt. Das hat er offensichtlich
mitgenommen.«
    »Das
heißt, der hat das Kind in der Höhle attackiert und auch dort getötet«,
bemerkte Hinterhuber. »Was meine These bestätigt, dass er ortskundig sein
muss.«
    »Diese
Höhle findet man nie, wenn man nicht weiß, wo sie ist«, bestätigte
Frankenstein. »Nach den Blutflecken auf dem Höhlenboden zu schließen, ist das
eindeutig der Tatort. In einer Ecke lag auch eine angebrochene Rolle mit
Plastikmüllsäcken. Herkömmliche Massenware, wie sie in jedem Supermarkt oder
Baumarkt verkauft wird.«
    »Gibt’s
denn irgendeinen brauchbaren Hinweis auf den Täter?«, fragte Franca.
    »Der
Junge trug ein größeres Heftpflaster am Knie. Daran konnten wir Anhaftungen von
Jeansfasern isolieren, die nicht mit den Fasern seiner Bermuda übereinstimmen.«
    »Jeansfasern?«,
wiederholte Franca skeptisch. Das klang wenig vielversprechend. So gut wie
jeder Mann trug heutzutage Jeans.
    »Täusch
dich mal nicht.« Frankenstein hob zu einer seiner berüchtigten Erklärungsreden
an. »Die

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